FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

124 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 sachwerte I crowdinvesting Foto: © Conda M it dem neuen Crowdfunding-Gesetz will die Bundesregierung die Finan- zierung von neuen und jungen Un- ternehmen leichter machen. Sie sollen relativ unkompliziert und unabhängiger von Banken an Kapital für die Umsetzung ihrer Ideen und Businesspläne herankommen. Die Erleichte- rungen, die der Gesetzgeber geschaffen hat, scheinen zu greifen. Im Herbst haben zwei Unternehmen binnen kurzer Zeit beachtliches Investitionskapital von der Crowd erhalten. Nach einer Viertemillion Euro im Frühjahr erhielt Julian Juen für sein Lifestyle-Getränk „Kaahée“ im September und Oktober eine Dreiviertelmillion Euro von Mikroinvestoren. Beide Finanzierungskampagnen liefen über die Crowdinvesting-Plattform Conda, die Plat- zierung im Herbst war in nur 50 Tagen abge- schlossen. „Nicht zuletzt durch die neuen Rahmenbedingungen des neuen Crowdinves- ting-Gesetzes sind neue Dimensionen mög- lich“, freut sich Conda-Geschäftsführer Daniel Horak. Seit Anfang September dürfen durch das Alternativfinanzierungsgesetz ohne große regulatorische Hürden bis zu 1,5 Millionen Euro Anlegerkapital mittels Crowdinvesting eingesammelt werden (siehe FONDS profes- sionell Ausgabe 3/2015, Seite 141). Auf der steirischen Plattform Green Rocket fand von Anfang September bis Mitte No- vember die zweite Crowdinvesting-Kampa- gne für den Apfelsaft „Omi’s Apfelstrudel“ statt. Das Fundingziel betrug 500.000 Euro, bei Redaktionsschluss hatten die Investoren etwa 390.000 Euro zugesagt. Im März bekam die Kendlbacher Getränkevertriebs GmbH über Green Rocket bereits eine Viertelmillion Euro für ihren veganen Apfelsaft mit Apfel- strudelgeschmack. Brücke zur Beratung Das neue Gesetz und solche Erfolge im Fundraising geben der jungen Crowdinves- ting-Branche viel Auftrieb. Sie öffnet sich nicht nur für Gründer und Unternehmer, son- dern auf der Anlegerseite auch schrittweise für Vermögensberater. Bislang gab es diesbezüg- lich hauptsächlich Ankündigungen. Inzwi- schen wird konkret, welche Plattformen die aktive Zusammenarbeit suchen und wie die Rahmenbedingungen dafür aussehen. Es gibt im deutschsprachigen Raum zwei Fraktionen: Puristen möchten nicht mit externen Vertrie- ben zusammenarbeiten, weil das grundsätzlich im Widerspruch zur Ursprungsidee steht, die Crowdinvesting als rein internetbasiertes Ge- schäft versteht. Die andere Gruppe sieht das nicht so eng und erweitert ihre Absatzkanäle um freie Berater, Family Offices, Vermögens- verwalter und Privatbanken. FONDS profes- sionell hat eine Übersicht zu Plattformen erstellt, aus der hervorgeht, ob und wie die österreichischen Plattformen mit Vertriebspart- nern zusammenarbeiten beziehungsweise pla- nen, dies zu tun. Die Aufstellung zeigt auch, dass die Konditionen stark voneinander ab- weichen und dass noch vieles im Fluss ist. Auffallend offensiv wirbt die Plattform Re- gional Funding nicht nur um Partner für die Investorenakquisition, sondern auch umWirt- schaftstreuhänder, Steuer- und Unternehmens- berater, die kapitalsuchende Projekte an Land ziehen. „Durch unser offenes System ist es ihnen möglich, ihre Klienten aktiv bei der Kapitalsuche selbst zu begleiten und bei der Erstellung der Emissionsunterlagen zu unter- stützen“, erklärt Wolfgang Pröglhöf, Ge- schäftsführer von Regional Funding. Er ist davon überzeugt, dass die drei Berufsgruppen damit nicht nur Geld verdienen, sondern auch ein Image gewinnen, indem sie ihren Klienten neue Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen. Vermögensberater, die auf Provisionsbasis arbeiten, sollen die Internetplattform von Re- gional Funding anstelle von Papierunterlagen als Akquisitionsunterstützung nutzen, aber di- rekt mit den Emittenten eine Vereinbarung hinsichtlich der Anlegerakquisition treffen. „Und Honorarberater können und sollen ihren Klienten beimWunsch nach alternativen Ver- anlagungen entsprechende Ergänzungen zum Portfolio vorschlagen“, betont Pröglhöf. Doppelstrategie Einen eigenen Pfad beschreitet die Platt- form dasertragreich.at des früheren Bankers Martin Watzka. Er bespielt grundsätzlich im- mer den Online- und den Offline-Vertrieb. Das bedeutet: Zu jedem Projekt gibt es immer zwei Tranchen, von denen eine exklusiv für die angeschlossenen Vermögensberater ver- fügbar ist. „Es gibt auch Investments, die wir Das Alternativfinanzierungsgesetz verhilft der Crowdinvestment-Branche zu Wachstum. Finanzberater werden dabei eine gewichtige Rolle spielen. Die ersten Brücken stehen Die Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform Conda, Daniel Horak und Paul Pöltner, haben im November ihr erstes Projekt auf den Markt gebracht, das auch Vermögensberater ansprechen soll.

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