FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
46 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds D ie meisten Anleger sind wenig daran interessiert, eine Benchmark zu schla- gen, sie haben vielmehr eine Präferenz für ein bestimmtes Risiko“, sagte Deutsch- lands Fondsmanagerikone Klaus Kaldemorgen vor nicht all zu langer Zeit in einem Interview und sprach in diesem Zusammenhang von einer „Risikokomfortzone“. Wer wissen will, wie es in Zeiten historisch niedriger Zinsen und fortlaufender Rekordbörsen um die Risi- kokomfortzone der Fondsanleger bestellt ist, wird in der VÖIG-Absatzstatistik fündig. Netto 663 Millionen Euro haben sie im vergangenen Jahr aus Aktienfonds abgezogen und parallel dazu in die vermeintlich sicheren Häfen Ren- ten- und Mischfonds 4,9 Milliarden Euro in- vestiert. Unterm Strich kletterte dadurch das Mittelaufkommen in österreichischen Invest- mentfonds auf den höchsten Stand seit 2006. Für den nach der Finanzkrise nur sehr langsam in Gang gekommenen Fondsvertrieb ist das ein Segen, den man aber vermutlich mehr der Nullverzinsung bei klassischen Spar- und Bankeinlagen verdankt als der Er- kenntnis, dass Investmentfonds tat- sächlich das attraktivsteAnlageprodukt sind, das privaten Anlegern zur Ver- fügung steht. So sehr man sich über die Erfolge von gemischten Fonds und reinen Anleihenprodukten freuen mag, ihr Boom trägt schon den Keim zukünf- tiger Enttäuschungen in sich, denn man muss befürchten, dass ein großer Teil der massiven Nachfrage einem grundlegenden Irrtum geschuldet ist. Das Problem: Ihr Nimbus als All- zweckwaffe und Allheilmittel in tur- bulenten Phasen schürt unter den Kleinanlegern, die traditionell histori- sche Ergebnisse kaufen, Erwartungen, die die Masse der VV-Fonds weder im aktuellen Marktumfeld noch im Ernstfall erfüllen kann. Schon beim nächsten Knall läuft die Branche da- her Gefahr, das in sie gesetzte Ver- trauen leichtfertig zu verspielen. Massive Zuflüsse Seit der Jahrtausendwende ist das Bestandsvolumen von Mischfonds im VÖIG-Universum von 28 auf 64 Mil- liarden Euro um mehr als das Doppel- te angewachsen, würde man die ausländi- schen Mischfonds hinzuzählen läge man wohl noch deutlich höher. Mit 3,6 Milliarden Euro erreichten die Zuflüsse 2014 nachdem Jahr 2006 das zweit höchste Niveau. Die Begeiste- rung ist trotz des enttäuschenden Jahres 2013 ungebrochen. Der Rückschlag an den Märk- ten im Frühsommer 2013, als die Fed erstmals die Möglichkeit einer Zinswende ankün- digte, erwischte etliche Vermögensver- walter auf dem falschen Fuß. Wer die Strategieänderung der US-Notenbank zu spät antizipiert hatte, wurde mit heftigen Wertverlusten imAnleihenportfolio bestraft. Und das waren erschreckend viele, wie eine Analyse von Morningstar ergab. Von europaweit mehr als 1.100 global anlegenden flexiblen Mischfonds schnitten auf Jahressicht 83 Prozent schlechter ab, als wenn man das Geld 50:50 auf festverzinsliche Papiere und Foto: © GMF Entwicklung Bestandsvolumen Zwischen 2001 und 2014 hat sich das Bestandsvolumen von Mischfonds laut VÖIG mehr als verdoppelt. Programmierte Enttäuschung? Der Absatzboom bei Mischfonds ist für die Branche ein zweischneidiges Schwert. Werden die Erwartungen der Anleger enttäuscht, droht Ungemach. Im Kielwasser der „vemögensverwaltender“ segelt eine ganze Armada gemischter Fondsprodukte, die dank günstiger Rahmen- bedingungen seit Jahren ebenfalls gut laufen. Der Blick in den Rückspiegel dürfte hier aber besonders trügerisch sein. 22,4 Mrd. Rentenfonds | 62,5 Mrd. Mischfonds | 64,3 Mrd. Aktienfonds | 30,2 Mrd . Rentenfonds | 70,9 Mrd . Mischfonds | 44,9 Mrd. 16,4 Mrd . Rentenfonds | 43,8 Mrd. Mischfonds | 28,8 Mrd. 2014 2006 2001 Quelle: VÖIG n Aktienfonds | n Rentenfonds | n Mischfonds
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