FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

78 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 das laufende Jahr. Für 2016 hat die Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff bereits ein Minus von 1,5 Prozent prognostiziert. „Bra- silien ist das größte Sorgenkind unter den BRIC-Staaten“, erklärt Oliver Holtemöller, Professor am Leibniz-Institut für Wirtschafts- forschung Halle (IWH). „Von einem Schwel- lenland würde man eine deutliche Steigerung der Arbeitsproduktion erwarten“, erklärt er. Doch diese sei seit dem Jahr 2000 nur mäßig gewachsen. Ungünstige Kombination Das große Dilemma ist die Kombination aus sich abschwächender Wirtschaft und gleichzeitig hoher Inflation. Normalerweise würde eine Notenbank die Zinsen senken, um die Konjunktur anzukurbeln. „Dem steht aber die hohe Inflationsrate entgegen“, sagt Hol- temöller. Daher hat die brasilianische No- tenbank den Leitzins erhöht. Hinzu kommt, dass sich Sparprogramme mit der in der Bevölkerung unbeliebten Präsidentin Rous- seff nur schwer umsetzen lassen. Und eine Unternehmenssteuer in Höhe von 65 Prozent belastet die Wirtschaftsentwicklung noch zusätzlich. „Eher erfreulich ist die Situation in Indien“, sagt Quijano-Evens. Die Wirtschaft des Lan- des profitiere vom schwachen Ölpreis. „Zu- dem ist Indien ein eher eine geschlossene Wirtschaft und stark getrieben durch die Re- formen, die Premierminister Narendra Modi anpackt“, erklärt der Experte. Mit einemWirt- schaftswachstum zwischen sieben und acht Prozent steht Indien derzeit an der Spitze der vier BRIC-Staaten. Fonds fahren Verluste ein Angesichts der wirtschaftlichen und politi- schen Eigenheiten der Staaten wird deutlich, dass sie schlecht in einen Fonds passen. Das gilt zumindest, solange nicht Papiere aus wei- teren Ländern vertreten sind. Obwohl sich die Börsen recht unabhängig voneinander ent- wickeln, wird ein Verlust in einem Land nicht unbedingt durch einen Gewinn in einem anderen abgefedert, so wie zu Beginn des BRIC-Hypes gern behauptet wurde. Ein Blick auf die Kurse der großen Fonds beweist es. So hat etwa der Templeton BRIC, einer der ältesten Fonds auf das Länderquartett, in den vergangenen fünf Jahren ein Minus von 4,9 Prozent eingefahren – per annum. Der eben- falls etablierte HSBC GIF BRIC Equity verlor im selben Zeitraum 3,6 Prozent jährlich (siehe Tabelle auf der nächsten Seite). „Anleger haben die Probleme aber so lange übersehen, wie die Wachstumsraten der Län- der gestiegen sind und mit ihnen die Kurse markt & strategie I bric-fonds Foto: Dreamstime; M.M. Warburg Matthias Thiel, M.M. Warburg: „Anleger haben die Probleme der BRIC-Länder lange übersehen.“ China Steckbrief China Amtssprache Mandarin Hauptstadt Peking Staatsform Sozialistisches Einparteiensystem Regierungschef Li Keqiang (Premier des Staatsrates) Fläche ca. 9.571.302 km 2 Einwohnerzahl ca. 1,43 Milliarden (2015) Bevölkerungsdichte 143 Einwohner pro km 2 Währung Renminbi Wichtige Wirtschaftssektoren Industrie Bruttoinlandsprodukt 10,3 Billionen US-Dollar (2014) Leitindex Shanghai Composite 3.640 Punkte (10.11.2015) Die Volksrepublik China ist mit rund 1,43 Milliarden Einwohnern weltweit der Staat mit der größten Bevölkerungszahl. Was die Fläche betrifft, so kommt das Land an vierter Stelle nach Russland, Kanada und den Vereinigten Staaten. China ver- zeichnete zwischen 2001 und 2010 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 10,5 Prozent. Für das Jahr 2016 werden 6,5 Prozent erwartet. Chinesische Mauer Indien Steckbrief Indien Amtssprache Hindi und Englisch Hauptstadt Neu-Delhi Staatsform Parlamentarische Bundesrepublik Regierungschef Narendra Modi Fläche ca. 3.287.590 km 2 Einwohnerzahl ca. 1,29 Milliarden (2015) Bevölkerungsdichte 365 Einwohner pro km 2 Währung Indische Rupie Wichtige Wirtschaftssektoren Produktion Eisenerz, Industriemetalle Bruttoinlandsprodukt 2,05 Billionen US-Dollar (2014) Leitindex Sensex 26.121 Punkte (10.11.2015) Der multiethnische Staat Indien ist mit etwa 1,29 Milliarden Einwohnern (2015) nach der Volksrepublik China das bevöl- kerungsreichste Land der Erde und somit die größte Demokratie der Welt. Hinsicht- lich der Landesfläche gehört es zu den zehn größten Ländern weltweit. Indien ist Lieferant von Eisenerz, dem wichtigsten Rohstoff für die Stahlproduktion. Das Land wächst derzeit stärker als China. Das Taj Mahal von Agra in Indien Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Quelle: Commerzbank, Bloomberg ’06 ’05 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 2.000 3.000 1.000 4.000 5.000 6.000 Shanghai Composite ’01 – ’10 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % 10,5 % Mittel von 2001 bis 2010 ’11 – ’14 8,1 % Mittel von 2011 bis 2014 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Quelle: Commerzbank, Bloomberg ’06 ’05 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 10.000 15.000 5.000 20.000 25.000 30.000 Sensex ’01 – ’10 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % 7,5 % Mittel von 2001 bis 2010 ’11 – ’14 6,6 % Mittel von 2011 bis 2014

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=