FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
Die Anleihenstrategien vermögensverwaltender Fonds 48 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Bantleon Opport. L Ethna-Aktiv E FvS Multiple Opportun. 0 % 50 % 100 % AAA AA A 0 % 50 % 100 % AA A B BBB n/o BB Carmignac Patrimoine 0 % 50 % 100 % AA B BBB n/o BB AAA A CCC Aktien verteilt hätte. Die Hoffnung oder gar feste Erwartung, Mischfondsmanager könnten durch eine breite Streuung und geschicktes Ti- ming der richtigen Aktien- und Anleihenquote das Beste aus den Märkten herausholen und flexibel allen Unvorhersehbarkeiten trotzen, erfüllte sich nicht. Das in der Finanzkrise durch den Erfolg einiger weniger Produkte aufgebaute Image einer All-in-one-Lösung be- kam erste Risse. Insgesamt zeigt der Trend- pfeil bei Aktien und Renten weiter nach oben, und das kaschiert natürlich viele Schwächen. Bei genauem Hinsehen werden die aber rasch sichtbar: Auf Sicht von drei und fünf Jahren blieben nämlich sogar weit über 90 Prozent der von Morningstar analysierten Mischfonds hinter der Fifty-Fifty-Benchmark zurück. Zu den prominenten Opfern der Turbulenzen 2013 zählte auch der französische Starfonds- manager Edouard Carmignac, für den es eines der seltenen Jahre war, in dem er im Renten- teil seines Patrimoine-Fonds Verluste schrieb. Unbekanntes Terrain Zwei Jahre und einen Absatzrekord später hat sich an den Vorzeichen nichts geändert. Im Gegenteil, die Hürde, in einem Umfeld 0 % 50 % 100 % Der Anleihenmarkt als Renditebringer und Stabilisator spielt für vermögensverwaltende Fonds eine unterschiedlich große Rolle, je nachdem ob sie eher defensiv, offensiv oder völlig flexibel agieren. Wir haben die Fondsmanager von acht der im Vertrieb beliebtesten und bekannstesten Fonds gefragt, wie sie die für ihre Strategie relevanten Anleihenmärkte derzeit hinsichtlich der Risiken und Chancen einschätzen und wie ihr Anleihenportfolio vor diesem Hintergrund aussieht. Quelle: Anbieter, eigene Recherche, Stichtag. 31. 1. 2015 ø BBB MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 1.730,7 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 96,40 % Bantleon-Team: Mit Blick auf die eigenen Früh- indikatoren gehen wir von einer konjunkturellen Erholung in der Eurozone bis Jahresende aus. Entsprechend sollten die Renditen von Top- Staatsanleihen der Eurozone im Jahresverlauf moderat steigen. Für zehnjährige deutsche Bundesanleihen ist ein Niveau von 1,00 bis maximal 1,25 Prozent realistisch. Weil dieser Anstieg jedoch in der Regel nicht linear verläuft, bestehen mit einem sehr aktiven Durationsma- nagement Chancen, aus dem Anleihenportfolio einen kleinen Performancebeitrag zu erwirt- schaften. Wenn dem insgesamt schwachen Aufschwung voraussichtlich Anfang 2016 die Puste ausgeht, bieten die dann höheren Kupons Kaufgelegenheiten und im folgenden Konjunk- turabschwung entsprechendes Kurspotenzial. Weil der quantitative Managementansatz einem permanenten Risikomanagement unterliegt und täglich Signalveränderungen generieren kann, ist eine langfristige Markteinschätzung vor die- sem Hintergrund nicht relevant. Aktuell sind die Anleihenmarktkomponenten insgesamt positiv und die Duration im Portfolio mit 6,0 Prozent am oberen Rand der Bandbreite. Der Fonds investiert ausschließlich in EUR- Staatsanleihen und Pfandbriefe der Bonität In- vestment Grade sowie über Futures in den Dax. Potenziell illiquide Anleihenarten wie Nachrang- anleihen, strukturierte Anleihen und Genuss- rechte sind reglementarisch ausgeschlossen. Anleihenportfolio Nominelle Bundesanleihen 74 % Inflationsindexierte Bundesanleihen 16 % Pfandbriefe / Quasi-Staatsanleihen 10 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 27.014,7 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 40,80 % Edouard Carmignac: Ein beträchtlicher Anteil des Portfolios ist in Staatsanleihen aus den EU- Randstaaten investiert. Auch wenn die sehr lockere EZB-Geldmarktpolitik die Renditen wahrscheinlich nach unten treiben wird, bleiben wir in diesem Segment jedoch stark gewichtet. Gleiches gilt für das aus unserer Sicht günstig bewertete Segment der europäischen Bankkre- dite. Wir bewegen uns in Europa langsam auf eine Bankenunion zu, eine solche Veränderung ist für Bankkredite sehr positiv. Obwohl wir bis jetzt sowohl von besicherten als auch von vor- rangigen, unbesicherten Anleihen profitieren konnten, tendieren wir momentan zum Seg- ment der nachgeordneten Anleihen, und zwar insbesondere bei langfristigen, nachrangigen Schuldverschreibungen aus dem Bankenseg- ment, die ein hohes Gewinnpotenzial bieten. Solche Anleihen gelten als Hochzinspapiere, die durchschnittliche Bonitätsqualität unserer An- leihenpositionen ist aber auf Investmentstatus „BBB-“ begrenzt. Wir haben ferner vor, unsere Gewichtung am Markt für US-Staatsanleihen unter eindeutig taktisch bedingten Kriterien feinzusteuern. Im Hinblick auf die US-Zinskurve ziehen wir es aus taktischen Gründen vor, eine negative modifi- zierte Durationsposition einzunehmen. Darüber hinaus halten wir an unserer hohen Gewichtung im US-Dollar fest, da der Greenback gegenüber dem Euro noch weiter ansteigen sollte. Anleihenportfolio Staatsanleihen Industriestaaten 42 % Unternehmensanl. Industriestaaten 49 % Unternehmensanl. Schwellenländer 9 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Ausgewogen Volumen in Mio. Euro: 10.611,8 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 55,00 % Luca Pesarini: Ein Großteil des Anleihenport- folios (über 32 %) ist in in US-Dollar denomi- nierte Papiere investiert. Aufgrund von Liquidität überwiegt hierbei der Anteil an Staatsanleihen, weshalb auch die gesamte durchschnittliche Bonität des Portfolios gegenwärtig zwischen „A-“ und „A“ liegt. Da wir lange Laufzeiten prä- ferieren, beträgt die modifizierte Duration in US- Dollar knapp sieben. Etwa vier Prozent des Portfolios sind in norwegische Staats- und Quasi-Staatsanleihen investiert. Neben attrakti- ven Renditeaufschlägen im Vergleich zum Euro- raum für „AAA“-Papiere und einem Diversifika- tionseffekt dient hier die unbesicherte Wäh- rungsposition als Steuerungsinstrument, um die Volatilität des Gesamtportfolios niedrig zu halten. Knapp 17 Prozent machen in Euro de- nominierte Anleihen aus. Dabei überwiegt der Anteil an „AAA“ gerateten Staats- und Quasi- Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Verein- zelt sind noch Corporates und Nachränge bei- gemischt, um die Diversifikation zu verbessern. Wichtig ist dennoch, das Anleihenportfolio nicht als alleinstehend zu betrachten. Ziel ist es im- mer, die Downside-Volatilität des Gesamtport- folios möglichst gering zu halten. Entsprechend ist unser Anleihenportfolio aufgrund einer Net- toaktienquote im Fonds von mehr als 34,5 Pro- zent gegenwärtig sicher konservativer aufge- stellt, als wenn unsere Aktienquote niedriger wäre. Anleihenportfolio Unternehmensanleihen 56 % Staatsanleihen 43 % Wandelanleihen 1 % Anleihenbonität MMD-Kategorie: Flexibel Volumen in Mio. Euro: 6.794,6 Anleihenanteil am Gesamtportfolio: 10,73 % Bert Flossbach: Unser Fokus liegt nach wie vor auf US-Unternehmensanleihen. Mit einem opportunistischen Investmentansatz lassen sich im US-Dollarraum noch vergleichsweise attrak- tive Renditen erzielen. Dabei bevorzugen wir eine mittlere bis längere Duration. Das Zinsän- derungsrisiko erscheint begrenzt. Ob die US- Notenbank Fed es riskiert, den Leitzins bereits Mitte 2015 anzuheben, ist fraglich. Dagegen sprechen der starke US-Dollar und die Gewinne zahlreicher US-Unternehmen, und auch die Inflationsrate drückt. Der gefallene Ölpreis wie- derum dämpft nicht nur die Inflationsrate, son- dern könnte auch ein Indiz dafür sein, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt. Hinzu kommen mögliche Turbulenzen in den Schwellenländern, die im Falle steigender US-Zinsen unter einem massiven Kapitalabfluss leiden und somit zur globalen Wachstumsschwäche beitragen wür- den. Ein erster Zinsschritt, so er denn überhaupt kommt, ist deshalb eher als geldpolitisches Experiment zu deuten – und muss zudem nicht zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen füh- ren, wie das Beispiel Neuseelands uns lehrt. Im vergangenen Jahr hatte die dortige Zentral- bank ihren Leitzins viermal angehoben; die Anpassung führte aber nicht zu einem Zins- anstieg am „langen“, sondern lediglich am „kurzen Ende“ und damit zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurve, was aus Sicht eines Investors für längere Laufzeiten spricht. Anleihenportfolio Unternehmensanleihen 100 % Anleihenbonität (Keine Aufschlüsselung)
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