FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

186 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 vestments gehört und mit dem Fintech Vaamo kooperiert. „Dazu zählen zunehmend auch Anleger, die einem Robo-Advisor eine andere Objektivität unterstellen als einem menschli- chen Berater“, sagt Nonner. Dies sind etwa Sparer, die im Zuge der Finanzkrise von her- kömmlichen Banken enttäuscht wurden. Von Beratung abgeschnitten Zur zweiten Gruppe zählen jene, die nach Umsetzung der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II womöglich keinen Zugang mehr zu persönlicher Beratung erhalten. In der Bran- che kursieren Szenarien, wonach das Verhältnis aus Aufwand und Ertrag bei einer Vermögensplanung für Kleinsparer so schlecht ist, dass sich das Geschäft für Banken und unabhängige Berater kaum mehr lohnt. Nach der Einführung des Provisionsverbots in Großbritannien (Retail Distribution Review, RDR) spre- chen Kritiker davon, dass die unteren Einkommensklassen weitgehend von finanzieller Beratung abgeschnitten seien. „Als Ersatz kann hier Robo- Advice dienen“, meint Nonner. Die Industrie nähert sich entspre- chend auf ganz unterschiedliche Weise dem Thema digitale Beratung. Bran- chenprimus Blackrock hat im August die Plattform Future Advisor übernom- men. Das Portal erstellt eine Invest- mentplanung nach verschiedenen Be- dürfnissen, etwa für den Ruhestand, für die Ausbildung der Kinder oder einfach für den Vermögensaufbau. Während sich das Portal in den USA an Endkunden richtet und dies auch ausgebaut werden soll, will der weltgrößte Fondsanbieter in Europa vorwiegend die dahinterstehende Technik nutzen. Diese soll als Dienstleistung zur Ver- triebsunterstützung an Partner und Kunden verkauft werden. Digitale Gesprächsstütze „Blackrock hat sich schon immer als Tech- nologieführer verstanden. Auch in diesem Be- reich wollen wir ein Treiber der Entwicklung sein“, beschreibt Machts das ehrgeizige Ziel. Das professionelle Risikomanagement wolle das Haus über zusätzliche Kanäle auch an Pri- vatkunden weitergeben. „Ein Weg dabei ist, die Technik Vermögensverwaltern, Family Offices und freien Beratern zur Verfügung zu stellen“, erläutert Machts. Die Mechanismen des Robo-Advice ließen sich in die Bera- tungsgespräche mit den Kunden einbeziehen. Diese könnten dann etwa die Risiken in den Portfolios ihrer Kunden zerlegen. „Über interaktive Webseiten kann ein Berater etwa zeigen, wie sich ein Portfolio in verschiedenen Stresssituationen oder in steigenden Märkten verhalten würde“, erläutert Machts den prak- tischen Nutzen im Beratungsgespräch. „An erster Stelle steht der Anspruch, Portfolios gegenüber der Benchmark und gemäß den Anforderungen der Anleger zu optimieren.“ „Digitalisierung bedeutet vor allem Bera- tungsunterstützung“, meint auch FFB-Ma- nager Nonner. „Nicht alles davon sieht der Retailkunde am Ende.“ Es gehe vor allem darum, die qualifizierte Beratung mit syste- matischen Prozessen zu unterstützen. Dafür könnten technische Ideen aus dem Fintech- Feld im Hintergrund in die Beratung einflie- ßen. Die FFB sieht sich hier als Unterstützer der Berater. Das Portal Vaamo selbst richtet sich zwar an Endkunden. Doch einige der hinter dem Angebot liegenden Funktionen sind praktisch dieselben wie bei der haus- eigenen Software SAM. Diese bietet die FFB Beratern als Vertriebsunterstützung an. Schlanker Prozess „Es ist faszinierend zu sehen, wie es einer Onlineapplikation gelingt, den hochkomplexen Prozess der Bedarfs- und Risikoanalyse so zu vereinfachen und zu verschlanken, dass der Kunde binnen kurzer Zeit ein Portfolio nach seinen Anforderungen vorgestellt bekommt“, sagt Nonner. Diese Vereinfachung kann auch Beratern helfen. So dürften Vermittler künftig verstärkt Modellport- folios im Angebot haben, die sie dann individuell an Kundenbedürfnisse an- passen. „Wie und mit welchen Produk- ten der Berater die Portfolios zusam- menstellt, bleibt immer noch seiner Kompetenz überlassen“, sagt Nonner. „Die Kunst liegt in der Konfektion. Je- der Berater ist dabei aber sein eigener Schneider“, fasst Nonner zusammen. Für Schroders und Aberdeen hinge- gen öffnen die Robo-Berater eine Hin- vertrieb & praxis I robo-advice im asset management Foto: © Blackrock, Fidelity Christian Machts, Blackrock: „Neben kreativer Technolo- gie braucht es auch Erfahrung und Erfolg im Vertrieb.“ Peter Nonner, FFB: „Die Kunst liegt in der Konfektion. Jeder Berater ist dabei aber sein eigener Schneider.“ Mobile Republik Verbreitung von internetfähigen Geräten in % Smartphones und Tablets laufen Schreibtisch-PCs den Rang ab. Das wirkt sich auch auf Marketingstrategien im Web aus. Quelle: Initiative D21 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Wearables Tablet-PC Desktop-PC Mobiltelefon Smartphone Notebook/ Laptop 2012 2013 2014 M 59 % 58 % 58 % 58 % 37 % 24 % 53 % 68 % 78 % 48 % 50 % 58 % 26 % 13 % 5 % 4 % 0 % 0 %

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