FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
80 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 der Fonds“, sagt Guido vom Schemm, Ge- schäftsführer der Vermögensverwaltung GVS Financial Solutions. „Wahrscheinlich haben sie erst genauer hingeschaut, als sich 2012 das Wirtschaftswachstum in Brasilien verringer- te“, vermutet er. Zumindest ziehen sich Inves- toren seitdem massiv aus BRIC-Fonds zu- rück. „Allein im Jahr 2013 sind weltweit rund 14 Milliarden Euro abgeflossen“, sagt vom Schemm. Dies entspreche 30 Prozent der seit 2005 investierten Gelder. Sich ganz aus den vier Schwellenländern zu verabschieden, wäre aber falsch. Davon ist zumindest Alexander Mozer von der Fonds- gesellschaft Ökoworld überzeugt. „Man muss ja sehen, dass das Wirtschaftswachstum in Ländern wie China oder Indien immer noch größer ist als in den Industrieländern“, sagt der Fondsmanager. In China entwickelt sich der Dienstleistungssektor, Indien ist einer der größten Lieferanten von Eisenerz, das für die Stahlproduktion unverzichtbar ist. Es sei auf keinen Fall falsch, als Stockpicker in den BRIC-Ländern zu investieren. „Was aber nicht funktioniert, ist der BRIC-Ansatz im Allgemeinen“, erklärt Mozer. „Sich nur auf vier Staaten zu konzentrieren widerspricht schon allein dem einfachen Prinzip der Streuung“, sagt Mozer. Fallen die Kurse in allen BRIC-Staaten, bleiben den Fondsmanagern keine Ausweichmöglichkei- ten. Zudem sind sie in den meisten Fällen recht strikt an ihre Benchmark gebunden. Einfluss der Staatskonzerne „Selbst wenn ein Investmenthaus einen Tracking Error von fünf Prozent erlaubt, bleibt dem Fondsmanager keine große Frei- heit“, erklärt Mozer. So kann er etwa den An- teil eines Unternehmens im Fonds, das in der Benchmark stark gewichtet ist, nicht beliebig reduzieren, selbst wenn es eigentlich nötig wäre. „Erschwerend hinzu kommt, dass in BRIC-Fonds meist viele Staatskonzerne ver- treten sind“, sagt Mozer. So zum Beispiel die russische Gazprom oder der brasilianische Öl- konzern Petrobras. Diese haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Aktienbaro- meter ihrer Länder. Das Problem dabei: „Der Staat verfolgt oft andere Interessen als der Privatanleger“, erklärt Mozer. Und da die Benchmarkvorgaben oft nicht erlauben, dass sich der Manager im Zweifelsfall komplett von den Papieren eines Konzerns verabschie- det, kann sich dies negativ auf die Kurse der Fonds auswirken. So müssen Fondshäuser über neue Kon- zepte nachdenken, wollen sie ihren Anlegern künftig Investments auch in den vier BRIC- Ländern anbieten. Alexander Mozer betreibt für seinen Ökoworld Growing Markets 2.0 gezieltes Stockpicking. Dabei ist er nicht an eine Benchmark oder bestimmte Länder ge- bunden. „In China etwa entwickelt sich der- zeit ein Bewusstsein für Umweltschutz“, sagt Mozer. Daher schaut er sich verstärkt nach Unternehmen um, die in diesem Bereich tätig sind. Auch im Gesundheitswesen des Landes böten sich zunehmend Chancen. BRIC-Fonds verschmelzen Andere Investmenthäuser gehen dazu über, ihre BRIC-Fonds mit breiter aufgestellten Schwellenländerfonds zu verschmelzen. Gold- man Sachs ist dabei keineswegs Vorreiter. Die Deutsche Asset & Wealth Management hat die Zeichen der Zeit bereits 2013 erkannt und ihren DWS Invest BRIC Plus in Deutsche Invest I Global Emerging Markets Equities umbenannt. Damit hat sich auch die Anlage- politik geändert. Auch Michael Konstantinov, Schwellenländerexperte und ehemaliger Starmanager eines BRIC-Fonds von Allianz Global Investors, ist vom Län- derquartett nicht mehr überzeugt. Für Anfang 2016 hat er die Neuauflage ei- nes Mischfonds angekündigt, der die Emerging Marktes komplett abdecken soll, statt sich auf Brasilien, Russland, Indien und China zu beschränken. „Ich bin überzeugt davon, dass die meisten Fondsgesellschaften dem Mo- dell folgen werden“, erklärt Vermögens- verwalter vom Schemm. Denn für ihn ist klar: Die einst gefeierten Sterne wer- den künftig nur noch in größerer Gesell- schaft erstrahlen. ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I bric-fonds Foto: © Commerzbank; Ökoworld Simon Quijano-Evens, Commerzbank: „Russland leidet unter dem schwachen Ölpreis und den Sanktionen.“ Alexander Mozer, Ökoworld: „Schwellenländer bleiben auch weiterhin interessant.“ Ausgewählte BRIC-Fonds Fonds- Perfor- volumen Basis- Laufende Perfor- mance Auflage- in Mio. wäh- Kosten mance 5 Jahre Name ISIN datum Euro rung p. a. 2015 1 p. a. 1 Schroder ISF BRIC LU0858243842 Dez. 12 940,4 EUR 1,93 % 3,77 % k.A. Templeton BRIC LU0260863617 Sep. 06 609,7 EUR 2,48 % 0,48 % -4,87 % HSBC GIF BRIC Equity LU0449509016 Dez. 09 351,1 USD 1,90 % 1,14 % -3,61 % GS BRICs Portfolio LU0234683448 Jan. 06 195,0 EUR 2,65 % 7,49 % -1,88 % Parvest Equity BRIC LU0251809926 Mai. 15 137,9 EUR 2,24 % 5,30 % -3,24 % Allianz BRIC Stars LU0224575943 Sep. 05 84,1 EUR 2,29 % 9,02 % -3,10 % Allianz BRIC Equity LU0293313325 Jun. 07 68,3 EUR 2,29 % 7,38 % -2,77 % KBC Equity BRIC BE0946137966 Mai. 06 34,9 EUR 1,93 % 3,79 % -2,12 % Candriam Equity BRIC BE0948468021 Dez. 05 33,7 EUR 2,26 % 3,85 % -2,07 % UBAM Equity BRIC LU0573558169 Jan. 11 15,9 EUR 2,55 % 4,05 % k.A. 1 Stand: 9.11.2015; sortiert nach Fondsvolumen Quelle: Morningstar
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