FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

an unserem Modell sehr groß ist. Erst kürzlich war ich als Referent bei der IBM Bankenfach- tagung 2015 in Frankfurt eingeladen. Auch die deutschen Banken kennen mittlerweile George und beobachten uns sehr genau. Der große Fehler vieler Banken besteht allerdings darin zu glauben, dass es reicht, ein Lab oder einen Accelerator zu gründen, ohne intern bereit zu sein, sich den notwendigen Verän- derungsprozessen auszusetzen. Es geht nicht darum, als Bank einfach nur einen alternati- ven Vertriebskanal aufzumachen und sich durch irgendein Fintech da draußen eine App bauen zu lassen. Im Erste Hub müssen wir die Grundvoraussetzungen für ein neues Ge- schäftsmodell für einen großen Finanzdienst- leister mit 3.000 Filialen und 50.000 Mitar- beitern in acht verschiedenen Ländern schaf- fen. Da ist es falsch, davon auszugehen, dass es hilft, mal schnell ein wenig Venture Capital in ein paar Start-ups zu stecken. Das wird die Transformation der gesamten Bank nicht weiterbringen, sondern nur kurzfristig dazu beitragen, ein neues Angebot für Kunden unterzubringen. Unser Ansatz ist viel tiefer und breiter und aus meiner Sicht auch pro- fessioneller. Um diesen Ansatz verfolgen zu können braucht es auch die volle Unterstützung des Vorstandes. Liegt nicht auch hier der Unterschied zu anderen Instituten? Das Novum ist, dass der Vorstand der Erste Bank nicht nur gute Ideen von uns möchte, sondern diese am Ende auch umgesetzt werden. Die Vorstände sehen und erkennen die Veränderungen am Markt. Sie stellen sich die Frage, wie sie es schaffen können, dass ihr Institut im Leben ihrer Kinder relevant bleibt. Sie wissen, dass der Druck, der durch die Digitalisierung entsteht, die gesamte Bank be- trifft und nicht nur einen kleinen Ausschnitt. Und wie weit ist man damit, in allen Bereichen der Bank auf diesen Druck zu reagieren? Da gibt es drei unterschiedliche Antworten. Erstens werden sie kaum eine Bank im deutschsprachigen Raum finden, deren Trans- formationsprozess so weit fortgeschritten ist und die mittlerweile ein komplettes digitales Ökosystem hat, das auch bereits durch rein digitale Produkte Geld verdient. Zweitens haben wir noch viel zu tun, vor allem im Hin- blick darauf, gezielt personalisierte digitale Produkte auf den Markt zu bringen. Auch im Bereich der datengetriebenen Verkaufsverfah- 209 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 bereits fünf vor zwölf “ » Diese Situation wird sich allerdings ändern, wenn das regulatorische Umfeld es möglich macht, dass Fintechs sich in die Datenbanken der Institute – natürlich mit Zustimmung des Kunden – einklinken können. « Boris Marte, Erste Hub

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