FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

202 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 sifiziert: „Es kann keiner auf den Knopf drü- cken, und die Hälfte des Volumens ist weg.“ Bloß nicht verzetteln Es wäre ohnehin falsch, Flossbach von Storch auf den Multiple Opportunities zu re- duzieren. Rund ein Viertel des verwalteten Vermögens stammt inzwischen von institutio- nellen Kunden wie Pensionskassen, Versor- gungswerken oder Versicherungen. Auch Dax-Konzerne sind mittlerweile Kunde bei FvS. Dazu kommt das einstige Kerngeschäft, das Family Office für sehr vermögende Pri- vatkunden. Rund 120 Familien lassen ihr Geld im Köln-Triangle verwalten. Ein eher kleines Geschäft ist die klassische Vermögens- verwaltung: Ab einer Million Euro werden Kunden persönlich betreut, die Anlage findet aber über hauseigene Strategiefonds statt. Wer ein individuelles Wertpapierportfolio möchte, muss zehn Millionen Euro mitbringen. So unterschiedlich die Kunden auch sein mögen, die Anlagephilosophie ist immer die gleiche. Wenn ein institutioneller Investor zu starre Vorgaben macht, lehnt FvS ihn ab. „Man muss auch Nein sagen können – ent- weder weil der Preis nicht stimmt oder weil der Investor so enge Anlagegrenzen vorgibt, dass Enttäuschung vorprogrammiert ist“, sagt von Velsen. „Wir können nur dann ein guter Partner sein, wenn wir unsere Anlagephilo- sophie vollständig umsetzen können.“ Auch mit Blick auf die Produktpalette ver- sucht das Unternehmen, sich nicht zu verzet- teln. Andere Häuser hätten vielleicht eine Income-Strategie aufgelegt, um den Erfolg zu hebeln. FvS geht den anderen Weg – und hat unter anderem den Convertible Bond Europe geschlossen, obwohl er zu den Europa-Wan- delanleihenfonds mit der besten Performance zählte. „Wir haben für den Fonds im derzei- tigen Marktumfeld kein Potenzial, keinen Mehrwert für unsere Kunden gesehen“, er- klärt von Velsen. Hochprofitables Geschäft Flossbach von Storch hat es auch nicht nötig, das letzte Quäntchen Profit aus dem Geschäftsmodell zu pressen. Das Geld fließt sowieso. Schon 2013 wies der Konzern einen Jahresüberschuss von fast 50 Millionen Euro aus. Die Dividende an die Eigentümer – mehr als 90 Prozent der Anteile liegen bei den Familien der Vorstände, den Rest halten Mit- arbeiter – betrug knapp 24 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen hat die Gesellschaft noch nicht veröffentlicht. Doch ein Blick in die Geschäftsberichte der Fonds reicht, um zu sehen, dass es dem Unternehmen blendend geht. Allein die Gebühren der Publikumsfonds brachten in den sechs Monaten bis Ende März dieses Jahres rund 140 Millionen Euro ein, mehr als im gesamten Geschäftsjahr zuvor (siehe Grafik vorherige Seite). Gut die Hälfte davon stammen aus der zehnprozentigen Performance Fee des Multiple Opportunities, die anfällt, sobald der Fonds im Plus liegt. Dank der schieren Größe des Fonds sprudeln die Einnahmen schon bei kleinen Gewinnen. „Die Performance Fee ist mit Blick auf die Ertragslage immer eine erfreuliche Zusatz- einnahme“, sagt von Velsen. Darauf angewie- sen ist das Unternehmen nicht. „Wir haben immer schon – auch ohne Performance Fee – profitabel gearbeitet.“ Bert Flossbach ist guter Dinge, als er den ICE Richtung Köln besteigt. Doch noch wäh- rend er im Zug sitzt, schießt Juventus Turin den Ausgleich. Damit ist die Champions League für Gladbach gelaufen. Bert Flossbach gelingt wirklich viel in diesen Tagen. Aber doch nicht alles. BERND MIKOSCH | FP Foto: © Flossbach von Storch Oliver Morath, Flossbach von Storch: „Mich haben das Unternehmen und die Aufgabe gereizt.“ vertrieb & praxis I flossbach von storch Das Flossbach von Storch Research Institute Im Sommer vergangenen Jahres gründeten die Kölner Vermögensverwalter das Flossbach von Storch Research Institute. Entstehen sollte damit eine Schnittstelle zwischen Praxis, Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit auf dem Gebiet der Kapitalmärkte. Das Institut: Als unabhängiger, interdisziplinärer Think Tank soll das Institut für die Praxis an den Kapitalmärkten relevante Analysen erarbeiten, die nicht nur in das Kapi- talmarkt-Weltbild der eigenen Fondsmanager und deren anlagestrategische Entscheidungen einfließen. Auch externe Marktteilnehmer können dessen Kapazitäten etwa für gezielte betriebs- und volkswirtschaftliche Analysen in Anspruch nehmen. Damit wollen die Kölner ihre Ein- richtung in der Lücke zwischen dem herkömmlichen absatzbezogenen Research der klassischen Anbieter von Buy-Side- oder Sell-Side-Research und der rein akade- mischen Forschung positionieren. Der Institutsleiter: Als Bert Flossbach einen Grün- dungsdirektor für das geplante Institut suchte, fragte er Thomas Mayer um Rat, den Ex-Chefvolkswirt der Deut- schen Bank, den er aus gemeinsamen Tagen bei Goldman Sachs kannte. Aus dem Telefonat wurde ein Bewerbungs- gespräch, denn Mayer hatte selbst Interes- se an dem Job – und sollte ihn bekom- men. Mayer, der an der Christian-Al- brechts-Universität in Kiel promoviert hat, war viele Jahre für den Internationalen Währungsfonds tätig, bevor er in den Ban- kensektor wechselte. Eine breite wissen- schaftliche Reputation hat sich Mayer durch zahlreiche Artikel zu internationalen und eu- ropäischen Wirtschaftsthemen in Büchern und Fachzeitschriften erworben. Der breiten Öffentlichkeit ist er unter anderem durch seine wöchentliche Kolumne „Mayers Weltwirtschaft“ bekannt, die regelmäßig in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erscheint. Vor wenigen Wochen er- hielt Mayer von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Witten/Herdecke den Titel eines Honorar- professors. Die Forschungsschwerpunkte: Es sind im Wesent- lichen drei Schwerpunkte, deren Aufarbeitung sich die bisher sieben Mitarbeiter des Research-Instituts auf die Fahnen geschrieben haben. Im Bereich „Makroökonomi- sches Research“ werden Themen wie Geldwesen, Staats- verschuldung und Geldpolitik behandelt. Unternehmensqualität, Managementqualität und Kompensation sowie Arbeiten über Pensionskassen gehören zum Schwerpunkt der „unternehmensbezogenen Analysen“. Zum Forschungsgebiet „Behaviorismus“ zählt die Analyse des Verhaltens von Inves- toren generell sowie psychologisch beding- ter Anlagefehler. Erste Ergebnisse: Zu den echten Inno- vationen, die das Institut erarbeitet hat, zählt der sogenannte „FvS Vermögenspreisin- dex“. Dieser Index erfasst die Preisentwicklung mehrerer Untergruppen des Sach- und Finanzvermögens, das sich im Besitz deutscher Haushalte befindet. Er wird als ge- wichteter Durchschnitt von indizierten Preiszeitreihen be- rechnet und quartalsweise aktualisiert. Die Auswahl der re- levanten Vermögensgüter erfolgte auf Basis der 2013 von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Studie „Private Haushalte und deren Finanzen“. Jüngere Arbeiten des In- stituts beschäftigen sich mit Problemen der Geldschöpfung per Kreditvergabe sowie der „neuen Normalität“ für Anleger angesichts extrem niedriger Zinsen. HANS HEUSER| FP Thomas Mayer

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