FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
66 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 legte 2013 mit aktualisierten Daten noch mal nach. Die Ergebnisse sind für die Fondsindus- trie äußerst relevant, besagen sie doch, dass sich tatsächlich aktives Management auch auszahlt – anders als manche Vorkämpfer der ETF-Branche gern behaupten. „Aktives Management ist durchaus sinn- voll, aber es sollte nicht in homöopathischen Dosen erfolgen – dann ist in fast allen Fällen ein passiver Ansatz besser“, schreiben die Analysten der Hamburger Privatbank M.M. Warburg in einer Mitte Februar erschienenen Studie. „Denn mathematisch bedeutet ein geringer Active Share auch, dass mit den wenigen ‚Wetten‘, die gegenüber der Bench- mark eingegangen werden, eine unrea- listisch hohe Performance erzielt wer- den muss, damit nach Kosten über- haupt eine Outperformance auf Port- folioebene möglich ist.“ In einem Plä- doyer für aktives Management brachte es Norman Boersma, Manager des Templeton Growth Fund, wenige Tage vor der Warburg-Studie auf den Punkt: „Natürlich kann ein Portfolio seine Benchmark nur dadurch übertreffen, dass es von ihr abweicht.“ Die in einer „aktiven Verpackung“ daherkommen- den passiven Portfolios seien einer der Gründe, warum die Performance vieler sogenannter „aktiver“ Fonds zu wün- schen übrig ließe, meint Andrew Kophamel, Leiter Performance Asia- Pacific bei Aberdeen in Sydney. Der Petajisto-Studie zufolge ist der Anteil der nur vermeintlich aktiven US-Aktienfonds in den vergangenen Jahr- zehnten deutlich gestiegen. Rund jedes dritte Portfolio muss demnach als „Closet Tracker“ gelten, während sie noch Anfang der 1990er- Jahre kaum eine Rolle spielten (siehe Grafik unten). Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zu nennen ist zum einen der Aufstieg der reinen Indexfonds, die zuletzt ein Fünftel des von Petajisto berücksichtigten Fondsvolumens ausmachten, doch das reicht bei Weitem nicht aus. Wichtiger ist wohl die Angst der Port- foliomanager vor falschen Entscheidungen: Wer sich weit vom Index wegbewegt und dann danebengreift, riskiert seinen Job. Das war zwar schon vor 20 Jahren so, doch der zunehmend globale Wettbewerb und die Transparenz in der Asset-Management-Indus- trie haben die Situation verschärft. Einige Vorreiter Auf den ersten Blick spricht daher alles dafür, dass Fondsanbieter, die etwas auf sich halten, ihren Active Share offenlegen – und so zeigen, dass sie ihren Kunden auch das liefern, was sie versprechen, nämlich aktives Management. Für einige Schlagzeilen in der Branche sorgte Anfang Februar die Londoner Investmentboutique Neptune Investment Management, die die Kennzahl nun in allen Factsheets veröffentlicht. „Einer musste mutig sein und als Erster die Karten offenlegen“, sagte Neptune-Chef Robin Geffen der „Finan- cial Times“. „Es gibt viele Leute, die sich auf die Brust trommeln, wie aktiv sie ihre Fonds managen, die aber ihre Zahlen nicht veröf- fentlichen.“ Nur wenige Tage später begann Threadneedle den Active Share seiner Aktien- fonds in Factsheets für professionelle Investo- ren auszuweisen, Dokumente für Privatanle- ger sollen folgen. Baillie Gifford aus Edin- burgh kündigte an, dem Beispiel binnen we- nigen Wochen folgen zu wollen. Auch wenn sich Neptune und Co. als Vor- reiter präsentieren: Sie sind längst nicht die Ersten, die den Active Share ihrer Fonds offenlegen, zeigt eine Umfrage von FONDS professionell unter gut drei Dutzend Asset Managern. Eine Kennziffer namens „Active Money“ findet sich bei M&G schon seit 2010 in den Factsheets der Aktienfonds. Allerdings berechnet der britische Anbieter diese Zahl so, dass sie maximal 200 Prozent betragen kann – sie entspricht dem doppelten Active Share. Allianz Global Investors weist den Active Share seit 2013 in den Factsheets aus. Auch bei Fidelity, Aberdeen, Janus und Petercam ist die Kennzahl bereits zu finden. Carmi- gnac veröffentlicht sie in monatlichen Berichten, die sich in erster Linie an professionelle Investoren richten. Vie- le Häuser legen den Active Share da- gegen nur auf Nachfrage offen, etwa Deutsche Asset & Wealth Manage- ment, BlackRock, Schroders, Pioneer, Jupiter oder Nordea. Andere arbeiten daran, ihren Kun- den die Kennzahl zumindest künftig präsentieren zu können, zum Beispiel Universal-Investment, der deutsche Marktführer für White-Label-Fonds. Derzeit gebe es zwar noch wenige An- markt & strategie I active share Foto: © Jyske Invest, Mainfirst Oliver Haseley, Mainfirst: „Eine einzelne Kennzahl reicht nicht aus, um alle Aspekte hinreichend zu erkennen.“ Michael Sero, Jyske: „In Dänemark müssen Investment- häuser den Active Share bereits seit 2014 offenlegen.“ Active Share von US-Aktienfonds Eine Studie des Yale-Wissenschaftlers Antti Petajisto zeigt, dass der Active Share von US-Aktienfonds gemessen am Volumen seit 1980 im Schnitt deutlich gesunken ist. Die untere Kategorie (0–20 %) repräsentiert Index- fonds, Vertreter der beiden folgenden Kategorien (20–60 %) bezeichnet Petajisto als „Closet Indexers“. Demnach darf nur die Hälfte der Publi- kumsfonds, die auf US-Aktien setzen, als aktiv gelten. Quelle: Antti Petajisto 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % 1981 ’95 ’83 ’85 ’87 ’89 ’91 ’93 ’99 ’97 ’03 ’01 ’05 ’07 2009 Anteil des Publikumsfondsvermögens 60 % – 80 % 40 % – 60 % 0 % – 20 % 20 % – 40 % 80 % – 100 %
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