FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

68 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 fragen zum Active Share, so ein Unterneh- menssprecher, da viele der mehr als 500 Pu- blikumsfonds der Universal-Plattform aber ei- nen sehr aktiven Ansatz verfolgten, der sich über den Active Share noch besser herausstel- len ließe, werde die Integration dieser Kenn- zahl in die Reporting-Möglichkeiten geprüft. Intern diskutiert wird eine Offenlegung auch bei Union Investment, ebenso wie bei Main- first. „Der Active Share ist eine weitere Kenn- zahl, die dem Investor die Möglichkeit gibt, den Investitionsstil seines Portfoliomanagers zu analysieren“, sagt Oliver Haseley, Leiter des Geschäftsbereichs Asset Management bei Mainfirst. Allerdings sei es wichtig, sich mit den Kunden auch qualitativ über den Invest- mentstil und die Anlageschwerpunkte aus- zutauschen. „Eine einzelne Kennzahl reicht unserer Ansicht nach nicht aus, um all diese Aspekte hinreichend zu erkennen.“ Index ist Dreh- und Angelpunkt Der Hinweis, Investoren dürften sich bei der Fondsanalyse nicht nur auf eine Kennzif- fer verlassen, fällt bei vielen Gesprächen mit Branchenkennern. Doch das ist nur eines der Probleme, die der Active Share mit sich bringt. Dreh- und Angelpunkt ist der Ver- gleichsindex. „Es ist sehr einfach, einen hohen Active Share zu erreichen, indem man das Portfolio mit einer wenig relevanten Bench- mark vergleicht. Das sorgt für eine hohe Kennzahl, sagt aber wenig über den Fonds aus“, sagt Peter Ferket, Chefaktienstratege des niederländischen Fondsanbieters Robeco. Als extremes Beispiel lässt sich an einen Deutsch- landaktienfonds denken, der sich mit dem Dax vergleicht, dessen Portfolio aber eins zu eins dem MDax entspricht: Ob- wohl ein solcher Fonds mit aktivem Management nichts zu tun hat, würde der Active Share 100 Prozent betra- gen. Die Deka, die den Active Share bis dato nicht ausweist, macht auf einen weiteren Punkt aufmerksam: „Bei der gängigen Berechnungsweise werden Derivate nicht berücksichtigt“, sagt ein Sprecher. „Wenn also statt physischer Aktien synthetische Konstruktionen erworben werden, wird die Kennzahl verzerrt.“ Bei der Portfoliosteuerung werde der Active Share aber durchaus beachtet, mit zunehmender Bedeutung. Aussagekräftig ist die Kennzahl na- türlich auch nur dann, wenn ein Fonds überhaupt einen Vergleichsindex hat. Darum verzichtet etwa ein Haus wie Assena- gon, das überwiegend auf Total-Return-An- sätze baut, auf einen Ausweis. Die GAM Hol- ding bezeichnet den Active Share als nützlich, als „ultimatives Gütesiegel“ tauge er aber nicht. Entscheidend für die Erfolgsmessung sei und bleibe die Outperformance, so eine Unternehmenssprecherin. Bei verstärkter Kundennachfrage würde man die Kenngröße allerdings veröffentlichen. „Ein hoher Active Share ist natürlich noch keine Garantie für ei- ne Outperformance“, betont auch Christoph Bergweiler ein, Deutschlandchef von J.P. Morgan Asset Management. Sein Haus ver- zichtet bis dato ebenfalls auf einen Ausweis. Bei manchem kleineren Fondsanbieter scheitert die Veröffentlichung schlicht an den Kosten, denn zur Berechnung des Active Share benötigt man die genaue Indexzusam- mensetzung und -gewichtung, die sich viele Indexanbieter teuer bezahlen lassen. Christian Schmitt, Fondsmanager bei GS&P Gross- bötzl, Schmitz & Partner, nennt Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich. Das sei im Vergleich zum Nutzen schlicht zu hoch. „Für die GS&P-Fonds gehen wir näherungsweise von einem Active Share im Bereich von 80 bis 95 Prozent aus“, sagt er. Woher kommt die Performance? Zu den Menschen, die sich wie wenige sonst mit der Zusammensetzung von Portfo- lios, den Fähigkeiten von Fondsmanagern und der Nachhaltigkeit von Outperformance be- schäftigen, zählt wohl Christian Franzen. Sein Titel bei Allianz Global Investors lautet Head of Performance & Portfolio Risk, sein Team analysiert monatlich für fast 400 Fonds des Anbieters, wie die Manager ihre Anlageer- gebnisse erreicht haben, wo die Stärken lie- gen, wo es nachzubessern gilt. „Wir wollen im Detail verstehen, wo die Performance her- kommt und wie persistent sie ist“, sagt Fran- zen. Dafür stützt er sich für jeden Fonds auf zwei Dutzend Seiten voller Kennzahlen und Grafiken, die ihm ein unabhängiges Analyse- haus liefert. Sein Fazit aus zig Sitzungen mit Portfoliomanagern auf dem gesamten Konti- nent: „Der Active Share ist grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Er ist nur eine Zahl.“ Eine wichtige Rolle spielt für Franzen zum Beispiel, auf welche indexfremden Titel der Fondsmanager setzt. „Es macht einen großen Unterschied, ob der Manager die Aktie des Autoherstellers A durch die des Autoherstellers B, die nicht im Index enthalten ist, ersetzt oder ob er auf ei- nen Titel aus einer Branche setzt, die im Index gar nicht vertreten ist“, sagt er. „In beiden Fällen steigt der Active Share, doch der Grad der Aktivität – und auch des Risikos – ist ein völlig anderer.“ Ein anderer Aspekt ist die Zahl und die Gewichtung der Einzel- titel im Vergleichsindex. „Wenn ein Fonds mit deutschen Stan- dardwerten nur zwölf Titel aus dem Dax enthält, darf das durchaus als ‚highly active‘ gelten. Ein global investierender Fonds dagegen, der 500 der insgesamt gut 1.600 Aktien aus markt & strategie I active share Foto: © Allianz Global Investors, Greiff Capital Christian Franzen, Allianz Global Investors: „Der Active Share ist grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen.“ Die Benchmark entscheidet Ab welchem Active Share darf ein Fondsmanager in Abhängigkeit vom Vergleichsindex als sehr aktiv gelten? Ein Active Share von 50 ist für einen Deutschland-Aktienfonds viel, für einen globalen anlegenden Fonds aber eher wenig. Quelle: Allianz GI, Stand: Dez. 2014 (30 Titel) DAX (539 Titel) MSCI AC Far East ex Japan (823 Titel) MSCI Emerging Markets (432 Titel) MSCI Europe (625 Titel) Russell 1000 Growth (887 Titel) MSCI Europe Small Cap (1.610 Titel) MSCI World (1.338 Titel) MSCI Europe Micro Cap (4.248 Titel) MSCI World Small Cap 35 % 72 % 75 % 75 % 75 % 80 % 85 % 93 % 95 %

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