FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
59 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 um 5.30 Uhr auf, verdiene Geld für meine Kunden und vergleiche mich mit anderen Portfoliomanagern. Es käme für mich derzeit schlicht nicht in Frage, in Rente zu gehen.“ Erste Zuflüsse seit Jahren Dass Gross zu Janus wechselte, ist wohl dem Vorstandschef zu verdanken: Janus-Boss Richard Weil und Gross kennen sich seit 20 Jahren. Weil war einst Vorstand für das ope- rative Geschäft bei Pimco, seine Frau arbeitete als Gross’Assistentin. Für Janus ist der neue Star in den Reihen der Fondsmanager ein Segen. Der traditions- reiche Asset Manager hatte 21 Quartale in Folge Mittelabflüsse hinnehmen müssen, an der Börse hinkte die Aktie den Titeln der Wettbewerber lange Zeit deutlich hinterher. Gross bescherte dem Unternehmen die ersten Nettomittelzuflüsse seit mehr als fünf Jahren – und der Janus-Aktie einen Kurssprung. Als Gross den Janus Global Unconstrained Bond Fund übernahm, war das Portfolio gerade mal 13 Millionen Dollar schwer, in- zwischen sind es 1,5 Milliarden Dollar. Das ist eine stolze Summe, auch wenn sich Weil mit Blick auf die hohen Abflüsse bei Pimco insgeheim wohl einen höheren Betrag erhofft hatte. Citigroup-Analyst William Katz rech- nete vor, dass Gross 50 Milliarden Dollar einsammeln müsste, damit der Anstieg der Janus-Aktie gerechtfertigt ist. Gut für den Vertrieb Selbst wenn diese Größenordnung nie erreicht werden sollte, ist Gross für Janus ein Gewinn – auch für die Vertriebsmannschaft. „Neben der Tatsache, dass ein sehr erfolgrei- cher Investor mit mehr als 40 Jahren Erfah- rung zu uns gestoßen ist, lenkt die Personalie den Blick auch auf andere Teile der Firma. Die Anleger fragen sich, was Janus sonst noch zu bieten hat. Dann wird ihnen bewusst, wie breit unser Unternehmen aufgestellt ist“, sagt Oliver Stahlkopf, der seit November den Ja- nus-Vertrieb in Deutschland und Österreich leitet. Ein richtiger Bestseller ist Gross’ Fonds in Europa bislang nicht. Die irische Variante des Janus Global Unconstrained Bond Fund brachte Anfang März Morningstar zufolge rund 117 Millionen Euro auf die Waage, war also deutlich kleiner als das US-Original. „Wir verzeichnen auch in Deutschland und Öster- reich Mittelzuflüsse in Bill Gross’ neuen Fonds. Allerdings entspricht es hierzulande nicht der Investmentkultur, sklavisch einem Manager zu folgen. Viele Investoren warten zunächst ab und beobachten, wie sich der Fonds entwickelt“, sagt Stahlkopf. Die Performance des Portfolios kann bis- lang noch nicht jeden überzeugen, auch wenn es für ein abschließendes Urteil natürlich noch zu früh ist. „Der Fonds liegt nach den ersten Monaten unter Bill Gross’ Führung leicht im Plus, im Vergleich zu anderen Produkten im Unconstrained-Segment schneidet er sehr gut ab“, betont Stahlkopf. Ziel des Fonds sei es, unabhängig vom Markt konstante Er- träge zu erzielen. „Bill Gross hat oft genug bewiesen, dass er genau das auch liefern kann.“ Performance stimmt Gross jedenfalls ist nach wie vor fest von seinen Fähigkeiten überzeugt. Das zeigt schon die Tatsache, dass er selbst der mit Ab- stand größte Investor seines Fonds ist: Ihm und seiner Familie gehören mehr als die Hälf- te der Anteile. Dass er mal eben über 700 Millionen Euro in den eigenen Fonds pumpen kann, liegt im Wesentlichen an seinem einst üppigen Verdienst bei Pimco. Indirekt lässt sich das auch an den Geschäftszahlen der Allianz für das vergangene Jahr ablesen: Im vierten Quartal, dem ersten ohne Gross, san- ken die variablen Personalkosten bei Pimco um satte 16 Prozent. Die geringeren Kosten halfen dabei, den Gewinneinbruch abzufedern, wettmachen konnten sie ihn jedoch nicht. Das operative Ergebnis von Pimco ist im vergangenen Jahr um fast ein Fünftel geschrumpft. In der Münchner Königinstraße, am Stammsitz der Allianz, löste das dennoch keine Panik aus. Gemessen am operativen Ergebnis war 2014 das drittbeste Jahr der Asset-Management- Sparte (siehe Grafik) – trotz der milliar- denschweren Abflüsse. Selbst im schwierigen vierten Quartal kam Pimco auf eine operative Marge von fast 40 Prozent, ein Wert, von dem die meisten anderen Asset Manager nur träumen können. Zuversichtlich stimmt die Allianz-Führung außerdem, dass das Team aus Newport Beach auch ohne den Unternehmensgründer gute Investmentergebnisse abliefert. Im Februar erhielt der Pimco Total Return Bond Fund seinen fünften Stern bei Morningstar zurück, den er unter Bill Gross verloren hatte. Auch die Abflüsse haben sich über die vergangenen Monate hinweg deutlich reduziert (siehe Grafik). In diesem Fall darf man wohl von einer echten Teamleistung sprechen, schließlich beschäftigt das Unternehmen inzwischen sie- ben Chefanlagestrategen – und nicht mehr nur einen. Wer weiß, vielleicht wird bei Pimco eines Tages tatsächlich noch die Mannschaft zum Star. BErND MIkOSch | FP Oliver Stahlkopf, Janus: „Wir verzeichnen auch in Deutschland Mittelzuflüsse in Bill Gross’ neuen Fonds.“ Operativer Gewinn 2014 war das drittbeste Jahr in der Geschichte der Asset-Management-Sparte der Allianz. Quelle: Allianz Nettomittelabflüsse 2010 2011 2012 2013 2014 2.500 3.000 2.000 1.500 1.000 500 0 1.658 Mio. Euro 445 Mio. Euro 1.960 Mio. Euro 385 Mio. Euro 2.650 Mio. Euro 288 2.740 Mio. Euro 364 Mio. Euro 2.241 Mio. Euro 408 Mio. Euro n Allianz Global Investors n Pimco Okt. Sept. ’14 Nov. Dez. Jan. ’15 -5 -10 -15 -20 -25 0 –8,6 Mrd. Dollar –11,6 Mrd. Dollar –19,1 Mrd. Dollar –9,5 Mrd. Dollar –27,5 Mrd. Dollar –23,5 Mrd. Dollar n Pimco Total Return Bond Nettomittelabflüsse Feb. ’15 Die Abflüsse aus Bill Gross’ Ex-Fonds summieren sich seit seinem Abgang auf 100 Milliarden Dollar. Quelle: Pimco
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