FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse 90 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Foto: © Hemmerich A ktien sind alternativlos – so lautete zumindest der grundsätzliche Tenor am diesjährigen FONDS professio- nell KONGRESS im Wiener Congress Center. Jens Ehrhardt von der DJE Kapital AG sprach sich im Rahmen einer Diskus- sionsrunde klar für Aktien aus und traut insbesondere europäischen Aktien deutli- che Kurssteigerungen zu. Doch nicht nur der Investment-Altmeister Ehrhardt ist der- zeit bullish für Aktien aus Europa. Auch im Rahmen der Fondsmanager-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch zeigten sich die 196 Teilnehmer wesentlich optimi- stischer, was die Aussichten für Europa an- geht. Denn netto 81 Prozent der europäi- schen Fondsmanager erwarten besser Kon- junkturaussichten für die Alte Welt. Daher steht diese Anlageklasse bei netto 51 Pro- zent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten ganz oben auf der Ein- kaufsliste. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn waren es nur netto 18 Prozent. Dieser Optimismus spiegelt sich auch in der „Mittelzu- und -abflüsse“-Statistik von software-systems.at wider. Denn nachdem eu- ropäische Aktienfonds über sechs Monate hin- weg kontinuierlich Mittelabflüsse verzeichnet haben, konnten sie seit Jahresbeginn endlich wieder Mittelzuflüsse für sich verbuchen (sie- he Tabelle nächste Seite). Das mag einerseits der Ankündigung der Europäischen Zentral- bank geschuldet sein, die bis 2016 massiv An- leihen kaufen will, um so die Konjunktur zu beleben. Nach Ansicht von Paul Niven, Anlagestratege bei F&C Investments, dürf- te die EZB-Entscheidung an den Märkten allerdings bereits weitestgehend eingepreist sein. Er räumt zwar ein, dass der Umfang der Staatsanleihenkäufe von 1,1 Billionen Euro die Erwartungen deutlich übertroffen habe, allerdings kamen einige positiv wir- kende Faktoren, die für Europa-Aktien sprechen, hinzu, wie Niven in einem Marktkommentar erörtert: „Angesichts des positiven Trends bei den Wirtschaftsdaten, welcher zum Teil noch durch sinkende Öl- preise und einen fallenden Euro gestützt wird, scheint die EZB ihr Stimulus-Paket zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt be- kannt gegeben zu haben.“ Zusätzlich macht natürlich auch die günstige Bewertung Europa-Aktien derzeit attraktiv. So kündigten etwa die beiden Investmentlegenden George Soros und Nobelpreisträger Robert Shiller unisono an, ihren Investmentbestand an US-Aktien abbauen zu wollen, um in die we- sentlich preiswerteren Aktien der Alten Welt zu investieren. Scheinsicherheit bei Anleihen Im Gegensatz zu europäischen Aktien sind Anleihen indes nicht besonders gün- stig. Bei der Fondsmanager-Umfrage hiel- ten stolze 79 Prozent der Teilnehmer Ren- ten für überbewertet. Und auch bei Ehr- hardt kommen Anleihen nicht besonders gut weg. Er rät dazu, besser die höhere Vo- latilität bei Aktien in Kauf zu nehmen, da sich Bond-Investments seiner Meinung nach nicht lohnen. Bei den derzeitigen Marktmeinungen der Finanzprofis mag ein Blick auf die Statistik von software-sy- stems.at etwas überraschen: Anleihen zähl- ten in den vergangenen Monaten klar zu den Gewinnern und verzeichneten im Fe- bruar gar die höchsten Nettomittelzuflüsse seit 2013. Der Grund für diesen Trend mag ebenfalls im EZB-Programm liegen, denn dieses macht den Einstieg in den Renten- markt scheinbar risikolos. Zudem zählten Anleihen in den letzten Jahren naturgemäß zu den Profiteuren der ständigen Zinssen- kungen durch die Zentralbanken. Allerdings sollten sich Investoren bewusst sein, dass sich dieser vermeintlich positive Kurs bei Bonds im Falle einer Zinserhöhung rasch wieder ändern kann, wie Robert Miche- le, globaler CIO für Anleihen und Währungen bei J.P. Morgan Asset Management, unlängst erläuterte. Denn das derzeit größte Risiko bei Anleihen liegt seiner Meinung nach in der weiteren geldpolitischen Entwicklung. Vor diesem Hintergrund rät Michele Anleihen- investoren, sich neben klassischen bench- markorientierten Konzepten auch auf fle- xible Anlagestrategien zu konzentrieren. „Mit einem flexiblen, benchmarkunabhän- gigen Konzept lässt sich in die Bereiche in- vestieren, die das attraktivste Ertragspoten- zial aufweisen – und zwar ohne Sektorvor- gabe und unabhängig von der geografi- schen Region.“ Das dürften Anleger aber ohnehin bereits beherzigen, denn die hohen Mittelzuflüsse bei Bond-Fonds waren im Februar neben Unternehmensanleihen großteils flexiblen Strategien geschuldet. CORNEliA FuSSi | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Das Anleihenkaufprogramm der EZB hat nicht nur europäische Aktien beflügelt. Auch Anleihenfonds erfreuen sich derzeit größter Beliebtheit. EZB verleiht Flügel Jens Ehrhardt von der DJE Kapital am FONDS professionell KON- GRESS in Wien: „Aktien sind alternativlos.“ Mittelzu- und -abflüsse Aktien Europa Nach einer längeren Durststrecke verzeichnen europäische Aktienfonds endlich wieder Nettomittelzuflüsse. Ein schwacher Euro, der niedrige Ölpreis und nicht zuletzt das EZB-Programm wirkten zu Jahresbeginn beflügelnd auf diese Assetklasse. 2014 Feb. Dez. 2015 0 1 -1 -2 -3 2 3 4 5 Mrd. Euro

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