FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
nicht nur einen Fonds verkaufen. Die Vermö- gensplanung sollte automatisch immer in Relation zum Liquiditätsstatus erfolgen. Als Kunde gibt man künftig die Rahmendaten vor. Je nach Liquiditätssituation wird in aus- gewählte Produkte investiert. Der Kunde errichtet dabei Leitplanken – wenn er diese verlässt, bekommt er ein Warnsignal. Er wird frühzeitig darauf hingewiesen, wenn sich sei- ne Liquiditätssituation in den kommenden Monaten voraussichtlich negativ entwickeln wird und er seine Ziele nicht mehr erreichen wird, somit kann er gegensteuern. Wir werden eine ganz neue Planbarkeit des eigenen finan- ziellen Lebens sehen. Diese Entwicklung wird sich durch die Verfügbarmachung von Daten- strömen, die für den Kunden momentan noch nicht so einfach verfügbar sind, sehr rasch beschleunigen. Das Datenthema hat im Finanzbereich durch „Big Data“ massiv an Bedeutung gewonnen. Welche Rolle spielt das Thema für Sie? Ich spreche lieber von „Mini Data“, meiner Meinung nach ist immer die kleinstmögliche Applikation auch die sinnvollste. In George gibt es zum Beispiel ein Plug-in, mit dem der Kunde auf die Transaktionsliste seines Kontos der letzten sieben Jahre zugreifen kann. Er kann darin so schnell suchen wie im Zeitraum über ein Monat, die Suche funktioniert so ein- fach wie bei Google und ist auch semantisch aufgebaut. Diese Daten haben wir, da es der Regulator von uns verlangt – warum also soll man sie nicht auch dem Kunden zugänglich machen? Und warum lässt man sich diesen Service nicht einfach bezahlen? Wir verkau- fen dieses Plug-in für 98 Cent im Monat. Wie viele Plug-ins gibt es aktuell für George, und bei welchen werden zusätz- liche Fees verlangt? Es gibt aktuell zwei kostenpflichtige Plug-ins, neben der Suche über sieben Jahre gibt es noch „Snapshot“. Das Plug-in ist eng mit dem Finanz Manager verzahnt, bildet aber zusätz- liche Ausgaben- und Einnahmentrends im eigenen Konto visuell ab. Insgesamt gibt es bereits zehn Plug-ins. Wie kommen George und die Plug-ins bei den Kunden an – können Sie ein paar Zahlen nennen? George ist am 1. Jänner 2015 gestartet, und per Oktober 2015 haben wir über 400.000 aktive User. Im Schnitt ist der George-User 39 Jahre alt, jeder fünfte User ist über 50. Die erfolgreichste App „Quick-Check“ wurde bereits 300.000-mal heruntergeladen. Ziel ist es, bis zum Jahresende 500.000 User zu haben, damit würde jeder vierte Online-Ban- king-Kunde in Österreich George nutzen. Bis 2019, zum 200. Geburtstag von Erste Bank und Sparkassen, wollen wir jeden zweiten Online-Banking-Kunden in Österreich als George-User haben. Um dieses herausfordernde Ziel zu erreichen, werden Sie sehr viele echte Neukunden brauchen. Wie will man die erreichen? In den kommenden fünf Jahren wird es ganz einfach werden, die Bank zu wechseln. Der Regulator wird dem Konsumenten die Möglichkeit geben, seinen IBAN zu behalten. Die Banken müssen dann sehr rasch die historischen Kontodaten übertragen. In diesem Moment wird die Wechselbereitschaft enorm zunehmen. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP Viele Fintechs können zusammen bereits eine Bank ersetzen Bereits heute können unter- schiedliche Fintechs gemein- sam das gesamte Dienstleis- tungsangebot einer Bank darstellen. Der US-Datenbank- anbieter CB Insights hat dies am Beispiel der Homepage der US-Bank Wells Fargo visualisiert und jedem Ge- schäftsbereich des Instituts das passende Fintech-Unter- nehmen zugeordnet. Die Darstellung in Originalgröße findet sich auch unter cbinsights.com/ blog/disrupting-banking-fin- tech-startups. Boris Marte, Erste Hub: „Wir werden eine ganz neue Planbarkeit des eigenen finanziellen Lebens sehen. Diese Entwicklung wird sich durch die Verfügbarmachung von Datenströmen sehr rasch beschleunigen.“ 211 www.fondsprofessionell.at | 4/2015
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