FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

ser Wert gibt an, wie unterschiedlich sich die einzelnen Aktien des Index entwickeln) der einzelnen S&P-500-Titel in den zurückliegen- den Jahren unter dem langjährigen Durch- schnittswert lag. Bestätigt wird diese Einschätzung durch eine weitere Analyse, in der versucht wurde, die Erträge von Hedgefonds auf Basis der Gesamtmarktabhängigkeit der Aktien- und Bondrenditen zu erklären. Während sich diese bei Aktien wenig verändert hat, erhöhte sich das sogenannte „Bond Yield Beta“ nach 2009 von 60 auf 70 Prozent. Das bedeutet, die Kur- se einzelner Anleihen sind in dieser Zeit – mehr als dies davor der Fall war – einfach nur gestiegen, weil die Anleihenkurse insgesamt gestiegen sind. Damit wurde den Hedge- fondsmanagern die Möglichkeit genommen, durch richtige Titelauswahl einen Mehrertrag gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen. Auf die Fondsgebühren hatte diese Entwick- lung bereits Auswirkungen. Die klassische Gebührenformel „2/20“ – sie steht für zwei Prozent fixe Managementgebühr plus 20 Pro- zent Gewinnbeteiligung – müsste inzwischen auf „1,5/17“ umgetauft werden, denn auf dieses Niveau sind die erzielbaren Fees im Durchschnitt seit 2009 gefallen. Bemerkens- werterweise hat dies dem Wachstum des Marktsegments insgesamt nicht geschadet. Das verwaltete Vermögen überstieg nach den Rückschlägen der Krise bereits im Jahr 2010 die Rekordwerte von 2006/2007 und wuchs auch imAnschluss weiter. Heute steckt mehr Geld in Hedgefonds als jemals zuvor. Der interessanteste Teil der Lyxor-Analyse ist die These, dass die Inhaber dieser Fonds schon bald sehr froh darüber sein könnten, den Hedgefonds nicht den Rücken gekehrt zu haben. Die Autoren ziehen aus ihrer Analyse den Schluss, dass sich der kräftige Rückgang der „Mehrleistung“ der Hedgefondsmanager umkehren müsste, wenn die Faktoren, die ihn ausgelöst haben, wegfallen. Am wichtigsten ist dabei ein Rückgang des Bond Yield Betas. Sie haben drei Szenarien für die kommenden fünf Jahren entwickelt. Variante eins ist eine Normalisierung der US-Notenbankpolitik, die geordnet abläuft, also auch im Rentenbereich keinen Crash auslöst. In der zweiten Projektion zieht die Fed die Zügel straffer an, als der breite Markt das erwartet hat, was sowohl US-Aktien als auch Staatsanleihen kurzfristig unter Druck bringen würde. Da dies nur passieren kann, wenn die US-Wirtschaft entsprechend robust läuft, müssen US-Aktien gestärkt aus dieser Periode heraustreten. Szenario drei wäre eine anhaltende Stagnation, die eine Änderung der Zinspolitik weiter nach hinten verschieben würde. Das sollte Aktien helfen, die schlech- tere Ertragslage der Unternehmen würde aber dennoch keine herausragenden Kursgewinne ermöglichen. Am besten, so glauben die Lyxor-Autoren, kämen Hedgefonds mit der höheren Volatilität zu Rande, die Szenario zwei auslösen würde, am ungünstigsten wäre hingegen eine anhal- tende Stagnation. Insgesamt sollten sie aber in jedem der drei Szenarien mehr Outper- formance produzieren können, als ihnen das zwischen 2009 und 2014 gelungen ist. Lyxor beziffert den zu erwartenden Mehrertrag mit rund fünf Prozent über Geldmarkt pro Jahr, wobei dieser Wert als Minimum bezeichnet wird, es bestehe aber Potenzial für höhere Gewinne. Hedgefondsinhaber dürfen hoffen, dass die Franzosen recht behalten. GERHARD FÜHRING | FP Wenn Hedgefonds als Herde agieren Angesichts des Absturzes der kanadischen Pharma-Aktie Valeant deckten US-Medien auf, dass auffällig viele Hedgefonds in dieses Unternehmen investiert hatten. Kurz vor dem Kurseinbruch der Aktie hielten US-Marktstatis- tiken zufolge rund zwölf Prozent der amerikanischen Hedgefonds den Wert, in Summe besaßen sie mehr als ein Drittel des Kapitals. Seit Sommer steht das Unter- nehmen unter Druck, und nachdem im Oktober Vorwürfe laut wurden, der Konzern habe Bilanzfälschung betrieben, ging der Kurs auf Talfahrt, vom Jahreshoch liegt er nun 70 Prozent entfernt. Kommentatoren stellten zu Recht die Frage, wie es sein könne, dass die hochbezahlten Stock- picker kollektiv falschliegen können. Der Vorwurf wiegt vor allem angesichts der hohen Gebühren vieler Hedge- fonds schwer. Das Analysehaus Symmetric Research stellte in einer ent- sprechenden Untersuchung allerdings fest, dass die Port- folios aller Hedgefonds insgesamt eine sehr breite Diver- sifikation bieten, es gebe jedoch eine Gruppe „sehr bekannter Fonds, die mehr oder weniger die selben Posi- tionen halten“. Für Investoren heißt dies, dass sie im Hedgefondsbereich ihre Hausaufgaben wohl noch sorg- fältiger machen müssen als in anderen Assetklassen. Hedgefonds-Favorit Valeant Pharmaceuticals 102 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 Quellen: HFR, Bloomberg, Lyor AM, finanzen.at; *) Diversifiziertes Portfolio: 60% MSCI Welt Total Return in USD, 40% Barclay‘s Global Aggregate Bond Index Underperformance von Hedgefonds ist kein Novum Im Langzeitvergleich schlagen Hedgefonds andere Assetklassen deutlich, seit 2009 entwickelt sich ihr Wert hingegen schlechter als jener von Aktien oder Renten. Wie die linke Grafik zeigt, ist dies schon einmal passiert, von 1993 bis 1998 hinkten Hedgefonds ebenfalls hinterher. Wie die Volu- mensstatistik (rechts) zeigt, hat ihnen das aber weder in den 90er-Jahren noch zuletzt geschadet. markt & strategie I hedgefonds Verwaltetes Vermögen Valeant Pharmaceuticals Intl. ’90 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 Mrd. USD ’92 ’94 ’96 ’98 ’00 ’02 ’04 ’06 ’08 ’10 ’12 ’14 ’90 ’92 ’94 ’96 ’98 ’00 ’02 ’04 ’06 ’08 ’10 ’12 ’14 2014 2015 80 % 100 % 120 % 140 % 160 % 180 % 200 % 220 % 240 % HFRI Composite Index S&P 500 Total Return Barclays Agg Bond Index Diversified portfolio* MSCI World Total Return Hedgefonds laufen schlechter als Aktien 100 % 300 % 500 % 700 % 900 % 1.100 % 1.300 % 1.500 % Hedgefonds laufen schlechter als Aktien

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