FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
201 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 sorgt, dass wir nie Wachstumsschmerzen hat- ten, sondern immer liefern konnten.“ Damit das so bleibt, wächst nun ein anderer Bereich: der Vertrieb. Seit Juli ist Oliver Morath am Start, der zuvor bei Baring Asset Management nicht nur den europäischen Ver- trieb geleitet hatte, sondern auch Deutschland- chef war. Bei Flossbach geht er zurück ins Glied, was ihn nach eigener Aussage über- haupt nicht stört: „Der Titel spielt keine Rolle. Mich haben das Unternehmen und die Aufga- be gereizt.“ Geplant war zunächst, dass Morath für FvS neue Märkte erschließt, also etwa prüft, ob sich eine Expansion nach Frankreich oder Italien lohnen würde. „Im Lauf der vergangenen Monate ist uns aber klar geworden, dass gerade der Heimatmarkt noch unheimlich viel Potenzial bietet“, sagt er. Also investiert FvS kräftig und baut unter an- derem das IFA-Team deutlich aus. Bislang musste Morath viele Anfragen für Schulungen oder Endkundenveranstaltungen aus Kapazi- tätsgründen absagen. „Künftig können wir die Wünsche unserer Kunden erfüllen.“ Auf den ersten Blick erschließt sich nicht, warum FvS den Vertrieb ausbaut, obwohl sich der Multiple Opportunities quasi von selbst verkauft. „Wir haben dank der guten Performance viel Rücken- wind und auch eine gute Presse“, sagt von Velsen. „Doch das kann sich ja auch mal drehen. Und dann kennen wir den Kunden nicht gut genug? Das wäre ein großer Fehler. Wir müssen jetzt raus, wo die Kunden uns sehen wollen.“ Expansion ins Ausland Auch wenn das Deutschlandgeschäft Priorität hat, reizt FvS der Blick über die Grenze. So wollen die Kölner in Öster- reich kräftig wachsen – und sind deshalb im kommenden März erstmals auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien vertreten. Das Geschäft in Österreich verantwortet Alex- ander Patz, der Sparkassen, Raiffeisenbanken und unabhängige Vermittler betreuen soll – auch mit Veranstaltungen in der Fläche. Er ist auch Ansprechpartner für Portfolio- und Dachfondsmanager. Bevor Patz im September zu FvS kam, hatte er zehn Jahre lang bei der Landesbank Baden-Württemberg gearbeitet. Flossbachs Flaggschiffstrategie Multiple Opportunities ist seit gut zwei Jahren in Österreich zum Vertrieb zugelassen. „Ins Ausland expandieren wir nicht etwa, weil wir größenwahnsinnig geworden sind“, sagt von Velsen. „Das ist eher getrieben von den Kunden, etwa einem international tätigen Family Office oder einem Konzern, dessen ausländische Tochtergesellschaft an unseren Fonds interessiert ist.“ So kommt es, dass FvS seit einem Jahr auch in Belgien aktiv ist. „Wenn wir dann schon vor Ort sind, wollen wir natürlich auch wachsen.“ Vor diesem Hintergrund ist auch die jüngste Stellenanzeige zu verstehen: Gesucht wird ein Kapitalmarktstratege mit „präsentationssiche- ren Französisch- und Italienischkenntnissen“, also ein Philipp Vorndran für den südeuro- päischen Markt. Vorndran, der 2009 von der Credit Suisse kam, ist das Aushängeschild der Firma, derjenige, der das Weltbild in die Öffentlichkeit trägt, der Kommunikator. Auch er hat seinen Anteil am Erfolg der Firma, nicht nur wegen der guten Vorträge, sondern auch wegen der Szenarien, die der Kapitalmarktstratege mitentwirft. „Wir ma- chen uns zum Beispiel Gedanken darüber, was passieren würde, wenn die EZB anfängt, Aktien zu kaufen“, sagt er. Ein Team bei FvS versucht auch zu ergründen, welches Poten- zial in der Blockchain schlummert, der Tech- nologie hinter der Kryptowährung Bitcoin. Große Banken haben auch erkannt, dass die Blockchain ihr Geschäft revolutionieren könn- te. Aber ein mittelständischer Vermögens- verwalter? Das ist doch eher ungewöhnlich. Seit vergangenem Jahr leistet sich FvS auch ein eigenes Research-Institut (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Das soll nicht nur das Portfoliomanagement und große Kunden mit Know-how versorgen, sondern dient auch als Talentschmiede. Vorndran ist auch darum so wichtig, weil er zur firmeninternen Arbeitsteilung beiträgt. So kann sich Flossbach weiter auf seinen Fonds und von Storch sich auf die Kunden konzentrieren. Das funktioniert nur, weil die Gründer loslassen können. Schon seit einigen Jahren sind sie nicht mehr bei jedem Bewer- bungsgespräch dabei. Sie wissen: Die Firma läuft auch ohne sie. Ein Klumpenrisiko? Schwieriger ist das mit dem Fonds. Der Multiple Opportunities scheint ohne Flossbach nicht denkbar, auch wenn ein Team erfahrener Portfoliomanager an seiner Seite steht. Mehr als ein Drittel des verwalteten Vermögens stecken in dieser einen Strategie – ist das nicht ein Klumpenrisiko? „Wir fühlen uns damit durchaus wohl“, sagt von Velsen. „Der Multiple Opportunities ist für uns keine Modeerscheinung, sondern reflektiert unsere Herkunft aus der Vermögensver- waltung für Privatkunden. Das ist unsere DNA. Dafür stehen wir.“ Außerdem sei die Kundenstruktur im Fonds gut diver- Dirk von Velsen, Flossbach von Storch: „Wir hatten nie die Ambition, die Nummer eins zu werden.“ Philipp Vorndran, Flossbach von Storch: „Was würde passieren, wenn die EZB anfängt, Aktien zu kaufen?“ Ein Fonds füllt die Kasse Gebühreneinnahmen der FvS-Publikumsfonds Dank des rasant wachsenden Fondsvolumens steigen die Gebühren- einnahmen, insbesondere des Multiple Opportunities, steil an. n Performancegebühr Multiple Opportunities n Managementgebühr Multiple Opportunities n Gebühren anderer Publikumsfonds 2011/12* 0 120 100 80 60 40 20 Mio. Euro 10,5 17,7 11,1 2012/13* 18,3 48,8 15,2 2013/14* 21,7 70,3 37,7 2014/15* 1. Halbjahr 13,6 48,0 Mio. Euro 78,6 Mio. Euro * Geschäftsjahr endet im September Quelle: Jahresberichte der Fonds
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