FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

197 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 misst, will auch wissen, welche Titel mit wel- chem Gewicht in der Auswahl enthalten sind. Für einen genauen Einblick muss man zahlen. Die derzeitige Hochphase der Asset-Manage- ment-Industrie lässt auch den Bedarf an Ver- gleichsmaßstäben wachsen. „Mein Eindruck ist: Die Lizenzgebühren werden jedes Jahr teurer“, klagt ein Insider aus der Investment- szene. „Doch seine Benchmark kann man nicht so einfach wechseln. Da muss man auch Preiserhöhungen um mehrere Prozent von einem Jahr aufs nächste schlucken.“ Unter der Hand geben Fondsmanager zu, dass sie mit- unter auf einen detaillierten Einblick in ihre Benchmarks verzichten – wegen der hohen Kosten. Manche Fonds messen also ihre Wertentwicklung an einer Benchmark, die sie gar nicht genau kennen. Erkleckliche Erlöse abgezweigt Für die Indexanbieter hat sich zudem eine neue Erlösquelle aufgetan: Das rasante Wachstum passiver Investments wie ETFs oder Zertifikate und anderer Derivate bescher- te auch MSCI, FTSE oder der Deutschen Börse als Dax-Eigner zusätzliche Einnahmen. Der Erfolg von ETFs und Co. markiert für die Barometer-Branche einen markanten Wandel. „Indizes spiegeln nicht mehr nur allein als Indikator die Wertentwicklung an den Märk- ten wider, sondern dienen zunehmend selbst als Investmentobjekt“, erläutert Heiko Geiger, beim Schweizer Bankhaus Vontobel für den Zertifikatevertrieb in Deutschland und Öster- reich verantwortlich. Von diesemWandel profitieren die Erfinder der Barometer. Bei jedem Produkt, das die Indexkreationen nutzt, verdienen sie mit. Zwei Modelle gibt es. Beim ersten bezahlen die Produktanbieter an den Lizenzgeber eine pau- schale Grundgebühr für die Nutzung – egal welches Volumen das Produkt erreicht, die Gebühr bleibt gleich. Beim zweiten Modell richtet sich die Gebühr nach dem eingesam- melten Kapital. Je mehr Kunden also zugrei- fen, desto höhere Kosten fallen an. „Das Ar- gument dahinter ist, dass der Markenname hilft, das Produkt bei den Anlegern zu ver- markten“, erläutert Steffen Scheuble, Vor- standschef des Indexanbieters Solactive. Je nach Produktgröße beziffert sich die Ge- bühr den Recherchen von FONDS professio- nell zufolge auf drei bis acht Basispunkte. Bei Produktvolumen von rund einer Milliarde Euro liegt die Indexgebühr am oberen Ende. Kleinere, weniger bekannte Barometer rangie- ren am unteren Ende der Spanne. Dies mag nach wenig klingen. Setzt man aber die Ge- samtkosten dagegen, sieht das Bild schon dra- matischer aus. Bei Indexfonds beziffern sich die Gesamtkosten im Schnitt auf rund 50 Basispunkte. Bei einzelnen ETFs auf gut ab- gedeckte Märkte mit hohem Konkurrenz- druck wie dem Dax oder dem S&P 500 kön- nen es auch nur 10 oder 20 Basispunkte sein. Da sind drei bis acht Basispunkte Gebühr für einen Index ein erheblicher Batzen. Und das Investmentgeschäft wächst. Die großen Standardbarometer wie Dax oder Eurostoxx 50 werden mittlerweile von nahezu jedem ETF-Anbieter abgedeckt. Angaben der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx zufolge sum- miert sich das Vermögen der Dax-ETFs auf 16,1 Milliarden Euro, Produkte auf den Euro- stoxx 50 erreichen ein Volumen von 34,4 Mil- liarden Euro. Nun folgen Produkte auf Ne- benwerte, exotischere Regionen oder Länder sowie einzelne Branchen und besondere Strategien, etwa nachhaltige oder islamkon- forme Investments. Kleine ergattern Anteil Diese Erweiterung ermöglicht es auch klei- neren Anbietern, ein Stück von dem lukrati- ven Geschäft zu ergattern. „Beim deutschen Aktienmarkt etwa wählen die Anleger den bekannten Dax oder für die USA den Dow Jones oder S&P 500“, berichtet Scheuble. „Doch bei exotischeren Märkten wie Vietnam oder im Bereich Smart Beta oder bei Themen- indizes ist der Markenname egal.“ Scheuble teilt daher die Branche in „Brand Manager“ und „IT-Manager“ ein. Die Erstgenannten ver- dienen ihr Geld mit etablierten Barometern wie Dax, Dow Jones und MSCI World – und stecken viele Mittel ins Marketing. Die zweite Gruppe kommt von der Seite der Indexberechnung. Bei Barometerneuent- wicklungen haben diese kleinen Akteure einen Vorteil, meint zumindest Scheuble. Die Nischenanbieter können einen Index günstig entwickeln und berechnen. Sie haben ver- gleichsweise wenig Abnehmer pro Index und wissen also, wie man auch aus geringen Erlö- sen noch Gewinne herausquetscht. „Die klei- neren Anbieter arbeiten deutlich effizienter“, sagt Scheuble. Die Flut an Innovationen be- schert zudem neue Einnahmen. MSCI, Stoxx und Co. hingegen erzielen den Hauptteil ihrer Einnahmen aus nur wenigen, aber großen Indizes. „Der Vorstandschef von S&P Dow Hector McNeill, Wisdomtree: „Vanguard und FTSE haben mit den alten Spielregeln gebrochen.“ MSCI • Umsatz 2014: 996,7 Mio. Dollar • Gewinn 2014: 284,1 Mio. Dollar • Anzahl Indizes: rund 160.000 Die US-Bank Morgan Stanley formte mit Capital Inter- national den Indexriesen MSCI. Der trägt immer noch das Kürzel der Investmentbank mit im Namen. Doch das Institut gliederte das Geschäft aus und brachte es ab 2007 nach und nach an die Börse. S&P Dow Jones Indices • Umsatz 2014: 552 Mio. Dollar • Gewinn 2014 (Ebitda): 351 Mio. Dollar • Anzahl Indizes: mehr als eine Million Die Indexgeschäfte von Dow Jones sowie S&P wur- den 2012 in einem Joint Venture zusammengelegt, an dem auch die Termin- und Derivatebörse CME Group beteiligt ist. Damit überholte der Anbieter den jahre- langen Branchenprimus MSCI. Markit • Umsatz 2014: 1,07 Mrd. Dollar • Gewinn 2014: 279 Mio. Dollar • Anzahl Indizes: mehr als 14.000 Der 2003 gegründete Datenanbieter berechnet Indizes vor allem auf Kreditderivate und Anleihen: die iTraxx- und iBoxx-Barometer. Markit ist insbesondere im euro- päischen ETF-Markt ein gefragter Indexanbieter. Der Londoner Konzern ist an der Nasdaq notiert.

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