FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
132 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 fonds & versicherung I fondspolizzen Foto: © Menzl, WWK D ie jüngsten Zahlen zur Entwicklung des Prämienvolumens bei fondsgebundenen Lebensversicherungen (FLV) sind wenig erfreulich. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014 zeigt sich ein Minus von neun Prozent. Überraschenderweise geben dennoch zwölf von 16 befragten Fonds- polizzenanbietern an, mit dem aktuellen Jah- resgeschäft zufrieden zu sein. Die Helvetia berichtet gar von Zu- wächsen von mehr als 30 Prozent in den ersten drei Quartalen des Jahres. Und auch bei der Wiener Städtischen hat man Positives zu vermel- den: „Nachdem wir bereits im ersten Halbjahr 2015 deutliche Zuwachsraten beim Verkauf der fondsgebundenen Lebensversicherung verzeich- net haben, legten diese zum Abschluss des drit- ten Quartals im zweistelligen Prozentbereich zu.“ Angesichts dieser Sonderkonjunktur bei einzelnenAnbietern stellt sich die Frage, woher der negative Trend für den Gesamtmarkt kommt. Eine Antwort darauf liefert die Geschäftsentwicklung beim größten heimischen Fondspolizzenanbieter, der Uniqa-Tochter FinanceLife. Vorstand Thomas Jaklin er- klärt: „Im ersten Halbjahr 2015 gab es gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 ei- nen Rückgang im Fonds- polizzengeschäft um knapp 20 Prozent. Dies ist auf den enormen Erfolg der neuen klassischen Lebensversiche- rung ohne garantierten Rech- nungszins der Uniqa zu- rückzuführen. Dieser Trend setzte sich auch im dritten Quartal fort.“ Zum Teil erklärt sich der Rückgang im Fonds- polizzenbereich somit durch die hohe Nachfra- ge nach klassischen Lebensversicherungen. Das Interesse an der „Klassischen“ ist trotz eines Garantiezinses von nur noch 1,5 Prozent – ab 1.1.2016 liegt er sogar nur noch bei einem Pro- zent – interessanterweise weiterhin ungebro- chen. Im ersten Halbjahr konnten das Prämien- volumen der KLV gegenüber dem Vorjahr so- gar um 5,7 Prozent gesteigert werden. „Von Sei- ten der Anleger ist die Nachfrage nach Garan- tieprodukten nach wie vor hoch“, erklärt Nürn- berger-Vertriebsvorstand Phillip Steiner die Si- tuation. Insgesamt zeigt sich in der Umfrage, dass immerhin elf der 16 Versicherungen davon ausgehen, dass die KLV auch weiterhin ihre Berechtigung haben wird. Ein Großteil der Be- fragten ist aber gleichzeitig der Meinung, dass deren Bedeutung langfristig abnehmen wird. Wenn Sicherheit und „Garantien“ wesentlicher sind als potenzielle Erträge, werde das Produkt weiter Käufer finden. Elisabeth Stadler, Gene- raldirektorin der Donau Versicherung, dazu: „Es ist nicht Hauptaufgabe der klassischen Lebens- versicherung, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Der Versicherungsschutz steht ganz klar im Vordergrund, die Frage des Ertrags ist zweitrangig. Die Prämien finanzieren nicht nur den Aufbau von Kapital, sondern decken auch die Kosten des Lebensrisikos ab. Das wird viel- fach völlig vergessen. Wir bieten einzigartige Sicherheiten, aber die kosten auch. Diese Fak- Die Absatzzahlen bei Lebensversicherungen zeigen, dass eine zinsarme Klassische vielfach leichter zu verkaufen ist als eine potenziell ertragreichere Fondspolizze. Sicherheit vor Rendite FinanceLife-Vor- stand Tho- mas Jaklin: „Dies ist auf den enormen Erfolg der neuen klassischen Le- bensversicherung ohne garantierten Rechnungszins der Uniqa zurückzu- führen.“ Nachgefragt: Was passiert mit Rückvergütungen von Fonds innerhalb der Fondspolizze? FONDS professionell fragte nach, wie die Fondspolizzen- anbieter mit den Rückvergütungen aus den Fonds innerhalb der Fondspolizze umgehen. Die Antworten zeigen, wie un- terschiedlich das Thema gehandhabt wird. Allianz: Bestandsprovisionen, die die Allianz Elementar Lebensversicherung für das veranlagte Fondsvolumen erhält, werden in Fondsanteile umgerechnet und dem Vertrag anteilig gutgeschrieben APK: Sämtliche Rückvergütungen werden den Versiche- rungsnehmern gutgeschrieben. Continentale: Die Rückvergütungen kommen allen Versi- cherungsnehmern von fondsgebundenen Versicherungen bei der Ermittlung des Kostenüberschussergebnisses zugute, unabhängig davon, ob und in welcher Höhe ein Versiche- rungsvertrag Rückvergütungen ausgelöst hat. Donau: Dazu können wir keine Angaben machen. Ergo: Rückvergütungen gibt es bei uns nur in sehr geringem Ausmaß. Wir ziehen es vor, die guten Konditionen direkt an die Kunden weiterzugeben. HDI: Die Rückvergütung wird im Rahmen der von der je- weiligen Kapitalanlage ausgewiesenen Verwaltungskosten dem Kapitalanlagevermögen entnommen, sodass unseren Kunden hierdurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. An dieser Rückvergütung beteiligen wir unsere Kunden im Rah- men der Überschussbeteiligung. Helvetia: Etwaige Bestandsprovisionen werden derzeit nur im Rahmen der Kostenstruktur berücksichtigt und nicht direkt nach gewählter Veranlagung gutgeschrieben. Nürnberger: Fondskostenrückvergütungen werden als Kos- tengewinnanteil K1 dem Vertrag gutgeschrieben. Im Gegen- zug verrechnen wir pro Jahr 0,2 Prozent der Deckungsrück- stellung als Verwaltungskosten. Uniqa: Selbstverständlich dienen diese Rückvergütungen dazu, die Vertragsführungs- und Verwaltungskosten für die Kunden auf einem niedrigen Niveau zu halten. Standard Life: Ein Teil der Bestandsprovisionen verbleibt im Konzern. Das Geld wird benötigt, um bestimmte Kosten zu decken. Ein weiterer Teil fließt an die Vermittler, mit denen die Standard Life arbeitet. Was übrig bleibt, kommt dem Inhaber der Polizze zu. Dabei kann jeder Kunde in unseren Dokumenten sehen, welche Kosten belastet werden. VLV: Bestandsprovisionen behält die VLV. Wr. Städtische: Im Vergleich zu den bei Wertpapierdepots anfallenden Ankaufs- beziehungsweise Verkaufsspesen kann in der fondsgebundenen Lebensversicherung durch gezielte Einbeziehung differenzierter Einnahmequellen eine besonders kostengünstige Verwaltung sichergestellt werden, die oben- drein auch die bei kurzfristigen Finanztransaktionen im Wert- papierbereich anfallenden steuerlichen Belastungen mindert. WWK: Die Bestandsprovision der Fondsgesellschaften wird in Form einer monatlichen Überschussbeteiligung dem Kundenvertrag wieder gutgeschrieben. Zurich: Bestandsprovisionen aus den Fonds werden in der Tarifkalkulation berücksichtigt und reduzieren somit den Ver- waltungskostenanteil für die Kunden. Dieser Ansatz bedeutet sowohl für Kunden als auch Berater, dass es keinen Anreiz gibt, Fonds mit hohen Bestandsprovisionen zu wählen.
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