FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
in sechs Monaten passiert, wir stimmen aber überein, dass die Zinsen langfristig steigen müssen. Das Niveau ist unnatürlich niedrig. Mein Job als CEO ist es, den Fondsmanagern den Freiraum zu lassen, dass sie bestmögliche Ergebnisse erzielen können. Es ist nicht ent- scheidend, ob sie einmal ein Quartal falsch- gelegen haben, sie müssen nur langfristig be- trachtet die richtigen Entscheidungen treffen. Darauf kommt es mir an. Kritiker und Befürworter tauschen sich seit geraumer Zeit über die Vor- und Nachteile des aktiven Fondsmanage- ments aus. Wie begegnen Sie der Debatte als Repräsentant eines Hauses, das sich aktives Fondsmanagement auf die Fah- nen schreibt? Slendebroek: Es ist zunächst einmal wichtig, Investoren darüber aufzuklären. Denn aktives Fondsmanagement geht mit höheren Kurs- schwankungen einher. Die Frage lautet aber: Ist höhere Volatilität gleichbedeutend mit höherem Risiko? Ich sage, es kommt darauf an, wie man Risiko definiert. Indizes gewich- ten prinzipiell jene Titel am stärksten, die his- torisch die besten Ergebnisse erzielt haben; man kann sagen, auch das ist hochriskant. Für mich bedeutet aktives Fondsmanagement eigentlich, passiv zu investieren. Unsere Port- folios umfassen gewöhnlich bis zu 50 Titel, und viele Manager handeln nur zwei-, maxi- mal dreimal im Jahr. ETFs handeln rund um die Uhr, weil sie ständig die Portfoliogewich- tungen anpassen. Transaktionen kosten eine Menge Geld, einen Index abzubilden ist also aus unserer Sicht nicht sinnvoll. In letzter Zeit sind aktive Fondsmanager etwas in die Defensive geraten. Im Jahr 2014 gelang es lediglich 21 Prozent der Fonds, die auf US-Aktien spezialisiert sind, ihre Benchmark zu schlagen, zeigen Daten von Morningstar. Brodnik: Das aktive Fondsmanagement kämpft mit dem Problem, dass sehr viele Manager ihre Portfolios mit einem sehr gerin- gen „Tracking Error“ managen. Damit hast du praktisch keine Chance, die Benchmark lang- fristig zu schlagen. Daher orientieren wir uns generell nicht an Benchmarks. Die Bedeutung der Kennzahl „Active Share“ hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Kann sie helfen, das Be- wusstsein für aktives Management zu stärken? Slendebroek: Natürlich weisen wir die Kenn- zahl aus, sie sagt in Wahrheit aber nur aus, dass man außerhalb der Benchmark investiert. Du kannst einen sehr hohen „Active Share“ haben, aber ausschließlich schlechte Ent- scheidungen treffen. Herr Slendebroek, wohin wird sich das Asset Management Ihrer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren ent- wickeln? Slendebroek: Die Entwicklung schreitet rasant voran. Der stärkste Trend ist meiner Meinung nach die Digitalisierung. Finanztechnologie ist einer der spannendsten Bereiche hinsicht- lich Risikomanagement, Portfoliokonstruktion oder Unternehmensbewertung. Heute können wir aufgrund der Datenverfügbarkeit auch das Investorenverhalten besser analysieren. Haben Sie Vorgaben bezüglich der As- sets under Management? Slendebroek: So etwas habe ich nicht, und ich fände es sehr schlecht, solche zu haben. Für mich ist die Performance sehr wichtig sowie eine bestmögliche Betreuung unserer Kunden zu gewährleisten. Außerdem ist mein persön- liches Ziel, Sorge zu tragen, dass ich die Fir- ma fair, ehrlich und ethisch gerecht führen kann. Das wird letztendlich auch dazu führen, dass man wächst und profitabel ist. Wir wol- len wachsen, ohne Übernahmen zu tätigen. Das heißt, die Geschwindigkeit des Marktes und die Fähigkeit, Talente zu akquirieren, be- stimmen die Firmengröße. Vielen Dank für das Gespräch. DANIEL WINKELMEIER | FP Maarten Slendebroek: „Für mich bedeutet aktives Fondsmanagement eigentlich, passiv zu investieren, unsere Portfolios umfassen gewöhnlich bis zu 50 Titel, und viele Manager handeln nur zwei-, maximal dreimal im Jahr.“ vertrieb & praxis I maar ten slendebroek und andrej brodnik | jupiter 176 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 » Die Entwicklung schreitet rasant voran. Der stärkste Trend ist meiner Meinung nach die Digitalisierung. « Maarten Slendebroek, Jupiter Foto: © Günter Menzl Maarten Slendebroek Maarten Slendebroek blickt auf mehr als 25 Jahre Bran- chenerfahrung zurück. Ehe der niederländisch-schwedi- sche Manager 2012 als Head of Distribution and Strategy zu Jupiter Asset Management wechselte, brachte er 18 Jahre bei Blackrock zu. Beim weltgrößten Vermögens- verwalter war er unter anderem Mitglied im globalen Betriebs- und europäischen Exekutivausschuss, außerdem bekleidete er die Funktion des Head of International Retail. Seit März 2014 ist er Chief Executive Officer bei Jupiter Asset Management.
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