FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
89 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 durch die Kreditschrumpfung der Geschäfts- banken erzeugten deflationären Kraft andere- seits beschreibt Stöferle als „monetäre Tekto- nik“, vergleichbar dem gegenseitigen Druck zweier tektonischer Platten, bei dem stets die Gefahr lauere, dass unter einer scheinbar sta- bilen Oberfläche sich sukzessive ein zuneh- mender Druck aufbaue, der sich in weiterer Folge in Form von Vulkanausbrüchen oder Erdbeben entladen könnte. „Wir sind davon überzeugt, dass sich Investoren aufgrund der ,monetären Tektonik‘ auf verstärkte Erup- tionen in Form von inflationären, aber auch deflationären Phasen vorbereiten sollten“, so Stöferle. Eine falsche oder eine zu späte vorgenommene Allokation könne sonst zu einer massiven Underperformance führen. Einzigartige Strategie Anleger, die sich diese zugegeben keines- wegs einfache Entscheidung nicht zutrauen, können diese jetzt an die Experten der Incre- mentum auslagern. Stöferle und sein Kollege Mark Valek haben nämlich vor gut einem Jahr den Austrian Economics Golden Opportuni- ties Fund aufgelegt. Die in ihrer Art bisher wohl einzigartige Anlagestrategie fußt dabei auf den Lehren der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die nach Ansicht der beiden Fondsmanager eine alternative und präzisere Sichtweise auf diese für Investoren so essenzielle Thematik bietet. Ein originäres quantitatives Modell ent- scheidet dabei auf Basis diverser Faktoren, darunter etwas das Gold-Silberpreis-Verhält- nis, ob der Fonds auf ein deflationäres oder ein inflationäres Szenario setzt. Die neue Stra- tegie soll vor allem dann ihre Stärken ausspie- len, wenn es langfristig in Richtung Inflation geht, diese aber durch kurzfristig deflationäre Phasen unterbrochen wird. Während traditio- nelle Fondsmanager in einem derartigen von extremen Richtungsänderungen geprägten Umfeld wahrscheinlich vor größeren Proble- men stehen und ihre Fonds einen sehr volati- len Kursverlauf zeigen werden, will der auf einem Absolute-Return-Konzept basierende Austrian Economics Golden Opportunities Fund mit einer durchschnittlichen Zielvola- tilität von zehn bis zwölf Prozent und einer Zielrendite von acht Prozent per annum Sta- bilität in die Portfolios bringen. Genaue Risikodosierung Sofern das Modell einen Hinweis auf stei- gende Inflation erhält, investieren die beiden Fondsmanager in jene Segmente, die in der Regel von dieser Entwicklung profitieren. „Edelmetalle, Rohstoffe, Minen und Energie- aktien verfügen über eine ausgeprägte Infla- tionssensitivität“, betont Stöferle. „Hier liegt unsere Kernkompetenz und deshalb auch der Großteil unseres Investmentuniversums.“ Da diese Aktien respektive Indizes sehr volatil sind, wird aufgrund des Absolute-Return-An- spruchs immer nur ein Teil des Fondsvermö- gens investiert – in Abhängigkeit von der Vo- latilität auf der Ebene des Gesamtportfolios: Energieaktien (z.B. Amex Oil Index, Euro- Stoxx Oil & Gas Index oder ausgewählte Ein- zeltitel, in Summe bis zu 20 Prozent des Port- folios), Rohstoffe (DJ UBS Commodities To- tal Return Index, bis zu 30 Prozent) oder Mi- nenaktien (maximal 15 Prozent). Falls die von Stöferle und Valek beobachteten Indikatoren ein Deflationssignal geben, bleibt der Fonds in Anleihen respektive Cash, shortet aber die obengenannten Segmente, die insbesondere bei zurückgehenden Inflationsraten stark fal- len. Das Short-Exposure darf dabei aber höchstens die Hälfte des erwähnten Long-Ex- posures erreichen: Minenaktien können also maximal mit 7,5 Prozent geshortet werden. Fonds dient als „Versicherung“ Anleger und Berater sollten sich allerdings bewusst sein, dass der Austrian Economics Golden Opportunities Fund vor allem eine Absicherung gegenüber Extremrisiken dar- stellt. In einem Umfeld, in dem es weder zu Deflation noch zu Inflation kommt und die Zentralbanken auf eine Strategie des „Durch- wurschtelns“ setzen, wären klassische Anla- gestrategien wohl im Vorteil. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Fonds hinsicht- lich der bisherigen Performance seit seiner Auflage nicht so recht von der Stelle gekom- men ist. Stöferle zeigt sich dennoch nicht unzufrieden mit dem bisher Erreichten. „Den massiven Absturz des Ölpreises im vergan- genen Jahr hatte doch niemand wirklich auf seiner Rechnung“, so der Fondsmanager. „Angesichts von Verlusten, die bei manchen Werten aus dem Minen-, Öl- und Rohstoffbe- reich zwischen 30 und 60 Prozent betragen haben, sind wir durchaus zufrieden mit dem zugegeben minimalen Plus, das wir im ver- gangenen Jahr erzielt haben.“ Immerhin sei damit der Absolute-Return-Anspruch auch im ersten Rumpfgeschäftsjahr am Ende doch erfüllt worden. Stöferle: „Der Kapitalerhalt hat funktioniert.“ HANS HEuSER | FP Ronald Stöferle, Incrementum: „Der Kapitalerhalt hat im ersten Rumpfgeschäftsjahr funktioniert.“ Innovationspreis von Feri Der von der Liechtensteiner Fondsboutique Incrementum aufgelegte Austrian Economics Golden Opportunities Fund hat Ende vergangenen Jahres eine besondere Anerkennung erhalten. Bei den Feri Euro Rating Awards 2015 wurde das Produkt in der entsprechenden Kategorie als beste Fondsinnovation des Jahres ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung im Schloss Bad Homburg konnte sich das Fondsmanagerduo Ronald Stöferle und Mark Valek dabei unter anderem gegen renommierte Kon- kurrenten wie Goldman Sachs oder Swisscanto durch- setzen. „Wir freuen uns außerordentlich über diese Aus- zeichnung. Sie bestätigt uns, dass wir einen guten Weg im Interesse unserer Anleger gehen, den wir konsequent weiterverfolgen werden. Zudem freut uns, dass wir uns mit unserem Fonds und unserem Buch als Wegbereiter des ,Austrian Investing' etabliert haben!“, sagt Stöferle. Stöferle ist Managing Partner und Fondsmanager der 2013 gegründeten Incrementum AG. Zuvor war er sieben Jahre lang im Researchteam der Erste Group in Wien tätig. Bereits 2006 begann er seine jährlich erscheinen- den „In Gold we trust“-Studien zu veröffentlichen, die im Lauf der Jahre internationales Renommee erlangten. Sein Co-Manager Mark Valek hat vor seinem Wechsel zu Incrementum als Fondsmanager für Inflationssicherungs- strategien und Alternative Investments bei der öster- reichischen Raiffeisen Capital Management (RCM) gearbeitet. Stöferle und Valek sind außerdem die Autoren des 2014 erschienenen Buchs „Österreichische Schule für Anleger – Austrian Investing zwischen Inflation und Deflation“.
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