FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
170 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 vertrieb & praxis I multi-asset-fonds Foto: © Dimitri Surkov | Dreamstime.com G emischte Fonds entwickeln sich mär- chenhaft“, sagt Mark McFee, Fonds- marktexperte beim Consultingunter- nehmen Mackay Williams. Er spricht damit die Tatsache an, dass diese Fondsklasse seit 2009 Jahr für Jahr nur Zuflüsse sah. Auch von Januar bis August 2015 fielen die Ver- kaufszahlen der Fonds, die parallel in mehrere Assetklassen investieren, in jedem einzelnen Monat positiv aus. Insgesamt wurden in diesen acht Monaten europaweit Anteile im Wert von netto 151 Milliarden Euro abgesetzt. Im März verzeichneten die Produkte mit Zuflüssen von 24,7 Milliar- den Euro sogar einen Absatzrekord. Und das obwohl das Börsenjahr 2015 bisher reichlich durchwachsen verlaufen ist. Auch die zunehmende Unsicherheit der Investo- ren vermochte den Absatz gemischter Fonds nicht zu bremsen. Hauptprofiteure dieses Trends waren fle- xible Mischfonds, die ihre Asset Allocation an die jeweilige Marktsituation anpassen können, sie werden inzwischen als „ver- mögensverwaltende Fonds“ verstanden und kommen bei den Anlegern besonders gut an. „Starke Absatzzahlen sahen zuletzt aber auch Fonds, die regelmäßige Auszahlun- gen versprechen“, beobachtet McFee, „wobei die Anzahl dieser Produkte noch nicht sehr groß ist.“ In diesem Jahr lan- cierten die Investmenthäuser vor allem flexible Mischfonds, erst für 2016 sei mit einer deutlich wachsenden Zahl ausschüttungs- orientierter Multi-Asset-Income- Portfolios zu rechnen. Aufholjagd Nach sechs Jahren Höhenflug, so könnte man meinen, müssten gemischte Fonds längst die größ- te Fondsgruppe sein, tatsächlich ist das aber längst nicht der Fall. „Auch wenn die Verkaufszahlen für gemischte Fonds enorm hoch sind, konnten sie, was das ver- waltete Volumen betrifft, noch nicht zu den beiden Kategorien Aktien- und Rentenfonds auf- schließen“, erklärt McFee. Ak- tuell verwalten Aktienfonds in Europa 3,1 Billionen und Ren- tenfonds 2,3 Billionen Euro. Ge- mischte Fonds kommen nur auf 1,1 Billionen Euro, zeigen Zahlen von Broadridge Fund File (ehemals Lipper Fund File). ETFs sind dabei berücksichtigt. Allerdings gilt das nur für Gesamteuro- pa, die österreichische Investmentland- schaft unterscheidet sich hier bereits deut- lich: Die Anbieter, die ihre Zahlen dem Branchenverband VÖIG melden, verwal- ten bereits seit dem vergangenen Jahr mehr Geld in Misch- als in Rentenfonds. McFee führt den Erfolg der vermögens- verwaltenden Fonds auf ihr Ertrags-Risi- ko-Profil zurück. Aktienfonds würden von vielen Privatanlegern als zu riskant wahr- genommen, während Rentenfonds ange- sichts der derzeit niedrigen Renditen als zu wenig chancenreich angesehen würden. „Vielen Anlegern kommen daher gemisch- te Fonds genau richtig vor: Sie versprechen eine höhere Performance als Rentenfonds, haben die Flexibilität, sich innerhalb eines einzigen Produktes an die jeweiligen Marktsituationen anzupassen, und werden dem Trend hin zu lösungsorientierten Fonds gerecht“, sagt der Brite. Welche Anbieter von Multi-Asset-Fonds in den einzelnen Ländern Europas am beliebtesten sind, zeigt eine Studie des Beratungshauses Mackay Williams. Gefragte Mischlinge Wie bei einem guten Cocktail kommt es bei Multi-Asset-Fonds nicht nur auf die Qualität der einzelnen Zutaten an, sondern insbesondere auch auf die Mischung der Ingredienzen. Italiener lieben den Mix Absatz lokaler Mischfonds in Europa, Januar bis Juli 2015 in % In den ersten sieben Monaten 2015 verzeichneten heimische Mischfonds in Ländern wie Italien, Deutschland oder Spanien, in denen Banken den Fondsvertrieb beherrschen, hohe Zuflüsse. Grenzüberschreitend vertriebene Fonds blieben bei dieser Betrachtung unberücksichtigt. Quelle: Broadridge Fund File Italien 36 % Deutsch- land 20 % Großbri- tannien 12 % Spanien 10 % Frankreich 8 % Belgien 6 % andere 8 %
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