FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

72 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 und auf US-Banken und einer gleichzeitigen Verkaufsposition in US-Zinspapieren ab. Als weiteres Beispiel für solche Strategien, von denen der Fonds derzeit rund 20 unter- schiedliche umsetzt, nennt Sheikh das Invest- ment in australische Staatsanleihen. Der Hin- tergrund: Aufgrund des anhaltend schwachen Wachstums in Australien erwarten die Strate- gen um Sheikh nennenswerte Zinssenkungen in dem Land. Indirekt trage man damit auch den Unsicherheiten aufgrund einer Wachs- tumsschwäche in China Rechnung. Wenn da- durch nämlich Rohstoffexporteure wie Austra- lien in Mitleidenschaft gezogen würden, dann wirke sich das positiv auf mögliche Erträge aus den dortigen Staatsanleihen aus. Mit ihrer Strategie will J.P. Morgan Asset Management im Lauf des kommenden Jahres sehr viel offensiver am Markt auftreten, um das Produkt als sinnvolle Ergänzung zu ihrem schon in der Vergangenheit überaus erfolgrei- chen J.P. Morgan Global Income Fund zu po- sitionieren. Um den makroökonomischen Aspekt, der dem Konzept zugrunde liegt, noch stärker zu betonen, wird der Fonds deshalb umbenannt – in J.P. Morgan Global Macro Fund. Einen durchaus vergleichbaren Ansatz ver- folgen auch David Millar und sein Multi- Asset-Team bei Invesco, die den Invesco Glo- bal Targeted Return verantworten. Auch der von Guy Stern gemanagte Global Absolute Return Strategies Fund (GARS) von Standard Life Investments setzt auf eine an makroöko- nomischen Themen orientierte Asset Alloca- tion. Beide Fonds sind gewissermaßen ein Be- weis dafür, dass das Konzept einer möglichst schwankungsarmen Entwicklung bei gleich- zeitig höheren Ertragschancen im Vergleich zu defensiven Mischfonds durchaus gut funk- tionieren kann. Sie waren aber in diesem Jahr auch der Beleg dafür, dass auch die „moder- nere“ Variante des Multi-Asset-Fonds in Pha- sen, in denen sowohl Aktien als auch Renten unter Druck geraten, keine Wunder leisten kann. Makrorisiko minimieren Sehr gut gelungen ist das dagegen im lau- fenden Jahr einem Fonds, der auf den ersten Blick wie ein herkömmlicher Mischfonds aus Aktien und Anleihen daherkommt. Die Ma- cher des Profitlich Schmidlin Fonds UI distan- zieren sich sogar von der Einbeziehung ma- kroökonomischer Überlegungen in ihre Anla- geentscheidungen. „Wir versuchen grundsätz- lich Makrorisiken, imAnleihenbereich insbe- sondere die Zinssensitivität, in unserem Port- folio auf ein Minimum zu begrenzen“, erklärt dazu Marc Profitlich, der die Anlagestrategie des erst Anfang 2014 aufgelegten Fonds ge- meinsam mit seinem Partner Nicolas Schmid- lin entwickelt hat. Dass die Fondsmanager den schwachen Kapitalmarktsommer dennoch erheblich besser und vor allem mit einem dicken Plus vor der Wertentwicklung über- standen haben, dürfte an der Außergewöhn- lichkeit des verfolgen Fondskonzepts liegen. Geschicktes Rentenmanagement Unspektakulär beschreibt die Gesellschaft ihr Management der Aktienseite. Denn dass man nur in Aktien von Unternehmen inves- tiert, die man entweder sehr gut kennt oder die eine Unterbewertung aufweisen, klingt nicht besonders originell. Umso spektakulärer sind die Ergebnisse, die Profitlich und Schmidlin im Rentenbereich erzielen. Hier setzen die beiden Fondsmanager in erster Linie auf Sondersituationen mit tendenziell kurzer Restlaufzeit. „Zum Teil sind das auch sehr spezielle Anleihen, die nach unserer Erwartung kurz vor dem Eintreten eines von uns identifizierten besonderen Werttreibers stehen“, so Profitlich. Das können zum Beispiel besonders gläubigerfreundliche Re- gelungen in den Emissionsprospekten sein oder auch Fehlbepreisungen von Anleihen, die – zum Beispiel aufgrund ihres zu geringen Volumens – von anderen Marktteilnehmern einfach nicht entdeckt werden. Dabei handelt es sich um Anleihen sowohl von staatlichen Emittenten als auch von Finanzinstituten oder auch um Sondersituationen bei Unterneh- mensanleihen. Diesen Vorteil werden die bei- den Fondsmanager wohl noch eine ganze Weile als ihren Trumpf gegen- über der Konkurrenz klassisch orientierter Wettbewerber ausspielen können. Denn um solche Spezialsituationen aus- findig zu machen, muss man eher ein Bücher- wurm sein und sich re- gelrecht knietief in die entsprechenden Emissi- onsprospekte vorarbei- ten. Dazu werden andere auch künftig gar nicht in der Lage sein. HANS HEUSER | FP markt & strategie I multi-asset-fonds Foto: © Profitlich Schmidlin Marc Profitlich: „Wir versuchen grundsätzlich Makrorisiken im Anleihenbereich auf ein Minimum zu begrenzen.“ Warum Mischfonds und Multi-Asset-Konzepte ein Problem bekommen Für die Grafik wurden fünf bekannte vermö- gensverwaltende Fonds zu einem Fonds- Composite zusammengefasst, Der Fonds- Composite setzt sich aus den Fonds FvS Multiple Opportuni- ties, Kapital Plus, Ethna Aktiv, Nordea 1 Stable Return und Car- mignac Patrimoine zusammen. Als Vergleichsmaßstab wurde ein Referenzindex aus 34 Prozent Aktien (MSCI World Performan- ceindex in Euro) und 66 Prozent Anleihen (IBOXX Euro Corporate Index) gewählt, dessen Auftei- lung sich an der durchschnittli- chen Aktienquote der Fonds per 30. September 2015 (Angaben laut Facts- heets) orientiert. Die hohe Korrelation in der Entwicklung ist im Chart gut zu sehen. In der Marktkorrektur im Jahr 2011 ist erkennbar, dass der Fonds-Composite sich hier sehr gut gegenüber dem Markt halten konnte, in der Folge die Mehrwerte jedoch relativ schnell wieder abgeben musste und in Summe hinter der Markt- entwicklung zurückblieb. Mehr- werte konnten insofern nicht erzielt werden, und auch ein nachhaltig erfolgreiches Markttiming zur Ver- meidung von Verlustphasen ist im Durchschnitt der Fonds nicht er- kennbar. Entsprechend spiegelt sich die Korrektur ab April 2015 auch voll in der Entwicklung der Portfolios wider. 2011 ’10 2012 2013 2014 2015 0 % 20 % 10 % 30 % 40 % 50 % 60 % Referenzindex vor Kosten (34 % Aktien Welt, 66 % Anleihen) Referenzindex nach Kosten (34 % Aktien Welt, 66 % Anleihen) Fonds ‐ Composite

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