FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

184 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 vertrieb & praxis I robo-advice im asset management Foto: © Eine Kampagne der Kreativagentur DesignStudio E in grasgrünes Plakat bedeckt eine rote Backsteinwand in London. Darauf prangt in riesigen Lettern der Satz: „In- vestieren ohne Banker – Nutmeg“. An Haus- wänden, in der U-Bahn, überall in der briti- schen Hauptstadt wirbt das Start-up für seine Form der Finanzanlage: ohne Banker, ohne menschlichen Berater, nur per Algorithmus. Dieser stellt nach ein paar Fragen zur finan- ziellen Situation und zur Risikoneigung ein Portfolio zusammen. Die Gründer an der Themse sind mit diesem Geschäftsmodell nicht allein. Nutmeg, Betterment, Vaamo sowie Future Advisor oder Visualvest und Parme- nion – hinter diesen kryptisch-trendigen Bezeichnungen stecken Finanzplattformen, Fintechs genannt. Sie treten an, per Online- beratung die traditionelle Vermögensver- waltung aufzumischen. Die genannten Start-ups haben eines gemeinsam: Als Geldgeber stehen nicht allein Silicon-Val- ley-Starinvestoren im Hintergrund. Viel- mehr sind die Plattformen mit traditionel- len Fondshäusern verbunden – oder gar von ihnen ins Leben gerufen worden. Lange schien die Asset-Management- Industrie die Entwicklungen im Bereich der Fintechs nur vom Spielfeldrand aus zu beobachten, galt gar als ausgesprochen trä- ge. „Die Asset-Management-Branche setzt Neuerungen mitunter erst nach langer Beob- achtung um“, beschreibt es Christian Machts, der bei Blackrock den Vertrieb von Publi- kumsfonds in Österreich, Deutschland und Osteuropa verantwortet. Doch nun schauen einige Fondshäuser nicht mehr nur einfach zu. Große Akteure wie Blackrock, Aberdeen, Schroders oder Fidelity haben sich in die Welt der Online-Finanzberater eingekauft. Auch Union Investment ist auf den Trend aufge- sprungen. Der zentrale Fondsanbieter der Ge- nossenschaftsbanken hat, von der Öffentlich- keit weitgehend unbe- merkt, sogar ein Fintech bis zur Serienreife ent- wickelt. Der Eigenbau Visualvest soll demnächst online gehen. Damit neh- men die ersten Asset Ma- nager Kontakt mit der bis- lang noch fremden Welt der Finanzberatung per Algorithmus auf. Enttäuschte Sparer Die Branche will sich dem Trend nicht mehr ver- schließen – und kann es auch gar nicht. Denn es wächst eine Generation heran, für die Geschäfte per Tablet oder Smartphone selbstverständlich sind. Und auch ältere Se- mester kaufen zunehmend Produkte und Dienstleistungen nicht nach persönlichem Be- raterkontakt im Laden – sondern lassen sich von Rezensionen imWebstore oder Empfeh- lungen in sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und Co. leiten. Besonders in den USA, aber auch in Groß- britannien oder den Niederlanden haben sich die neuen Anbieter bereits etabliert und Mil- liardensummen eingesammelt. Einer Schät- zung des Bostoner Unternehmensberaters Aite Group zufolge wird das von den „Robos“ ver- waltete Vermögen in den USA von 16 Mil- liarden Dollar per Anfang 2014 bis zum Jahresende 2015 auf 60 Milliarden Dollar klettern. In Deutschland fristen Vaamo, Quirion oder Cashboard noch ein Nischen- dasein. Der Druck für die hiesigen Anbieter ist daher nicht sonderlich groß – noch. „Für Asset Manager ist es ein Muss, im Markt zu sein und sich die Fintech-Branche an- zuschauen“, meint Machts. Grundsätzlich richten sich die Robo- Angebote an zwei Hauptzielgruppen. Die eine sind die jüngeren und digitalaffinen Selbstentscheider. „Wobei man das Adjek- tiv ,jünger‘ auch weglassen kann“, sagt Peter Nonner, Geschäftsführer der Fonds- bank FFB, die zu Fidelity Worldwide In- Robo-Beratung gewinnt auch für Fondshäuser an Bedeutung. Asset Manager kaufen sogar Start-ups auf – vorerst aber nur, um das Feld zu sondieren. Dabei sein ist alles Finanzberatung ohne Banken und Berater – ein einfacher Onlinefragebogen soll’s richten. Start-ups wie die britische Fintech-Gesellschaft Nutmeg machen Druck und werden wegen ihres Potenzials sogar von großen Fondshäusern gekauft. Vormarsch der Roboter Per automatisierter Beratung investiertes Vermögen in Billionen US-Dollar (Schätzung) Robo-Berater werden in den kommenden Jahren stark wachsen, schätzt das Consultinghaus A.T. Kearney. Quelle: A.T. Kearney 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 2020 2019 2018 2017 2016 Mittelzuflüsse von wechselnden Kunden Mittelzuflüsse von neuen Kunden Bill. USD

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