FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
64 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I active share Foto: © Flynt | Dreamstime.com D ie Diskussion, ob sich ein Fondsmana- ger zu Recht als „aktiv“ bezeichnet, ist schon einige Jahre alt. Spätestens seit dem Siegeszug der ETFs müssen sich Invest- menthäuser die Frage gefallen lassen, ob ihre mitunter üppigen Gebühren gerechtfertigt sind. Doch seit einigen Monaten nimmt das Thema rasant Fahrt auf. Im Dezember etwa reichte eine schwedische Aktionärsvereini- gung eine Sammelklage gegen Swedbank Robur ein. Der zweitgrößte Fondsanbieter des Landes, so der Vorwurf, habe zwei Fonds als aktiv gemanagt vermarktet und entsprechend hohe Gebühren verlangt, obwohl sie im Wesentlichen nur ihren Index abbildeten. Seit Februar wettert sogar der britische Boulevard gegen pseudoaktive Fondsmanager und ihre „Abzockergebühren“: Die „Daily Mail“, eher bekannt für ihre Berichterstattung über Stars und Sternchen, rechnet vor, dass jeder dritte Pensionssparer hohe Summen für Fondsma- nager zahlt, die „nahezu nichts tun“ – außer eben einen Aktienindex zu kopieren. Inzwischen hat auch Londons Finanzauf- sicht das Thema auf dem Schirm. Die FCA denkt Medienberichten zufolge über eine Stu- die zu diesen sogenannten „Closet Trackers“ nach, um zu prüfen, wie groß das Problem tatsächlich ist. In Dänemark ist man einen Schritt weiter. Der dortige Regulator stellte in im September 2014 fest, dass fast jeder dritte der 188 heimischen Aktienfonds als „Closet Tracker“ klassifiziert werden kann. In Stock- holm kündigte der stellvertretende Finanz- minister Mitte Februar eine ähnliche Unter- suchung an – von der Schwedens Fondsver- band übrigens erst aus den Medien erfuhr. Guter erster Gradmesser Die Beispiele zeigen, dass die Fondsbran- che die Diskussion diesmal nicht als lästiges Grundrauschen abtun kann. Um die im Ver- gleich zu ETFs hohen Gebühren zu rechtfer- tigen, müssen die Anbieter beweisen, dass sie tatsächlich aktives Management bieten. Das gelingt etwa mit der Kennzahl „Active Share“, die in der Asset-Management-Indus- trie seit geraumer Zeit immer intensiver dis- kutiert wird. Der Active Share zeigt, welcher Anteil des Portfolios nicht dem Vergleichsin- dex entspricht – und ist damit ein guter erster Gradmesser für die Aktivität eines Fonds. Das Financial Services Consumer Panel, ein Gre- mium, das die britische Finanzaufsicht in Ver- braucherfragen berät, hat die FCA aufgerufen, die Fondsanbieter zur Veröffentlichung dieser Kennzahl zu verpflichten. „In Dänemark müs- sen Investmenthäuser den Active Share ihrer Aktienfonds bereits seit dem vergangenen Jahr offenlegen“, sagt Michael Sero, Ver- triebschef bei Jyske Invest. Nicht nur in Großbritannien und Skandi- navien, auch hierzulande ist die Kennzahl auf dem Vormarsch, zeigt eine Umfrage von FONDS professionell. Investoren und Berater sollten jedoch nicht vergessen, dass sie ihre Tücken hat. Auf den ersten Blick wirkt der Active Share sehr präzise, doch auf sich allein gestellt ist seine Aussagekraft begrenzt. Aktiv zahlt sich aus Als Erfinder des Active Share werden im- mer wieder die beiden Yale-Wissenschaftler Martijn Cremers und Antti Petajisto genannt, die die Kennzahl 2009 in einer viel beachteten Studie vorstellten. Unter dem Namen „Active Money“ wurde sie jedoch schon vorher be- nutzt. Einen Großteil ihres Charmes macht aus, dass sie einfach zu berechnen und intuitiv zu verstehen ist. Angenommen, die BMW- Aktie macht vier Prozent des Vergleichsindex aus. Gewichtet der Portfoliomanager sie mit sieben Prozent, trägt diese Position drei Pro- zentpunkte zu seinem Active Share bei. Der gesamte Active Share ergibt sich aus der Summe all dieser Abweichungen, egal ob es sich um Über- oder Untergewichtungen han- delt. Ein Active Share von null Prozent besagt also, dass der Fonds die Benchmark exakt nachbildet, bei 100 Prozent enthält er keinen einzigen Titel aus der Benchmark. Es gibt einen weiteren Grund, warum die Kennzahl Karriere macht: Cremers und Peta- jisto haben in ihrer Untersuchung mit histori- schen Daten von US-Aktienfonds nachgewie- sen, dass es den Portfoliomanagern mit dem höchsten Active Share im Durchschnitt gelun- gen ist, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Wer sich dagegen recht nah an der Bench- mark bewegte, hinkte dem Markt nach Kos- ten in aller Regel deutlich hinterher. Petajisto, inzwischen Portfoliomanager bei BlackRock, Der „Active Share“ zeigt, wie aktiv ein Aktienfondsmanager tatsächlich ist. Die wenig bekannte Kennziffer gewinnt an Bedeutung – hat aber auch Schwächen. Höhenflug einer Kennzahl Tracking Error, Information Ratio, Portfolioumschlag – es gibt dutzende Kennzahlen, mit denen sich ein Fonds analy- sieren lässt. Seit Kurzem gewinnt der Active Share an Bedeutung. Standardisiert ausgewiesen wird er jedoch selten.
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