FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

54 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Überraschungssieger In die Gesamtbetrachtung, die auf Daten des Beratungs- und Analysehauses MMD Multi Manager beruhen, fließen zudem die Rendite sowie der höchste erlittene Verlust über den gesamten Betrachtungszeitraum ein. Die Fonds wurden jeweils nach ihrer Rendite in den sieben Phasen und im Gesamtzeitraum sowie dem maximal erlittenen Verlust in Ranglisten einsortiert. Aus demAbschneiden in diesen neun Ranglisten wurde der jeweilige Sieger für die vier Kategorien ermittelt, in die MMD das Universum der vermögensver- waltenden Fonds einteilt: „Ausgewogen“, „Defensiv“, „Flexibel“ und „Offensiv“. Unter den Kategoriesiegern finden sich einige Überraschungen. Die wohl größte: Der von zuletzt schwacher Wertentwicklung ge- plagte M&G Optimal Income Fund des Star- managers Richard Woolnough setzte sich an die Spitze der Gruppe „Defensiv“. Der Brite dürfte von der starken Wertentwicklung der Vergangenheit zehren. Die Rendite über den Gesamtzeitraum liegt weit über dem Schnitt der Konkurrenz und übertrifft auch die Wertentwicklung der meisten Portfolios der aggressiver ausgerichteten Gruppen. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als Wool- nough im Grunde ein Anleihendepot steuert und nur sporadisch Aktien beimischt. Ob der Brite nach dem Durchhänger aber wieder an die alte Leistung anschließen kann, erscheint derzeit noch unklar. Ein weiterer Topfonds von der Insel setzte sich an die Spitze der Kategorie „Offensiv“: der Threadneedle Monthly Extra Income. Manager Richard Colwell investiert vor allem in britische Anleihen und Aktien. Der rund 400 Millionen britische Pfund schwere Fonds erzielte über den Gesamtzeitraum eine Ren- dite von 64 Prozent, in der Geldschwemme- Rally konnte er gar ein Plus von 103 Prozent einfahren. Allerdings geht Colwell dafür auch Risiken ein: Der höchste erlittene Verlust von 15,6 Prozent liegt über dem Kategoriedurch- schnitt von 11,5 Prozent. Profitiert haben dürf- te der Fonds aber auch von der Stärke des Pfunds gegenüber dem Euro. In der Kategorie „Flexibel“ setzte sich ein deutsches Dickschiff durch. Der rund 2,2 Milliarden Euro schwere DWS Multi Oppor- tunities II der Deutschen Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) wird von Henning Potstada gesteuert. Der Dachfonds legt zu mindestens 51 Prozent in Fonds oder ETFs an. Daneben kann Potstada auch direkt in Aktien, Anleihen und Zertifikate investie- ren. Diese Freiheit nutzt er derzeit auch. In der Gruppe „Ausgewogen“ schließlich konnte sich ein vergleichsweises kleines Pro- dukt nach vorn schieben. Der Vorsorge Mix- fonds des heimischen Anbieters Kepler kommt gerade einmal auf ein Volumen von 120 Millionen Euro. Die Manager Kurt Eich- horn und Rudolf Gattringer investieren zu mindestens 60 Prozent in Euro-Anleihen und zu mindestens 30 Prozent in Aktien inter- nationaler Unternehmen. Damit kommen sie immerhin auf eine Gesamtrendite von 52 Prozent bei unterdurchschnittlichen Verlusten. Die Topseller in dieser Kategorie, der Ethna- Aktiv und der C-Quadrat Arts Total Return Balanced, landeten in dieser Auswertung auf den Rängen 27 und 52. Der französische Top- seller Carmignac Patrimoine schaffte es sogar nur auf Platz 175 – bei 205 Fonds in dieser Gruppe erscheint das Abschneiden des Franzosen schwach. Von den Topsellern im Vertrieb schafften es nur der Nordea Stable Return in der Gruppe „Ausgewogen“ sowie der M&G Optimal Income in der Kategorie „Defensiv“ unter die besten zehn Fonds. Bei dem Blick über die Ergebnisse der vier Gruppen hinweg fällt auf, wie weit die Leis- tungen im Feld der „flexiblen“ Fonds ausein- anderklaffen. Einige Produkte weisen über den Gesamtzeitraum eine sehr gute Wertent- wicklung auf, etwa der Flossbach von Storch Multiple Opportunities mit 106 Prozent. Da- neben stehen aber auch viele Fonds, die mit gut 30 Prozent und mehr tief im Minus notie- ren. Viele Manager lagen also mit ihren Mar- ket-Timing-Wetten daneben: Sie verpassten den richtigen Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg aus dem Aktienmarkt. Statt flexibel zwischen den Anlageklassen zu rotieren, ver- brannten sie am Ende Geld. Die Rendite seit Ende 2007 lag im Kategorieschnitt daher bei mageren 6,2 Prozent – die schlechteste aller Kategorien. Vermögenserhalt über einen so langen Zeitraum sollte anders aussehen. Auch das Platzen der China-Blase haben die Fonds über alle Kategorien hinweg recht schlecht verdaut. Kein Wunder: Denn gleich- zeitig brach die Performance des anderen Rendite-Ankers, der Anleihen, ebenfalls ein. Demgegenüber hatten die Geldverwahrer ihre Portfolios recht gut durch den Lehman-Crash gesteuert. Über alle Kategorien hinweg steht in dieser kritischen Phase immerhin ein Plus von fast sechs Prozent. Werttreiber dürfte hier die Flucht in sichere Häfen wie Bundesan- leihen gewesen sein, die vielen vermögens- verwaltenden Fonds ein üppiges Kursplus bescherte. SEBASTIAN ERTINGER | FP markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Foto: © Simon Price Richard Woolnough, M&G: Der Starmanager sieht sich selbst nur als „Tourist“ an den Aktienmärkten. Die Anleihenphasen Wertentwicklung der Bondmärkte, gemessen am Bund-Future von Januar 2013 bis September 2015 Im Frühsommer 2015 erlitt der Bund-Future den markantesten Einbruch der Geschichte. Quelle: Bloomberg 2013 2014 2015 140 135 150 145 155 160 Bund-Future PHASE 6: „Tapering“-Schock PHASE 7: Böses Bond- Erwachen

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