FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

66 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Projekt vertritt, ergänzt einen weiteren Punkt: „Die Transparenz in den Produkten sollte das Vertrauen des Endkunden in diese Invest- mentlösungen fördern.“ In den ersten beiden Workshops musste die Arbeitsgruppe zunächst Grundlagen klären: Wer übermittelt die Daten? In welcher Form? Wie wird die Performance berechnet, wie werden Kosten dargestellt? Bei einigen Punk- ten herrschte schnell Einigkeit: Die Daten lie- fert der Vermögensverwalter, also das Bafin- beaufsichtigte Institut, das die Anlageempfeh- lungen des jeweiligen Advisors umsetzt. Für den Start arbeitet Asset Standard mit monat- lichen Performancedaten. Ob diese Frequenz später auf einen wöchentlichen Rhythmus er- höht werden kann, wird sich zeigen. Viel schwieriger war die Entscheidung, welche Performance gezeigt und wie die Kos- ten berücksichtigt werden sollen. „Jeder An- bieter hat seine Konzepte unterschiedlich aus- gestaltet: Staffelkonditionen, All-in-Fee-Mo- delle, Transaktionspauschalen, um nur einige zu nennen. Es ist schwierig, hier alle Bedürf- nisse unter einen Hut zu bringen und gleich- zeitig eine klare, transparente Vergleichbarkeit beizubehalten“, sagt Maschke. Zum Teil fallen innerhalb einer Fonds-VV je nach Lagerstelle unterschiedliche Gebühren an – schon das macht es unmöglich, eine für jeden Kunden zutreffende Kostenquote auszuweisen. Er- schwerend kommt hinzu, dass einige Anbieter die Bestandsprovisionen aus den Zielfonds einbehalten, während andere sie an ihre Kun- den durchleiten. Wie hoch die Kickback- Rückerstattung im konkreten Fall sein wird, lässt sich im Voraus jedoch nicht ermitteln. Um solche Hürden aus demWeg zu räumen, wird Asset Standard die Performance vor Kosten der Vermögensverwaltung ausweisen. „Die Performance vor Kosten auf Depotebene spiegelt die eigentliche Leistung des Asset Managers wider, und genau diese soll bei unserem Vergleichsportal ja auch im Vor- dergrund stehen“, sagt Erdmann. „Selbstver- ständlich weisen wir aber alle Kostenbestand- teile transparent aus, sodass ein Berater ermit- teln kann, welche Belastung auf seine Kunden zukommt.“ Noch nicht geklärt ist, wie tief sich die Anbieter ins Depot blicken lassen. Die Work- shopteilnehmer klären, ob sie einmal im Mo- nat die komplette Zusammensetzung der Port- folios liefern können. Aus diesen Daten könn- te Asset Standard künftig etwa ermitteln, wel- che Fonds bei den Vermögensverwaltern der- zeit hoch im Kurs stehen und wie die Mana- ger in verschiedenen Marktphasen reagieren. Ein Betriebsgeheimnis bleibt, welche Summe die Anbieter konkret in die einzelnen Fonds stecken – und welche Strategie wie viel Geld verwaltet. Das wäre den meisten Häusern wohl zu viel der Transparenz. Unerwünschte Nebeneffekte? Auch wenn inzwischen viele Fragen geklärt sind, gibt es für die Arbeitsgruppe noch viel zu tun. Ein möglicher Schwachpunkt seien die Vergleichsgruppen, in denen die Angebote zu- sammengefasst werden. Die klare Abgren- zung der Peergroups ist in diesem Markt noch schwieriger als bei Einzelfonds. Jeder Vermö- gensverwalter verfolgt seine eigene Strategie, daher besteht die Gefahr, dass Äpfel mit Bir- nen verglichen werden. Kritikern böte auch die Performancemes- sung durch die jeweiligen Vermögensverwal- ter potenziell eine Angriffsfläche, womit In- teressenkonflikte auf der Hand liegen. Das Problem: Eine dritte Partei, die wie bei einem Investmentfonds nach gesetzlich vorgeschrie- benen Regeln den Nettoinventarwert feststellt, fehlt bei einer Fonds-FVV. Anbieter geben außerdem zu bedenken, dass mehr Transparenz für Kunden und Be- rater nicht unbedingt nur Vorteile haben muss, insbesondere in einem so jungen, sich noch entwickelnden Markt. Derzeit gibt es viele Kunden, die mit ihrer Vermögensverwaltung sehr zufrieden sind. Können sie die verschie- denen Angebote nun in heterogenen Peer- groups auf einem Portal vergleichen, ist es da- mit schnell vorbei, denn dann sehen sie viel- leicht, dass ihr Verwalter in der Wertentwick- lung nur auf Rang 13 von 35 liegt. Und schon kommen sie in Versuchung, den Anbieter zu wechseln, weil sie den Risikoaspekt nicht be- rücksichtigen. Das sei nicht nur aus Sicht des Kunden problematisch, sondern auch für den Berater, der ihm die Fonds-VV vermittelt hat. Er gerate möglicherweise in Rechtfertigungs- druck, sobald die einst empfohlene Vermö- gensverwaltung kurzfristig in den Ranglisten nicht vorne liegt, obwohl das Produkt für den Kunden langfristig weiterhin sinnvoll ist. Qualität im Markt heben MMD-Chef Erdmann sieht das naturgemäß anders. „Bei unserem Projekt geht es auch darum, die Spreu vomWeizen zu trennen. Es gibt in diesem Markt leider Anbieter, die seit Jahren schlechte Leistungen erbringen oder überhöhte Kosten verlangen, sich aber den- noch halten können, weil ihre Ergebnisse nicht vergleichbar sind. Nur Transparenz kann dabei helfen, solche Spieler auszusortieren und so die Qualität im Markt zu heben.“ Erdmann denkt sogar darüber nach, in Zukunft auch individuelle Vermögensverwal- tungen zu vergleichen. Technisch wäre das möglich, weil die meisten Vermögensverwal- ter ohnehin schon die VWD-Software „Port- folio Manager“ einsetzen, mit der auch die Fonds-VV-Anbieter ihre Daten an Asset Standard übermitteln. Dieses Projekt dürfte je- doch noch aufwendiger werden, schließlich geben sich die individuellen Vermögensver- walter gern diskret. Klingt nach einem Job für die nächste Arbeitsgruppe. BERND MIKOSCH | FP markt & strategie I standardisier te fondsvermögensverwaltung Foto: © Oliver Rüther | FFB, MMD Klaus-Dieter Erdmann, MMD: „Bei unserem Projekt geht es auch darum, die Spreu vom Weizen zu trennen.“ Michael Müller, FFB: „Transparenz sollte das Vertrauen des Endkunden in diese Investmentlösungen fördern.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=