FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
169 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 sche Fragen zur FAF können daher auch nur von der FAF beantwortet werden.“ Ruf nach Aufklärung Inzwischen ist die Ära Göltl Geschichte. Hannes Dolzer übernimmt Göltls Aufgaben auf Bundesebene, und Eric Samuiloff ersetzt ihn in Wien, beide genießen einen tadellosen Ruf und gelten als ebenso kompetent wie integer. Ob es ihnen gelingen wird, die Kam- mermitglieder über die Hintergründe aufzu- klären, ist derzeit noch offen. Dolzer erklärt anlässlich seiner Berufung: „... zusätzlich ist mir Transparenz sowohl innerhalb unserer Fachorganisation als auch in Bezug auf unsere Tätigkeit sehr wichtig.“ Der Ruf nach Aufklärung aus den Reihen der Mitglieder wird jedenfalls lauter. Heribert Laaber, Vermögensberater und selbst jahre- lang Funktionär in der Wirtschaftskammer, meint dazu: „Tausende brave Kammerbei- tragszahler – zwangsweise – haben ein Anrecht auf eine lückenlose Aufklärung. Ich jedenfalls möchte wissen, was da unter dem Schutzmantel der Kammer gelaufen ist. Sich mit dem Hinweis, dies ist ein privater Verein, zu exkulpieren, geht nicht. Die engste Verzah- nung der handelnden und bezahlten Personen Kammer mit FAF schreit nach Transparenz und Offenlegung aller Aktivitäten und Zah- lungsflüsse der FAF.“ Dass die FAF nach kurzer „Pause“ nun mit neuer Internetseite wieder online ist und auch die handelnden Personen dieselben sind – als Präsident fungiert weiterhin Wolfgang Göltl, als Geschäftsführer Georg Plesnik –, findet Laaber schockierend: „Ich denke, dass ein einfaches Fortschreiben der bisherigen Ge- pflogenheiten nicht zulässig ist, weil sich die Gegebenheiten radikal geändert haben. Ich bin der Meinung, dass sich die FAF unter ande- rem als anerkannte Ausbildungseinrichtung neu akkreditieren muss. Sich auf die Historie zu berufen ist zu wenig. Da sich die Ausbil- dungsangebote und möglicherweise auch die Vortragenden geändert haben, bedarf es einer Evaluierung. Angebote, die zur Rezertifizie- rung als Wertpapiervermittler anerkannt wer- den können, fehlen aktuell gänzlich. Somit müsste sofort die Streichung aus der Liste der Wirtschaftskammer als anerkannte Einrich- tung erfolgen.“ Es könnte für die Fachakade- mie somit schwierig werden, ihre Geschäfts- tätigkeit wie bisher fortzusetzen. Seitens der Fachgruppe Wien darf sie sich nicht mehr viel Unterstützung erwarten. Der neue Obmann Samuiloff erklärt dazu: „Die Kammer will mit der FAF nichts zu tun haben und ist auch an keiner Kooperation interessiert.“ Auf der Liste der Rezertifizierung als Wertpapiervermittler findet sich die FAF zum Redaktionsschluss dann auch nicht mehr. Laaber geht aber wei- ter, er zweifelt an, dass die FAF weiterhin einen Diplomlehrgang anbieten kann und da- mit wirbt, dass mit Lehrgangsabschluss keine weitere Prüfungen abzulegen sind, um diese Gewerbeberechtigung zu erhalten. „Diese Aussage halte ich für vermessen“, so Laaber. Jenen Beratern, die bereits Kurse bei der FAF gebucht haben und nun fürchten, dass sie die gewünschte Dienstleistung nicht bekommen werden, kann man daher nur raten, die Kurs- gebühren zurückzuverlangen. Sollte die FAF in Wien ihre Bedeutung als Ausbildungsschiene für den Finanzberatungs- bereich einbüßen, muss eineAlternative gefun- den werden. Samuiloff hat dafür auch schon Pläne. Bis Jänner will der neue Obmann einen Veranstaltungsplan für das nächste Jahr vor- legen, der unter anderem Weiterbildungsver- anstaltungen für Wertpapiervermittler imAus- maß von 40 Stunden umfassen soll. Mit wel- chenAusbildungseinrichtungen kooperiert wer- den soll, wird gerade geklärt. „Mein Wunsch ist es, als Fachgruppe kostengünstige Weiter- bildungsangebote aufzustellen. Ständige Wei- terbildung ist keine Verpflichtung, sondern ei- ne Selbstverständlichkeit. Hier sind zwei Maßnahmen wichtig: Der bestehende Lehr- plan für Wertpapiervermittler muss adaptiert werden, und die Fachgruppe Wien muss die Weiterbildung in umfassendem Ausmaß an- bieten“, so Samuiloff weiter. GEORG PANKL | FP Universidad Azteca und FAF Das Geschäft mit Aus- und Weiterbildung boomt. Da- von will auch die mexikanische Fernuniversität Univer- sidad Azteca profitieren – und zwar auch in Österreich und bis vor Kurzem auch mithilfe der FAF. In einem Informationsblatt der Universität ist zu lesen: „Der Branch Campus Vienna unter der Leitung von Prof.- univ. MMag. Dr. Mario Art, MSc, MBA, MPA kooperiert mit dem Fachverband der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich in der Qualifizierung und Ausbildung von Finanzdienstleistern über die Qualitätsakademie des Fachver- bandes, FAF Fachakademie für Finanz- dienstleister.“ Der Branch Campus warb etwa für den Abschluss als „Doctor of Philosophy in Management“ oder auch als „Master of Science in Business Admini- stration“ und erklärte, dass die Abschlüs- se von der FAF Fachakademie der Finanz- dienstleister des Fachverbandes der Fi- nanzdienstleister der WKO beruflich als facheinschlägig anerkannt sind. Die beruf- liche Anerkennung der Abschlüsse wäre somit mittels Zertifikat der FAF empfohlen worden. Mit einem herkömmlichen Curri- culum an einer klassischen österreichi- schen Hochschule hat das allerdings nicht viel zu tun. Die Universidad Azteca ist eine in Mexiko anerkannte postsekundäre Bildungseinrichtung im Sinne der öster- reichischen hochschulrechtlichen Bestimmungen. Ein durch sie verliehener akademischer Grad darf zwar geführt werden, allerdings teilt das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf An- frage mit, dass ein von der Universidad Azteca verlie- hener akademischer Grad nicht in eine österreichische öffentliche Urkunde eingetragen werden kann. Die Füh- rung des Titels in Reisepass oder Führerschein ist so- mit nicht erlaubt. Wer einen von dieser mexikanischen Universität verliehenen Titel erwirbt, kann ihn also nur auf Briefpapier, Visitenkarte und Türschild verwenden. Auf den Internetseiten der Universidad Azteca geht es ebenso wie im Student Handbook des Campus Au- stria primär um die Anerkennung der Lehrgänge. Wie- der und wieder wird darauf verwiesen, wo und von wem die Studien und Titel dieser Lehran- stalt anerkannt werden. Für die Universidad Azteca sind sie jedenfalls ein lukratives Ge- schäft. Die Gebühren für ein Fernstudium liegen für ein Masterstudium bei 6.500 Euro. Zum Vergleich: Ein Masterstudium kostet in Österreich über die Johannes Kepler Universität Linz (www.fernstu- dien.at ) nur zwischen 700 und 1.200 Euro. Auf der wieder freigeschaltenen Internet- seite der Fachakademie für Finanzdienst- leister findet sich der Name von Prof.-univ. MMag. Dr. Mario Art, MSc, MBA, MPA übrigens nicht mehr. Auch ein Hinweis auf die Universidad Azteca Branch Campus Vienna (FAF) fehlt.
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