FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
vestoren die Funktionsweise unseres Fonds durchaus verstanden haben, näm- lich dass auch der Stable Return auf lange Sicht von guten Erträgen aus Ak- tieninvestments abhängig sein wird, auf kurze Sicht aber aufgrund unseres Risi- komanagements deutlich weniger mit der Aktienmarktentwicklung korreliert ist als viele andere Fonds. Das ist im Grunde die zentrale Botschaft an unsere Anleger. Mag sein, dass viele das hin und wieder vergessen, daher hat ein ins- gesamt enttäuschendes Quartal wie das dritte in diesem laufenden Jahr auch sei- nen guten Effekt. Aber wie muss man sich Ihre Bot- schaft in der praktischen Umset- zung konkret vorstellen? Trolle Hansen: Im Prinzip besetzen wir zwei Szenarien parallel, ein Bullenmarkt- und ein Bärenmarkt- szenario, zwischen denen wir un- sere entsprechenden Investmentide- en aufteilen. Für das marktoptimistische Szenario stehen dabei Aktien, High- Yield-Investments und Währungen der Schwellenländer, für das pessimistische Szenario investieren wir in US-Treasuries und halten Long-Positionen im Yen. Darüber hinausgehende Investmentmöglichkeiten landen in einer Art Topf mit der Aufschrift „unbekannt“, ein durchaus großer Topf, da wir bei einer Vielzahl von Assets keine merk- lichen Effekte für die Diversifikation des Port- folios erwarten. Wie muss man sich die Aktienaufteilung konkret vorstellen? Trolle Hansen: Rund 50 Prozent des Portfo- lios sind derzeit in Aktien investiert, wobei zu nahezu drei Fünfteln US-Werte dominieren. Wir investieren darüber hinaus aber auch in europäische Aktien sowie – seit Kurzem wie- der verstärkt – in Aktien aus den Emerging Markets. Im Hinblick auf dieses hälftige In- vestment in Aktien muss man allerdings wis- sen, dass es sich dabei nahezu ausschließlich um sogenannte Qualitätsaktien handelt, deren Kursentwicklung nur wenig vom jeweiligen Wirtschaftszyklus abhängt. Allen voran sind das Werte aus dem Gesundheitswesen und der Technologiebranche, aber auch Versorger und Telekomwerte gehören dazu. Ich betone den Qualitätsaspekt dieser Werte besonders, weil die Kurssensitivität solcher Investments we- sentlich geringer ausfällt als beim Gesamt- markt – das ist extrem wichtig für ein konser- vatives Anlagekonzept, wie es unser Fonds verfolgt. Wie sieht die Anleihenseite aus, und was ist der Hintergrund für eine Long-Position im japanischen Yen? Trolle Hansen: Auf der Anleihenseite liegt das Schwergewicht auf US-Treasuries, die rund 40 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Die Motivation dahinter ist, dass US-Anleihen nach wie vor höhere Renditen bieten als etwa deutsche Staatsanleihen, was aber auch auf britische Guilts zutrifft. Außerdem haben die US-Papiere immer noch in gewisser Weise einen Risikoabsorptionseffekt, was wir gerade für diese Seite unserer Investments sehr be- grüßen. Dazu muss man wissen, dass wir gleichzeitig unser Dollar-Exposure na- hezu vollständig gehedgt haben, das zu Beginn des Jahres noch bei 22 Pro- zent lag. Nach der Rally des US-Dol- lars haben wir begonnen, unsere Long-Position im japanischen Yen auf heute rund 13 Prozent aufzubauen. Aber auch wenn Sie betont haben, dass Makrothemen bei der Zusam- menstellung des Portfolios nicht an erster Stelle stehen: Entwicklungen wie ein Wachstumsrückgang in China, ein Skandal wie bei Volks- wagen oder die Frage nach dem Zeitpunkt einer Zinsanhebung in USA können doch sicher nicht ohne Belang sein für Ihre Investmentent- scheidungen? Trolle Hansen: Natürlich nicht, des- halb beobachten wir die Entwicklun- gen auf der Makroseite durchaus, al- lerdings eben eher als Teil des Risiko- managements als im eigentlichen In- vestmentprozess. Wir wollen natürlich wissen und einbeziehen, welche Aus- wirkungen bestimmte Entwicklungen in der Wirtschaft, bei einzelnen Unter- nehmen oder bei Zinsen und Währungen haben werden. Nur dann können wir schließ- lich die Frage beantworten, was etwa eine Zinserhöhung in den USA für unser Portfolio und dessen Bestandteile bedeuten wird. Was erwarten Sie denn in Bezug auf eine allerorten diskutierte mögliche Zinsanhe- bung der Federal Reserve? Trolle Hansen: Typischerweise bestimmt sich die Höhe der langfristigen Zinsen aus der Addition reales Wachstum plus Inflation. An- gesichts der zu erwartenden Entwicklung bei Produktivität sowie beim Bevölkerungs- und Arbeitsmarktwachstum wird das Wirtschafts- wachstum in den USA bei einer angestrebten Zielinflationsrate von zwei Prozent einen ma- ximalen Wert von 3,5 Prozent erreichen kön- nen. Bestätigt wird diese Annahme auch an- hand der sogenannten Forward Rates, gewis- sermaßen die am Markt für einen zukünftigen Zeitpunkt gehandelten Zinssätze. Demnach gehen die Marktteilnehmer – wie wir übrigens auch – davon aus, dass es auf kurze Sicht noch bei einem niedrigen Zins bleiben und erst im Lauf der nächsten fünf Jahre mit einem An- stieg Richtung 3,5 Prozent zu rechnen sein wird. Dementsprechend ist eine von der Zins- seite her drohende Gefahr nicht wirklich groß. Asbjørn Trolle Hansen: „Rund 50 Prozent des Portfolios sind derzeit in Ak- tien investiert, wobei zu nahezu drei Fünfteln US-Werte dominieren.“ 48 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Im Prinzip besetzen wir zwei Szenarien parallel – ein Bullen- markt- und ein Bärenmarkt- szenario, zwischen denen wir unsere entsprechenden Investmentideen aufteilen. « Asbjørn Trolle Hansen, Nordea Alle Fotos: © Joe Mortensen KREUZ VERHÖR
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