FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

L ange Zeit gab es für wirklich talentierte Vermögensverwalter nur ein Ziel: für einen Hedgefonds zu arbeiten – und zwar am besten für den eigenen, zu dem man die Kunden des bisherigen Arbeitgebers gleich mitgenommen hat. Die Gagen der erfolgreichsten Manager füllten (sofern sie bekannt wurden) jährlich die Berichte der Finanzpresse, und man traute den „Magiern der Märkte“, wie sie schon in den 90ern im gleichnamigen Buch des US-Autors Jack Schwager genannt wurden, so ziemlich alles zu. Das war einmal, denn seit dem Höhepunkt der Finanzkrise haben die Hedgefondslenker einiges an Glanz eingebüßt. Erstens weil es etliche von ih- nen während der Finanz- krise böse erwischt hat – man erinnere sich an den Kol- laps der drei Bear-Stearns-Hedgefonds, die die ganze Investmentbank in den Abgrund rissen – und zweitens weil sie an dem seit 2009 lau- fenden Aufschwung viel weniger partizipieren konnten, als dies ihre Kunden erwartet hätten. Tatsächlich haben sie als Gruppe seit 2009 ei- ne beträchtliche Underperformance gezeigt. Das französische Investmenthaus Lyxor legte im Sommer eine Analyse vor, in der die zu- rück liegende Schwäche der Hedgefonds klar dokumentiert wird. Massive Underperformance Während globale Aktien seit dem Ende der Finanzkrise einen annualisierten Gesamtertrag (inklusive Dividenden) von 18 Prozent liefer- ten, lag der Vergleichswert für Hedgefonds unter acht Prozent. Selbst mit einem 60/40- Aktien/Anleihen-Portfolio verdienten Anleger immer noch 12,7 Prozent im Jahr. Wenn man die Anlageergebnisse risikoad- justiert vergleicht, fällt das Ergebnis für die Alternative- Investment-Vertre- ter auch nicht schmeichelhaft aus. Sieht man sich die Sharpe Ratio eines simplen 60/ 40-Aktien/Anleihen- Portfolios seit 2009 an, dann liegt sie über je- ner des HFRI-Hedge- fondsindex. Was kann aber ei- ne solche Minderleistung einer Fondsklasse erklären, die in den Jahren und Jahrzehnten davor im Schnitt sehr wohl besser abgeschnit- ten hat (siehe Grafik) als herkömmliche Ak- tien- und Rentenprodukte? Immerhin lag die durchschnittliche Outperformance dieser Fonds zwischen 1990 und 2009 bei einem jährlichen Wert von rund 4,5 Prozentpunkten, nach 2008 sank dieser Wert auf 1,2 Prozent- punkte. Schuld der Notenbanken Die Lyxor-Autoren führen das in erster Linie auf die unkonventionelle Politik der Notenbanken und hier vor allem jene der US- Notenbank zurück. Deren Quantitative-Ea- sing-Programme habe zu einem massiven Rückgang der Volatilität einerseits und zu rekordtiefen Zinsen andererseits geführt. Vola- tilität und Zinsen sind aber – das wird nun deutlich – wesentliche Erfolgskomponenten für Hedgefonds. Ebenfalls bremsend, so die Vermutung, dürften die Institutionalisierung sowie die schärfere Regulierung dieser Fonds- klasse gewirkt haben. Dennoch war es der „Bernanke-Put“, der den Aktienmärkten auf die Sprünge half, gleichzeitig aber die Volatilität so stark senkte, dass die Möglichkeiten für Hedgefonds, „Alpha“ zu generieren, also den Gesamtmarkt zu schlagen, geringer wurden. Die Lyxor- Analyse zeigt, dass ein Zusammenhang zwi- schen der Outperformance von Hedgefonds und der Volatilität des Marktes besteht. Sinkt die Volatilität, schneiden sie schlechter ab als der Gesamtmarkt. Dasselbe gilt für liquiditäts- getriebene Märkte, wofür es auch eine logi- sche Erklärung gibt. Steigt der Markt einfach nur, weil „zu viel“ Geld in Umlauf ist, tritt die Bedeutung einer korrekten fundamentalen Einschätzung der Lage der einzelnen Unternehmen in den Hintergrund. Genau das ist es aber, was gute Hedgefondsmanager vom Durchschnittsinvestor unterscheidet. Wenn diese intellektuelle Leistung keinen Mehrwert erwirtschaften kann, haben Hedgefonds das Nachsehen. Auch hier kann Lyxor zeigen, dass die sogenannte Dispersion der Erträge (die- Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise haben die Hedgefondsmanager eini- ges an Glanz eingebüßt. Etliche von ihnen hat es im Zuge der Finanzkrise böse erwischt. 100 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 markt & strategie I hedgefonds Foto: © Steve Jurvetson Die seit der Finanzkrise anhaltende Underperformance von Hedgefonds hat den Anbietern einige Kopfschmerzen bereitet. Nun könnte sich das Blatt wenden. Erholung für Hedgefonds?

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