FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
E igentlich ist es bis hierhin ein höchst erfolgreiches Jahr für die inländische Fondsindustrie. Das Fondsvolumen ist nahe an einem neuen Rekordhoch, und die Neuinvestitionen summieren sich nach nur neun Monaten auf mehr als vier Milliarden Euro. Dennoch war bei den „Fondstagen 2015“ in Krems von Euphorie nicht viel zu spüren. Im Gegenteil, man machte sich viel mehr Sorgen um die internationale Kon- kurrenzfähigkeit. Die Tatsache, dass mit der Bawag PSK Invest und der Volksbank Invest KAG im heurigen Jahr zwei Fondsgesell- schaften in ausländische Hand übergegangen sind, löst offenbar Ängste und Unbehagen aus. Die Reaktion der Vereinigung Österrei- chischer Investmentgesellschaften (VÖIG) ist ein Aufruf, gemeinsam an der Sicherung des Fondsstandortes Österreich mitzuwirken. Heinz Bednar, Chef der Erste-Sparinvest und Präsident der VÖIG, erklärte dazu in seiner Eröffnungsrede, dass Performance, Service und Preis heute notwendige, aber lange nicht hinreichende Erfolgsfaktoren seien. Für „klei- ne Player“ werde es in Zukunft auch entschei- dend sein, bestimmte Themen zu besetzen. Ein Thema, das laut Bednar in der Lage ist, das Standing der österreichischen Fondsin- dustrie zu bestimmen, könnte das kleine, aber rasch wachsende Segment „Nachhaltigkeit“ sein. Die Perspektiven scheinen günstig: Eine Erhebung des Datenanbieters software-sys- tems.at zeigt, dass heimische Unternehmen mitunter zu den Hauptakteuren im deutsch- sprachigen Markt zählen. Millionen unbetreute Kunden Nicht zuletzt nahm Bednar aber auch die Regulatoren in die Pflicht, sie sollten für ein „Level Playing Field“, also Chancengleich- heit, sorgen, so die Forderung, der sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema „Regulatorische Herausforderungen im Fondsvertrieb“ gern anschlossen. Für sie bedeute der Regulierungsdschungel, den Brüssel rund um die Finanzindustrie pflanzt, vor allen Dingen eine immense Kostenbe- lastung. Im Hinblick auf Mifid II erinnerte Christian Petter von BNP Paribas Investment Partners auch an die Entwicklungen am briti- schen Markt, der mit der Retail Distribution Review (RDR) bereits durch einen ähnlichen Prozess gegangen ist. Das Regelwerk, das Vermögensberatern in Großbritannien verbie- tet, Provisionsgeschäft abzuwickeln, gilt seit Ende 2012 und hat den Markt auf der Insel nachhaltig verändert. Laut Petter gelten heute rund 5,5 Millionen Kunden als „unbetreut“. Trotz aller Widrigkeiten will Rainer Schnabl, Mitglied der Geschäftsführung der Raiffeisen KAG, vor allem das Thema der Provisions- offenlegung als Chance sehen. „Ich glaube, dass die Sorgen unbegründet sind. Mit Mifid II kommt Transparenz ins Privatkunden- geschäft.“ In Deutschland müssen Bankmit- arbeiter und gewerbliche Finanzanlagen- vermittler etwa schon länger ihre Provisionen offenlegen, und der Markt, so Schnabl, wach- se trotzdem Monat für Monat. Hoffnungen, wonach der legislative Druck durch die Schaffung einer harmonisierten Ka- pitalmarktunion nachlasse, zerstreute FMA- Heinz Bednar, Chef der Erste-Sparinvest und Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), richtete bei seiner Eröffnungsrede zu den „Fondstagen 2015“ einen Appell an die inländische Fondsindustrie. » Performance, Service und Preis sind heute notwendi- ge, aber lange nicht hinrei- chende Erfolgsfaktoren. « Heinz Bednar, Erste-Sparinvest 178 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Foto: © VÖIG Appell zur Kooperation Im Zentrum der „Fondstage 2015“ in Krems stand die Frage, ob der österreichische Fondsstandort international noch konkurrenzfähig ist. vertrieb & praxis I vöig-fondstage „Kein Euro ohne Fiskalunion“, sagt Ulrich Schuh, wissenschaftlicher Leiter der Denkfabrik Eco Austria. Othmar Karas, EU-Parlament: „Europäische Kreditver- briefungen waren niemals toxisch.“
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