FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
69 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 dem MSCI World umfasst, könnte den Index fast eins zu eins replizieren“, sagt Franzen. Und das obwohl der Deutschlandfonds in die- sem Beispiel prozentual gerechnet sogar mehr Benchmarktitel hält als der Weltaktienfonds. „Es könnte theoretisch ETFs auf den MSCI World geben, die einen Active Share von rund 65 Prozent aufweisen. Mit dem Dax als Benchmark kann ein Manager eine solch hohe Zahl nur erreichen, wenn er sich fast völlig vom ursprünglichen Investmentuniver- sum verabschiedet.“ Für einige Vergleichs- indizes haben Franzen und sein Team daher Schwellen definiert, ab welchemActive Share ein Fondsmanager als sehr aktiv gelten darf (siehe Grafik auf der vorherigen Seite). Als weniger extremes weiteres Beispiel für die Rolle des Index nennt Franzen einen Europaaktienfonds von Allianz Global Inves- tors: Der Active Share dieses Portfolios liegt entweder bei 61,5 Prozent oder bei 70 Pro- zent, je nachdem ob der Dow Jones Stoxx 50 oder der MSCI Europe als Benchmark dient. Franzens wichtigste Botschaft ist daher, den Active Share nur bei der Analyse von Fonds mit ähnlichem Investmentansatz und identi- scher Benchmark zu Rate zu ziehen. „Ergänzt um weitere Kennzahlen wie Tracking Error und Alpha lassen sich zwei Portfolios dann schon ganz gut vergleichen“, meint er. „Über verschiedene Strategien oder gar Vergleichs- indizes hinweg greift der Blick auf den Active Share dagegen deutlich zu kurz.“ Wenige erfolgreiche Manager Dachfondsmanager Volker Schilling, Vor- stand der deutschen Greiff Capital Manage- ment, pflichtet Franzen bei. Als Beispiel, wie der Active Share in die Irre führen kann, fällt ihm das Boomsegment der Smart-Beta-Fonds ein, die Aktien nicht nach Marktkapitalisie- rung gewichten, sondern nach anderen Krite- rien. „Viele dieser Fonds haben im Vergleich zum Ursprungsindex einen hohen Active Share, obwohl es sich um passive Investment- ansätze handelt.“ Schilling untersucht den Erfolg aktiver Fondsmanager seit 2007 in Studien. Um diese Portfolioverwalter herauszufiltern, setzte er bislang auf den Tracking Error. Doch er prüft, künftig auch den Active Share zu berücksich- tigen. „Der Tracking Error zeigt nur rück- blickend an, inwieweit die Wertentwicklung eines Fonds von seiner Benchmark abweicht, ohne jedoch die Gründe dafür zu nennen. Der Active Share dagegen stellt auf den Inhalt des Portfolios ab, was deutlich mehr Rückschlüsse zulässt“, sagt Schilling. „Allerdings sind dazu bislang noch keine belastbaren Zahlen in den branchenüblichen Datenbanken zu finden.“ Schillings Studien zeigen übrigens, dass es nur wenigen Managern gelingt, konsistent Outperformance zu liefern. Für die 2014 er- schienene jüngste Version der Untersuchung analysierte Greiff Capital gut 1.800 Fonds mit Vertriebszulassung in Deutschland, die seit mindestens zehn Jahren am Markt sind. Näher untersucht wurden bloß die aktivsten 50 Pro- zent der Fonds, gemessen am Tracking Error. Von diesen mehr als 900 Fonds weisen 82 so- wohl über drei als auch über fünf und zehn Jahre eine positive Information Ratio auf. Nur bei diesen Portfolios wurde das höhere Risiko also über alle Zeiträume hinweg durch eine entsprechende Outperformance belohnt. „Die Quote der dauerhaft wirklich erfolgreichen Fonds ist erschreckend gering“, sagt Schilling. „Doch unsere Studien zeigen, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit mit steigendem Tracking Error zunimmt.“ Er rechnet damit, dass Ähnliches auch für den Active Share gilt. Diskussion im Frühstadium Ob Schilling für seine Studien künftig auch auf diese Kennzahl zurückgreifen kann, ist allerdings noch offen. „Ich wäre darauf ange- wiesen, dass die Fondsanbieter uns diese Da- ten zur Verfügung stellen“, sagt er. Das Inter- esse daran hält sich freilich in Grenzen, auch das zeigt die Umfrage von FONDS profes- sionell: Fast jede dritte der fast 40 befragten Gesellschaften wollte sich gegenüber unserer Redaktion nicht einmal zur Frage äußern, ob sie den Active Share überhaupt regelmäßig veröffentlicht – an welcher Stelle auch immer. Die Daten standardisiert außer Haus zu geben wäre da noch ein deutlich größerer Schritt. Die Diskussion über den Active Share steht offensichtlich noch ganz am Anfang – auch wenn sie schon die britischen Boulevard- medien erreicht hat. BERND MIKOSCH | Fp Ausgewählte Fonds mit wirklich aktivem Management Active Tracking Information Outperformance in % Fonds ISIN Share in % Error in % 1 Ratio in % 1 Vergleichsindex 1 Jahr 3 Jahre 2 5 Jahre 2 AKtIen Welt Threadneedle Global Smaller Comp. LU0570870567 98,37 5,87 0,26 MSCI World Small Cap GR 3,50 k.A. k.A. Schroder Global Demographic Opp. LU0557290698 97,20 3,09 0,06 MSCI AC World Index -2,60 0,01 k.A. Harris Associates Global Equity LU0147944259 93,99 5,14 -0,05 MSCI AC World Index -5,91 -2,69 -1,83 AKtIen eUropA Mainfirst Top European Ideas LU0308864023 93,68 5,98 -0,10 Stoxx Europe 600 TR -9,73 -6,76 43,74 Threadneedle Pan Europ. Sm. Comp. GB00B0PHJS66 92,38 2,66 0,20 Euromoney Smaller Europe 5,80 2,20 7,70 Waverton European Fund IE00B1RMZ119 91,00 3,51 0,08 FTSE World Europe 2,15 66,81 88,59 AKtIen DeUtScHlAnD Mainfirst Germany LU0390221256 89,59 4,24 0,20 HDax 10,77 21,12 28,99 DWS Aktien Strategie Deutschland DE0009769869 63,20 4,14 0,12 HDax 5,60 24,56 54,55 Lupus Alpha Smaller German Champ. LU0129233093 58,70 2,64 0,21 50 % MDax, 50 % SDax 3,87 7,72 3,40 Ausgewählt für FONDS professionell von Greiff Capital Management | 1 12-Monats-Angabe | 2 kumuliert Quelle: Greiff Capital Management AG, Stand: 31. 1. 2015 Volker Schilling, Greiff Capital: „Die Quote der dauerhaft wirklich erfolgreichen Fonds ist erschreckend gering.“
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