FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

Könnte einer der Technologieriesen wie Apple oder Google die etablierten Asset Manager bedrohen? Ein Markenname ist ungeheuer wichtig. Viele Menschen kaufen jedes Apple-Produkt, das auf den Markt kommt, weil es von Apple ist. Ich bin einer davon … … ich auch. Aber ich glaube nicht, dass Apple in die Fondsbranche eindringt. Denn der beste Weg, einen Markennamen zu ruinieren, ist, ins Finanzwesen einzusteigen. Beim nächsten Kursverfall an den Märkten ist der gute Name kaputt. Google hingegen wird im Vertrieb eine Rolle spielen wollen. Ich glaube zwar nicht, dass sie in einen so stark regulierten Bereich wie das Asset Management einsteigen wer- den, aber vielleicht überraschen sie uns ja. Ist die Fondsbranche überreguliert? Regulierung ist einfach Regulierung, man muss damit klarkommen. Man könnte sogar argumentieren, dass sie gut für uns ist. Warum? Weil es die Eintrittsbarrieren erhöht. Das macht es schwieriger, ein Geschäft neu auf- zuziehen. Heute wäre es ungemein härter, ein Haus wie Aberdeen mit 37 Büros und zahl- losen Fondsmanagern weltweit zu errichten. Eine gut durchdachte Regulierung sollten wir nicht fürchten. Denn sie dient letztlich dem Wohl der Kunden. Ich finde es schwierig, dagegen zu argumentieren. Sie wollen nicht über die große Last der Regulierung klagen? Die Kosten für die Regulierung werden schon höher, da ist was dran. Sollten Fondshäuser einen besseren Ein- blick in die Kosten geben? Ich bin absolut für mehr Transparenz. Ich plä- diere für eine Gesamtkostenquote, die auch wirklich alle anfallenden Gebühren und Kos- ten umfasst. Bislang weiß kein Anleger, wie viel er wirklich zahlt. Im Moment gibt es auch keinen Anreiz für Fondsmanager, alle Gebüh- ren im Blick zu haben. Bei einer echten Ge- samtkostenquote müsste man genauer hin- schauen und wirklich alle Kosten einkalkulie- ren. Wir handhaben das bereits so bei unserer Luxemburger Fondspalette und werden diese Kennziffer auch bald bei unseren britischen Fonds ausweisen. Andere meinen, dass zu viele veröffent- lichte Details die Anleger verwirren. Ich gebe lieber zu viel als zu wenig Informa- tion. Aber man sollte es tatsächlich auch nicht zu kompliziert halten oder die Anleger mit Informationen überhäufen. Wenn man den Jahresbericht eines Fonds liest, kommt man auf keinen grünen Zweig. Der Vorsitzende des britischen Fonds- verbandes David Godfrey brachte mit seiner Transparenz-Kampagne offenbar einige Mitglieder gegen sich auf – und musste abtreten. Das war unglücklich, wie das abgelaufen ist. Ich stehe voll hinter dem, was er angestrebt hat. Das Problem war nur, dass er die Ver- bandsmitglieder nicht mitgenommen hat. Er kommunizierte besser nach außen als nach innen. Aber er hat sehr gute Arbeit geleistet. Wir brauchen auch wieder jemanden, der die- selbe Agenda verfolgt. Denn in allen Punkten hatte er recht. Nur muss der Nachfolger die Branche wieder zusammenführen und die Interessen der Mitglieder wahrnehmen. Wie lange wollen Sie Aberdeen steuern? Ich werde nicht so bald in den Ruhestand ge- hen. Ich bleibe noch zehn Jahre an Bord. Dem Aufsichtsrat sagte ich, dass ich zwei Jahre vorher Bescheid gebe, falls ich doch aufhöre. Gibt es denn geeignete Nachfolger? Hier gibt es einige gute Leute, die meine Nachfolge antreten könnten. Die sind wahr- scheinlich sehr enttäuscht, wenn sie jetzt le- sen, dass ich weitere zehn Jahre bleibe (lacht) . Aber man weiß nie, was passiert. Ich versu- che, so viele Kandidaten wie möglich als Nachfolger vorzubereiten. Der Aufsichtsrat kann dann einen auswählen. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I mar tin gilber t | aberdeen 194 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 » Eine gut durchdachte Regulierung sollten wir nicht fürchten. Sie dient letztendlich dem Wohl der Kunden. « Martin Gilbert, Aberdeen Foto: © Sarah Weal Martin Gilbert: „Ich bin absolut für mehr Transparenz. Ich plädiere für eine Gesamtkostenquote, die auch wirklich alle anfallenden Gebühren und Kosten umfasst. Bislang weiß kein Anleger, wie viel er wirklich zahlt.“ Neue Ausrichtung Anteil der Aberdeen-Geschäftsbereiche am verwalteten Vermögen in Prozent Der Bereich „Solutions“ mit Mischfonds und alternati- ven Strategien wurde erweitert. Quelle: Aberdeen Solutions 40 % Aktien 32 % Anleihen 22 % Immobilien 6 %

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