FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
110 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 markt & strategie I fondstipps Foto: © Axel Koester Photography W ährend in den USA die Spekulatio- nen über den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung weitergehen, müssen sich Anleger in Europa wohl noch auf ein län- geres Zinstief einstellen. Denn um eine – ihrer Einschätzung nach drohende – Deflation ab- zuwenden, hat die Europäische Zentralbank nach ihrer letzten Sitzung Mitte Oktober nicht nur angekündigt, ihr Anleihenkaufprogramm ab Dezember ausweiten zu wollen, Mario Draghi deutete auch an, dass der EZB-Rat den ohnehin historisch niedrigen Einlagenzins noch weiter reduzieren könnte. Dass die weitere Entwicklung der Zinsland- schaft das derzeit bestimmende Thema der Vermögensverwaltungsbranche ist, zeigt auch ein Blick auf die von FONDS professionell quartalsmäßig abgefragten Fondstipps der KAGs. Denn 17 der 108 befragten Invest- mentgesellschaften begründen ihre Fonds- empfehlung mit der derzeitigen Geldpolitik. Die wesentlichste Konsequenz aus der Lage ist das weitere Absinken des Anteils der Ren- tenfonds an der Summe aller Empfehlungen. In der Spitze lag dieser bei den kurzfristigen Tipps bei bis zu 35 Prozent (Anfang 2009) und zuletzt nur noch bei etwa 21 Prozent. Bei den Langzeitempfehlungen ist der Renten- fondsanteil zuletzt auf rund 14 Prozent gesunken – am Höhepunkt Ende 2012, Anfang 2013 waren es schon einmal rund 30 Prozent. Negative Duration Mit Franklin Templeton bereitet sich jedenfalls eine große Fondsgesellschaft auf einen möglichen Zinsanstieg vor. So erklärt der US-amerikanische Investmentmanager im Zuge seiner Fondsempfehlung für den Tem- pleton Global Bond Fund, dass Starfondsma- nager Michael Hasenstab das Portfolio für steigende Zinsen positioniert habe: „ Keine Frage, die Aussichten auf höhere Zinsen stel- len für viele Rentenmarktinvestoren eine Her- ausforderung dar, doch breit aufgestellte Ren- tenfonds wie der Templeton Global Bond Fund von Michael Hasenstab können in die- ser Marktsituation eine gute Entwicklung erzielen .“ Um Verlusten vorzubeugen, setzt er auf Strategien, die mit US-Staatsanleihen negativ korreliert sind. Zudem wurde bereits vor einiger Zeit begonnen, das Fondsportfolio auf geringere Restlaufzeiten mit teils negati- ver Duration umzustellen. Durch diese Maß- nahme sollen Anleger vor Kursverlusten geschützt sein, sollten die Zinsen steigen. Bei Morgan Stanley sieht die Antwort auf eine anhaltende Tiefzinsphase ähnlich aus – die Fondsgesellschaft empfiehlt ihren Global Fixed Income Opportunities Fonds. Die Stra- tegie des Fonds ähnelt jener von Michael Hasenstab, investiert wird auch hier global in unterschiedlichste Regionen und Emittenten. Der Fonds hat hinsichtlich seines Anlageuni- versums reichlich Spielraum. Die Bandbreite möglicher Engagements reicht von Invest- ment-Grade-Bonds über Schwellenmarkt- und Hochzinsanleihen, Asset Backed und Mort- gage Backed Securities bis hin zu Wandel- anleihen. Das Ziel besteht dabei stets darin, in jene Titel zu investieren, die zum jeweiligen Zeitpunkt des Marktzyklus’ die vergleichs- weise attraktivsten sind. In letzter Zeit ist das den Morgan-Stanley-Managern sogar erkenn- bar besser gelungen als dem Franklin-Tem- Zahlreiche Investmenthäuser begründen ihre aktuellen Fondsempfehlungen mit dem derzeitigen Zinsumfeld. Darunter finden sich durchaus interessante Produkte. Suche nach Zinsalternativen Fondsmanager Michael Hasenstab hat seinen Templeton Global Bond Fund für steigende Zinsen positioniert. Kurzfristige Empfehlungen Bei den kurzfristigen Fondstipps empfehlen sechs der 108 Fondsgesell- schaften Fonds, die für die derzeitige Geldpolitik geeignet sein sollen. Langfristige Empfehlungen Dominiert wird die Liste der langfristigen Empfehlungen von Aktienfonds und gemischten Portfolios, nur neun Anbieter raten zum Kauf von Rentenfonds. Aktien Emerging Markets Aktien Branchen Aktien USA Aktien global Aktien Europa Mischfonds/ Sonstige Alternative Investments Anleihen (ges.) Aktien Japan 100 80 60 40 20 10 90 70 50 30 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 0 % 100 80 60 40 20 10 90 70 50 30 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 0 %
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