FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

172 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Damit, dass im Finanzbereich der Über- gangsprozess vom produkt- zum lösungs- orientierten Ansatz weiter voranschreiten wird, rechnet auch Mike O’Brien, Vorstands- chef von J.P. Morgan Asset Management in Europa, im Nahen Osten und Afrika (EMEA). „Multi-Asset-Fonds werden sowohl für Pri- vatanleger als auch für Institutionelle künftig eine immer größere Rolle spielen, denn sie bieten Investoren Lösungen für ihre drängendsten Probleme“, ist er überzeugt. Sie könnten zum Bei- spiel so gestaltet werden, dass sie in- nerhalb eines bestimmten Schwan- kungskorridors bleiben und damit gut für den Vermögensaufbau geeignet seien, oder sie könnten nach Renten- beginn für ein planbares Einkommen sorgen. „Gerade für Menschen im Rentenalter gibt es daneben kaum wirklich geeignete Produkte, da die Zinsen aktuell so niedrig sind – und mit einer baldigen Zinsanhebung in Europa rechnen wir nicht“, so O’Brien. Auch für Institutionelle Bemerkenswert ist dabei, dass sei- ner Meinung nach gemischte Fonds auch für viele institutionelle Investo- ren eine geeignete Lösung darstellen. Wobei hier auch andere Aspekte als das Ertrags-Risiko-Profil eine Rolle spielen: Beispielsweise können sie Pensionssysteme dabei unterstützen, in ihrer Bilanz die Anlage- mit der Verpflichtungsseite in Übereinstimmung zu bringen. Vertriebsseitig waren es zunächst die unab- hängigen Finanzberater, die ihren Kunden nach der Finanzkrise lieber vermögensverwal- tende Fonds als reine Aktien- oder Rentenpro- dukte angeboten haben. „Seit etwa 2013 grei- fen aber auch Bankvertriebe verstärkt auf sol- che Lösungen zurück“, beobachtet McFee. „Dies mag daran liegen, dass Banken die Fonds inzwischen als eine gute Möglichkeit entdeckt haben, ihre Margen im Privatkun- dengeschäft zu erhöhen, das bis dato überwie- gend von Cash-, Festgeld- und Rentenanlagen dominiert wurde.“ Gleichzeitig könnten die Kunden von den höheren Renditen profitie- ren, die mit gemischten Fonds möglich sind. Daher verwundert es nicht, dass der Misch- fondsabsatz in diesem Jahr nicht nur in Öster- reich, sondern auch in Italien hoch war, denn dort dominieren Banken den Fondsvertrieb (siehe Grafik Seite 170). In Italien ist es ins- besondere Eurizon, die Fondsgesellschaft der Bank Intesa Sanpaolo, die zahlreiche Lebens- zyklusfonds auf den Markt bringt und damit einen großen Teil der Zuflüsse in heimische Mischfonds auf sich vereinen konnte. Doch auf welche Anbieter setzen Fonds- einkäufer speziell bei gemischten Portfolios am liebsten? Um das herauszufinden, befragte das Berlin-Londoner Analysehaus Fund Buyer Focus (FBF), ein Tochterunternehmen von Mackay Williams, von Juni 2014 bis Juli 2015 über ganz Europa verteilt rund 1.000 Fondsselektoren. Europaweit auf den vor- deren Plätzen rangieren dabei Carmignac Gestion, Blackrock, M&G Investments und J.P. Morgan Asset Management. Die Präferenzen der unabhängigen Se- lektoren unterscheiden sich von Land zu Land deutlich. In Deutsch- land schafften es mit Flossbach von Storch, Allianz Global Investors und der Deutschen Asset & Wealth Ma- nagement gleich drei heimische Gesellschaften unter die fünf belieb- testen Multi-Asset-Anbieter. In der Schweiz kam mit der UBS immer- hin einer der großen einheimischen Player unter die Top Five. In Öster- reich dagegen stehen die ausländi- schen Anbieter ganz oben in der Gunst der unabhängigen Fondsse- lektoren (siehe Tabellen). Lokale Anbieter Die Ergebnisse unterscheiden sich doch erheblich von dem Bild, das sich mit Blick auf das reine Volu- men ergibt. Dort stehen jeweils die großen einheimischen Spieler ganz vorn. Ihr Vorteil ist altbekannt und durch nichts zu ersetzen: Sie verfü- gen über hauseigene oder exklusive Vertriebskanäle. ANKE DEMBOWSKI | FP vertrieb & praxis I multi-asset-fonds Foto: © J.P. Morgan Asset Management, Mackay Williams Mark McFee, Mackay Williams: „Mischfonds werden dem Trend zu lösungsorientierten Produkten gerecht.“ Mike O’Brien, J.P. Morgan AM: „Multi-Asset-Fonds werden künftig eine immer größere Rolle spielen.“ Deutschlands führende Mischfondsanbieter Nach Beliebtheit 1 Nach Volumen 2 Rang Anbieter Rang Anbieter AuM in Euro 1 Flossbach von Storch 1 Deutsche AWM 21.941,1 Mio. 2 Ethenea 2 Union Investment 18.289,4 Mio. 3 Carmignac Gestion 3 Deka 14.477,4 Mio. 4 Allianz GI 4 Ethenea 13.583,7 Mio. 5 Deutsche AWM 5 Allianz GI 12.352,6 Mio. Österreichs führende Mischfondsanbieter Nach Beliebtheit 1 Nach Volumen 3 Rang Anbieter Rang Anbieter AuM in Euro 1 J.P. Morgan AM 1 Raiffeisen KAG 10.070,7 Mio. 2 Blackrock 2 Erste-Sparinvest 8.036,4 Mio. 2 Invesco 3 Pioneer Investments 6.923,5 Mio. 4 Fidelity 4 Allianz Invest 6.524,6 Mio. 5 Nordea 5 Kepler-Fonds 5.479,1 Mio. Die führenden Mischfondsanbieter der Schweiz Nach Beliebtheit 1 Nach Volumen 2 Rang Anbieter Rang Anbieter AuM in Euro 1 Blackrock 1 Swisscanto 12.625,2 Mio. 2 Carmignac Gestion 2 Credit Suisse 5.591,3 Mio. 3 Nordea 3 Generali 5.300,7 Mio. 4 Invesco 4 UBS 5.168,1 Mio. 4 UBS 5 GAM Holding 4.417,7 Mio. 1 Umfrage unter zirka 1.000 Fondsselektoren in Europa (Juni 2014 bis Juli 2015), die nicht nur auf haus- eigene Fonds zurückgreifen dürfen | 2 Mischfonds-Assets (Stand: August 2015) | 3 Mischfonds-Assets Stand Oktober 2015, Quelle: VÖIG Quellen: Fund Buyer Focus, Broadridge Fund File

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