FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
Komplexer wird es da schon, wenn mit An- geboten wie Smart Beta oder Risk Parity ver- sucht wird, das letzte Quäntchen Performance aus Indizes herauszuquetschen, um damit das passive Management gewissermaßen aufzu- peppen. Das mag alles durchaus seine Berech- tigung haben, aber auch das ist für meine Be- griffe kein aktives Fondsmanagement. Genau- so wenig wie jene Angebote, die sich immer möglichst nah an ihrer Benchmark entlang- hangeln. Die jeweiligen Portfoliolenker be- zeichnen sich zwar als aktive Manager, liefern aber eben kein aktives Management. Daher muss man eigentlich gar nicht mehr darüber diskutieren, ob nun aktives oder passives Ma- nagement den vermeintlich besseren oder überlegenen Anlagestil darstellt. Die Frage, die man eigentlich diskutieren müsste, lautet: Ist ein als aktiv deklariertes Fondsmanage- ment tatsächlich aktiv? Vor diesem Hinter- grund glauben wir mit unserem Multi-Bou- tique-Konzept durchaus richtig zu liegen und echten Mehrwert bieten zu können. Aber ist in diesem Zusammenhang der Begriff Multi-Boutique wirklich pas- send? Schließlich sind es keine selbst- ständigen Einheiten, sondern am Ende doch angestellte Portfoliomanager von Vontobel, über die wir sprechen? Wir definieren den Begriff Boutique als Selbstständigkeit der entsprechenden Einheit im Hinblick auf ihren jeweiligen Investment- prozess und die speziellen Produkte, die diese Einheit managt. Der Head of Fixed Income beispielsweise definiert den Prozess seines Teams, um damit im Wettbewerb seiner As- setklasse möglichst im ersten oder zweiten Quartil der betreffenden Vergleichsgruppe zu landen. Diese Spezialisierung reicht bis hin zum Vertrieb der Produkte, für die es jeweils eigene Sales-Experten gibt. Als größere Or- ganisation haben wir allerdings eine übergrei- fende Klammer über alles gespannt, wodurch die einzelnen Boutiquen bestimmte Leistun- gen in Bezug auf Back- und Mid-Office zen- tral abrufen können, für die sie aber wie bei einer Art Profit Center bezahlen müssen. Aber bringt eine solche Struktur nicht auch Nachteile mit sich? Zumindest scheint Ihre Aufstellung noch nicht bei den Beratern in Deutschland und Öster- reich angekommen zu sein. In beiden Ländern kann man eher den Eindruck gewinnen, dass Ihre Gesellschaft – abge- sehen von einzelnen herausragenden Produkten – ein wenig in der Versen- kung verschwunden ist. In Österreich hat Vontobel das Private Banking auf- gegeben, Ihre Fonds sind zwar noch zu- gelassen, aber von einer wirklich aktiven Betreuung am Markt kann man doch eigentlich nicht mehr sprechen? Der Einwand ist wahrscheinlich nicht ganz unberechtigt. In Deutschland und Österreich haben wir tatsächlich noch nicht unser Ziel er- reicht, wir sind noch nicht da, wo wir eigent- lich sein wollen. Das hängt unter anderem da- mit zusammen, dass wir eine unserer diesbe- züglichen Initiativen, die darauf gerichtet war, eine sehr viel stärkere Präsenz in Deutschland und Österreich zu erlangen, am Ende eben nicht wie geplant umsetzen konnten. Sprechen Sie über die misslungene Über- nahme von Meriten Investment Manage- ment? Richtig, eine solche Übernahme hätte nicht nur zu einer Erhöhung unserer verwalteten Assets um rund 25 Milliarden Euro geführt, wir hätten dadurch auch auf einen Schlag eine wesentlich breitere Präsenz im deutschen und österreichischen Markt erlangt. Mit diesem Ziel werden wir auch weiterhin nach poten- ziellen Übernahmekandidaten in Deutschland und Österreich Ausschau halten. Wir wollen in beiden Märkten aber gleichzeitig auch sehr viel stärker organisch wachsen. Unter ande- rem durch den Aufbau einer eigenen Nieder- lassung von Vontobel Asset Management in Deutschland, von der aus wir den deutschen wie auch den österreichischen Markt sehr viel besser betreuen können. In beiden Ländern braucht man dafür ein breites Angebot im Anleihenbereich. Diese Assetklasse haben wir in den vergangenen vier Jahren erheblich aus- gebaut, nicht zuletzt durch die in diesem Jahr erfolgte mehrheitliche Übernahme des briti- schen Anleihenspezialisten Twentyfour Asset Management. Jetzt haben wir die Produkte, die wir benötigen, angesichts der Tatsache, dass beide Märkte noch immer von einer ex- tremen Vorliebe der Anleger für zinstragende Investments geprägt sind. Wenn Sie von möglichen weiteren Über- nahmen sprechen, welche Größenord- nung haben Sie dabei im Auge? Axel Schwarzer: „Wir werden auch weiterhin nach potenziellen Übernahmekandidaten in Deutschland und Österreich Ausschau halten. Wir wollen aber gleichzeitig auch sehr viel stärker organisch in beiden Märkten wachsen.“ vertrieb & praxis I axel schwarzer | vontobel asset management 182 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 » Wir definieren den Begriff Boutique als Selbstständigkeit der entsprechenden Einheit im Hinblick auf ihren jeweiligen Investmentprozess und die speziellen Produkte, die diese Einheit managt. « Axel Schwarzer, Vontobel Asset Management Foto: © Fanny Taboada
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