FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
70 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 gnac und Flossbach von Storch. Das Ergeb- nis: Keiner der 20 untersuchten Fonds konn- ten sich über den betrachteten Zeitraum von Anfang März bis Ende August dieses Jahres vor Verlusten retten. In dieser Bestandsaufnahme kam die Ana- lystin zu dem Schluss: „Die letzten Monate haben die Manager dieser Fonds durchaus auf die Probe gestellt, da sowohl Aktien als auch Anleihen negative Erträge lieferten, was vor allem klassische Aktien-Renten-Mischfonds an ihre Grenzen brachte.“ Claus geht davon aus, dass der Sommer 2015 Mischfondsanle- gern einen Vorgeschmack darauf gab, was sie künftig womöglich häufiger erleben müssen. Skeptische Anleger Davon scheint im Übrigen auch der deut- sche Fondsverband BVI auszugehen, der in seinem jüngsten Kommentar zur Absatzstati- stik von Fonds zu dem Schluss kommt, dass sich offenbar viele Anleger bereits auf drohen- de Kursverluste bei Renten vorbereiten. Der Branchenverband schreibt dazu: „Seit März investieren Anleger verstärkt in Rentenfonds mit kurzlaufenden Anleihen, das heißt bis zu drei Jahren Restlaufzeit. Die Fonds sammel- ten in diesem Zeitraum über sieben Milliarden Euro ein, Fonds mit länger laufenden Anlei- hen, das heißt über sieben Jahre Restlaufzeit, verzeichneten hingegen keine neuen Mittel. Damit haben sich Anleger vor einer mögli- chen Zinserhöhung in den USA positioniert, die bei länger laufenden Anleihen zu stärkeren Kursverlusten führt.“ Dass die Kombination aus künftig fehlen- den Kursgewinnen bei Zinspapieren und einer höheren Korrelation von Aktien und Anleihen ein Problem gerade für defensiv ausgerichtete Mischfonds darstellen könnten, befürchten auch die Experten der Kölner Sauren Fonds- Research. „Klassische Mischfonds haben in den vergangenen Jahren vom Rückenwind der allgemeinen Marktentwicklung profitiert“, er- klärt Matthias Weinbeck aus dem Portfolio- management von Sauren. „Die positive Ak- tienmarktentwicklung sowie durch sinkende Kapitalmarktzinsen erzielte Kursanstiege am Anleihenmarkt waren Basis dieses Erfolgs.“ Für eine Einschätzung der zukünftigen Ent- wicklung rät Weinbeck Anlegern jedoch, die Vergangenheit nicht einfach fortzuschreiben. Angesichts extrem niedriger Zinsen und nicht prognostizierbarer Aktienmärkte hält der Ana- lyst es durchaus für möglich, dass es in Zu- kunft zu einer regelrechten Zeitenwende bei Mischfonds kommen könnte. „Erste Hinweise auf ein geändertes Marktumfeld lassen sich bereits seit April 2015 am Markt erkennen“, so Weinbeck. Für Anleger sei es deshalb ent- scheidend, sich nicht von der erzielten Ent- wicklung in der Vergangenheit leiten zu las- sen, sondern das Potenzial für die Zukunft zu hinterfragen. Moderne Multi-Asset-Fonds Besser aufgestellt erscheinen Weinbeck des- halb moderne Multi-Asset-Fonds, die neben den zwei Säulen Aktien und Anleihen auch eine dritte Säule umfassen: Absolute-Return- Strategien. Damit spricht er einem Fondsma- nager wie Talib Sheikh gewissermaßen aus der Seele. Sheikh managt gemeinsam mit James Elliott als CIO des Global Multi-Asset Teams und Shrenick Shah als weiterem Co- Manager den J.P. Morgan Global Capital Appreciation Fund. Der Fonds hat die gleich- zeitige Schwächephase bei Renten und Aktien im Sommer problemlos überstanden und an- ders als viele andere Mischfonds oder Multi- Asset-Konzepte in dieser Zeit ein klares Plus für seine Anleger eingefahren. „Über viele Jahre hinweg konnten Investoren Schwächen an den Aktienmärkten ausgleichen, indem sie mehr Geld in Anleihen umgeschichtet haben“, sagt Sheikh. „Nachdem der Zins für viele Anleihenprodukte nun auf null und sogar in den negativen Bereich gefallen ist, wird das künftig nicht mehr so leicht möglich sein.“ Deshalb setzen die Multi-Asset-Strategen von J.P. Morgan Asset Management nicht auf ein simples Über- oder Untergewichten von Ak- tien- oder Rentenquoten in ihrem Fonds, sondern legen ihren Investment- entscheidungen be- stimmte makroökonomi- sche Überlegungen zu- grunde. Ein Beispiel: Wenn ein traditioneller Mischfondsmanager die Aussicht auf eine starke US-Wirtschaft abbilden will, dann würde er US- Aktien übergewichten. Sheikh und seine Leute dagegen bilden dieses Thema mit Kaufpositio- nen auf den US-Dollar markt & strategie I multi-asset-fonds Foto: © JPMorgan Talib Sheikh managt gemeinsam mit James Elliott den JPMorgan Global Capital Appreciation Fund. Zunehmende Korrelation als Bedrohung für klassische Mischfonds In der Grafik sind die Entwicklung europäischer Aktien und euro- päischer Staatsanleihen, deren Performance und Korrelation über einen Zeitraum von fast 30 Jahren dargestellt. Der Chartverlauf zeigt in der Zeit von Mitte 2000 bis zum Jahr 2014 die für Misch- fonds vorteilhafte negative Korrelation von Aktien und Anleihen auf. Die Fonds konnten in dieser Zeit davon profitieren, dass die Investitionen in Anleihen aufgrund der negativen Korrelation einen Ausgleich in Phasen schwierigerer Aktienmärkte lieferten und so Verluste begrenzt werden konnten. Diese Entwicklung hat zur ak- tuellen Popularität von Mischfonds beigetragen, die heute den Großteil der Mittelzuflüsse auf sich vereinen können, während in der weiter zurückliegenden Vergangenheit die wenigsten Investoren nach Mischfonds gesucht haben. Jedoch war die negative Kor- relation auch in der Vergangenheit nicht immer gegeben. Von En- de der 80er-Jahre bis Mitte 2000 waren Anleihen und Aktien mit über 40 Prozent positiv korreliert. Eine solche Entwicklung ist für die Zukunft nicht ausgeschlossen, ein erster Vorgeschmack war an den Kapitalmärkten im laufenden Jahr schon erkennbar. 1990 1995 2000 2005 2010 2015 1987 2 0 % 200 % 400 % 600 % 800 % 1.000 % Europäische Aktien Europäische Staatsanleihen -0,5 0 0,5 Korrelation (36 Monate) Durchschnitt: 41 % (12/1989 bis 8/2000) Durchschnitt: 26 % (7/2014 bis 9/2015) F Durchschnitt: ‐ 29 % (9/2000 bis 7/2014)
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