FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

vertrieb & praxis I maar ten slendebroek und andrej brodnik | jupiter 174 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Foto: © Günter Menzl M aarten Slendebroek ist ein erfahrener Mann. Mehr als 25 Jahre brachte er im Finanzdienstleistungssektor zu, unter anderem als Head of International Retail bei Blackrock. Im März des vergangenen Jah- res trat er die Nachfolge von Edward Bonham Carter als Chief Executive Officer von Jupiter Asset Management an. Mit dem Londoner Investmenthaus möchte er vor allem interna- tional einen Zahn zulegen. Nach der Erhö- hung der Schlagzahl im deutschsprachigen Raum sowie in Hongkong und Singapur ging Slendebroek unlängst auch in Skandinavien und Spanien an den Start. Im nächsten Jahr soll der italienische Markt erschlossen werden. Trotz der ambitionierten Pläne ist bei Slen- debroek von Größenwahn keine Spur. Der Manager niederländisch-schwedischer Herkunft will „gesund“ expandieren. Das Unternehmen soll eine Neuauflage der Fi- nanzkrise jederzeit überstehen können, so die Devise, und er möchte mit dem Un- ternehmen unabhängig bleiben. Das war nicht immer der Fall, von 1995 bis 2007 gehörte Jupiter mehrheitlich der Com- merzbank. Nach einem Management- Buy-out und anschließendem Börsengang halten die Mitarbeiter heute beträchtliche Unternehmensanteile und sind zusam- mengenommen der größte Shareholder. 1985 gegründet, beschäftigt Jupiter heute weltweit mehr als 400 Mitarbeiter und verwaltet rund 50 Milliarden Euro im Auftrag von institutionellen Anlegern und Privatkunden. FONDS professionell traf Slendebroek und Andrej Brodnik, Jupiter- Chef in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Wien zum Interview. Herr Slendebroek, Jupiter Asset Ma- nagement zählt in Großbritannien zu den größten Publikumsfondsanbietern. Hierzulande ist der Name sicher nicht jedem geläufig. Bitte sagen Sie uns, was Ihr Haus ausmacht. Maarten Slendebroek: Für uns gibt es bloß ein Ziel: nämlich aktiv Kundengelder zu ver- walten, um nach Kosten und Gebühren über rollierende Drei- beziehungsweise Fünfjahres- perioden Mehrerträge zu generieren. Im Rah- men der Risikoparameter gewähren wir unse- ren Fondsmanagern den nötigen Freiraum. Es gibt keine formellen Meetings, alle sitzen in einem Raum in einem Londoner Bürogebäu- de, und im Gegensatz zu anderen Asset Ma- nagern geben wir ihnen auch die Möglichkeit, ihre Stimmrechte als Aktionäre selbst auszu- üben. Sie sind 2012 als Head of Distribution and Strategy geholt worden, um das internationale Geschäft auszubauen. Jupiter war zu der Zeit bereits an der Londoner Börse gelistet. Was haben Sie verändert? Slendebroek: Dies war ein entscheidender Moment im Leben von Jupiter und ich hatte solche Entwicklungen bereits mehrmals erlebt. Der Plan war simpel: organisches Wachstum über Produktqualität, Kunden- orientierung und regionale Expansion. Meine erste Maßnahme war, die richtigen Personen an Bord zu holen. Mit Andrej Brodnik über- nahm ein alter Freund den Fondsvertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und auch in Hongkong und Singapur stellten wir uns neu auf. Seither haben wir die inter- nationale Manpower auf rund 30 Mitar- beiter hochgeschraubt. Im März letzten Jahres haben Sie Edward Bonham Carter als CEO beerbt. Es hat seither ein größerer Stellenabbau stattgefunden. Slendebroek: Ich musste mir die Frage stellen, ob wir noch ein reiner Asset Manager waren. Die Antwort lautete: nein. Es gehörte uns eine Private-Wealth- Management-Sparte mit rund 1,5 Mil- liarden Euro under Management. Die Betreuung wohlhabender Privatkunden passte aber nicht zu uns, also habe ich mich entschieden, die Sparte zu verkaufen und den Erlös in Form von Dividenden an die Anteilseigner auszuschütten. Die Stellenreduktion bezog sich auf jene Mitar- beiter, die in der Sparte tätig waren. Herr Brodnik, welche Investorengrup- pen sprechen Sie denn hierzulande an? Andrej Brodnik: Primäre Zielgruppe sind Dachfondsmanager. Ein Marktanteil von drei Prozent in diesem Bereich – gegenüber 0,2 Prozent im letzten Jahr – ist aus unserer Sicht nicht unrealistisch. Darüber hinaus sprechen wir Family Offices und Privatbanken an, auch Für Jupiter Asset Management stehen die Zeichen mehr denn je auf Expansion. Maarten Slendebroek , neuer Chief Executive Officer, und Regionenchef Andrej Brodnik erklären im Interview, wie sie die börsennotierte Fondsgesell- schaft aus London international voranbringen wollen und was sie von der Debatte um aktives Management halten. „Wir wollen wachsen, ohne » Es mag Häuser geben, die sich an eine Investmentstrategie klammern, aber bei uns gibt es zwölf Teams mit zwölf unterschiedlichen Strategien. « Maarten Slendebroek, Jupiter Maarten Slendebroek: „Aktive Manager lassen sich nicht gern in eine Schublade stecken.“

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