FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
eD I TOR I A L www.fondsprofessionell.at | 1/2015 9 Falsches Signal Eine Steuerreform, die nicht ohne neue Steuern aus- kommt, sollte man eigent- lich nicht als solche be- zeichnen dürfen. Natürlich ist es gut und richtig, dass in einem Hochsteuerland, in dem auch geringe und mitt- lere Einkommen unter Be- rücksichtigung der Sozial- und Pensionskassenbeiträ- ge stets in Richtung 50 Pro- zent Belastung gehen, diese geringen und mittleren Einkommen entlastet werden. Einen Teil dieser Entlastungen mithilfe strengerer Steuerprüfungen und einer aktiveren Bekämpfung von Steuerbetrug gegenfinanzieren zu wollen, löst al- lerdings Verwunderung aus. Wenn das Ausmaß die- ses Betrugs so klar ist, dass man ihn – wie die Regie- rung das tut – beziffern kann, drängt sich die Frage auf, warum das bisher nicht passiert ist. Wenn aber nicht wirklich klar ist, wie viel das sein wird, muss man befürchten, dass die dafür notwendige Personalauf- stockung einen großen Teil der Erträge auffressen wird. Aus volkswirtschaftlicher Sicht nur sehr schwer nachvollziehbar ist aber ein anderes Detail der „Re- form“: die Benachteiligung von Dividenden. Man bestraft damit jene kleine, aber wachsende Gruppe intelligenter Sparer, die erkannt haben, dass man heute noch attraktive „Verzinsungen“ erzielen kann, wenn man sein Geld soliden Unternehmen anver- traut. Weltweit erleben Dividendeninvestments – sehr häufig in Gestalt entsprechend spezialisierter Fonds – eine Renaissance. Diese Fonds folgen der Uridee des Investments: Man gibt einem Unternehmen Geld und ist an dessen wirtschaftlichen Erfolgen beteiligt, und zwar ohne täglich auf die Kursentwicklung der Aktie zu achten. Das ist exakt die Form von langfristiger Anlage, die unser Wirtschaftssystem benötigt. Ein Fonds wie der DWS Top Dividende schüttet an seine Anleger im Jahr mehr als 3,6 Prozent aus. Das ist ein äußerst attraktiver Betrag, lockt aber sicher keine gierigen Spekulanten an. Die Anhebung der KESt in diesem Bereich von 25 auf 27,5 Prozent dürfte zudem eher Symbolcharakter haben. Nimmt man etwa die Dividendenausschüttungen von 2,1 Milliarden Euro der ATX-Unternehmen aus dem Jahr 2013 als Aus- gangsbasis, so würden sich die Einnahmen für den Staat um lediglich 52 Millionen Euro erhöhen. Dass institutionelle Anleger keine KESt bezahlen, ist dabei der Einfachheit halber nicht berücksichtigt. Eine Erhö- hung der Dividenden-KESt ist eine ausschließlich populistisch motivierte Maßnahme. Man bestraft da- mit abermals Menschen, die entweder im Ruhestand sind und diese Erträge zur Schließung ihrer Pensions- lücke verwenden, oder Bürger, die auf solide Weise für ihr Alter vorsorgen wollen. Angesichts dessen, dass die demografische Bombe immer lauter tickt – in zehn Jahren wird die Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen wollen –, sollte sich die Politik eher bemühen, diese Gruppe zur Eigenvorsorge zu moti- vieren, statt sie davon abzuhalten. Georg Pankl, Chefredakteur
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