FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

sachwerte I aktuelle beteiligungen 130 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 W enn man die junge Crowdfunding- Szene betrachtet, kommt Leben in die Investmentwelt. Viele Ideen und Start-ups von mehr oder weniger erfahrenen Unternehmern werben über das Internet um die Gunst von Inves- toren. Das wird künftig auch die Finanzberater beschäftigen, zumal die Crowdinvesting-Plattformen Aktivitä- ten im klassischen Finanzvertrieb star- ten wollen. Aus diesem Grund hat sich FONDS professionell erstmals ein Crowdprojekt näher angesehen. Stella di Mare Die Seefahrt geht zurück bis zirka 120.000 bis 60.000 vor Christus, und im 20. Jahrhun- dert begann ihre Kommerzialisierung. Erst vor 40 Jahren hielten nach Angaben der Crowd- investing-Plattform dasertragreich.at Motor- und Segelboote Einzug in die Freizeitbeschäf- tigung. Heutzutage zähle Erholung auf dem Wasser zum „modernen Lifestyle“. Davon will die Stella di Mare Yachtcharter GmbH profitieren. Die Firma wurde im November 2013 von Norbert Karl Adam in Graz gegrün- det. Ihm allein gehört die Gesellschaft, und er ist der einzige Gesellschafter. „Um meine Begeisterung für das Lebensgefühl des Se- gelns auch anderen zu vermitteln, gründete ich 2013 die Stella di Mare“, schreibt Adam auf seiner Homepage. Bei seinem Unternehmen kann man Segel- und Motoryachten sowie Katamarane mieten. Außerdem bietet es Ausbildung, Training und geführte Reisen an (Törns). Es gibt drei Standorte an dalmatinischen Küste in Biograd, Šibenik und Trogir. Adam möchte expandie- ren und plant die Anschaffung einer Luxus- segelyacht vom Typ „Bavaria 56 Cruiser“. Sie soll das Flaggschiff der deutschen Sportboot- werft Bavaria sein und „hervorragende Segel- eigenschaften“ haben. Neben der Vergröße- rung der Flotte strebt Stella di Mare eine „höhere Marktdurchdringung und Bekanntheit im stark wachsenden Yachtcharter-Markt in Österreich und Deutschland“ an. Zur Finanzierung der Vorhabens will das junge Unternehmen über die Crowdinvesting- Plattform dasertragreich.at Investorenkapital in Höhe von 320.000 Euro akquirieren. Aus- geschrieben ist ein Nachrangdarlehen mit fünf Jahren Laufzeit. Es ist mit einem Stufenzins ausgestattet, der von anfänglich 1,5 auf 4,5 Prozent im letzten Jahr steigt. Außerdem sol- len die Anleger einen Bonuszins in Höhe von einem Prozent und einen „Naturalzins“ in Form von Segelrabatten erhalten. Die Bonus- zahlung bekommen die Anleger nur, wenn die neue Segelyacht für mindestens 28 Wochen im Kalenderjahr verchartert wurde. Sämtliche Auszahlungen stehen unter dem Vorbehalt, dass die Gesellschaft über ausreichend Liqui- dität verfügt. Wie realistisch die Pläne wirt- schaftlich betrachtet sind, lässt sich anhand der verfügbaren Informationen kaum beurtei- len. Über die Crowdinvesting-Plattform erhal- ten Investoren weder Informationen zum Jah- resabschluss 2014 und zum Geschäftsverlauf in diesem Jahr noch zur aktuellen Bilanz. Zu- gänglich ist lediglich eine Planrechnung für die neue Yacht, die insgesamt aber nicht be- sonders aussagekräftig ist. Das Schiff soll schon nächstes Jahr 26.000 Euro und in den Folgejahren jeweils mehr als 30.000 Euro Ge- winn abwerfen. Im Jahr 2020 soll ein Kredit über 60.000 Euro für die Rückzahlung des Nachrangdarlehens aufgenommen werden, wenn der Cashflow nicht reicht. Wer Spaß an so einem Investmenttörn hat, muss sich ein- gehend mit dem Businessplan und der Histo- rie des Unternehmens befassen. Vielen Anle- gern dürfte das aber zu heiß sein, aus die- sem Grund bleiben Immobilien die domi- nierende „Spezies“ im Beteiligungsge- schäft. Einzelhandelsfonds 05 Mit österreichischer Unterstützung hat der in Frankfurt am Main ansässi- ge Fondsinitiator Habona Invest seine Beteiligung „Einzelhandelsfonds 04“ ausplatziert. Der geschlossene Fonds wurde im Sommer 2013 aufgelegt und im Juli 2014 vorübergehend aus dem Vertrieb genommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fonds das angestrebte Investorenkapital noch nicht beisammen, außerdem war er nicht voll- ständig investiert. Um weitermachen zu dür- fen, musste Habona den Fonds nach den deut- schen Regeln der AIFM-Regulierung zu ei- nem alternativen Investmentfonds (AIF) um- gestalten. Im Jänner 2014 nahm der Initiator den Vertrieb wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Fondsportfolio aus 16 Immo- bilien, die insgesamt rund 50 Millionen Euro gekostet haben. Im Sommer wurde die Plat- zierung bei 41 Millionen Euro zugesagtem Ei- genkapital abgeschlossen. Inzwischen besitzt der AIF insgesamt 22 Immobilien in ganz Deutschland; das sind Supermärkte, Discoun- ter, Fachmarkt- und Nahversorgungszentren, die über große Ankermieter wie Rewe, Edeka, Lidl und Netto verfügen. Bei Redaktions- schluss war der AIF mit einem Gesamtinve- stitionsvolumen von rund 90 Millionen Euro „bereits nahezu voll investiert“. Mitte November brachte Habona den AIF „Einzelhandelsfonds 05“ auf den Markt. Das Management hat wie im Vorgängerprodukt die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansa- invest übernommen, die nicht zum Unterneh- mensverbund des Initiators gehört. Habona selbst verantwortet das Asset Management. Der Fonds soll wieder ein Portfolio mit mindestens 20 Lebensmittelmärkten mit An- kermietern wie Rewe oder Edeka aufbauen. Das prognostizierte Fondsvolumen beträgt 68 Millionen Euro inklusive 30 Millionen Euro Investorenkapital. Die Beteiligung soll fünf Jahre nach Fondsschließung und längstens bis Foto: © Roberto1977 – Dreamstime FONDS professionell liefert einen Überblick über die derzeit erhältlichen Sachwertinvestments. Weil Immobilien am ehesten Käufer finden, dominieren sie auch das Angebot am Beteiligungsmarkt, es gibt jedoch Alternativen dazu. Sachwert radar

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