FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

investiert. Schließlich gibt es kaum Alternativen zum Aktienmarkt. Und die Anleger suchen nach Alternativen, um am Ende des Tages keinen realen Wert- verlust zu erleiden. Ethenea hat jedenfalls von der Situation an den Kapitalmärkten massiv profitiert, das verwaltete Vermögen des Ethna-Aktiv konnte innerhalb eines Jahres um rund vier Milliarden Euro gesteigert werden. Geht diese dynamische Entwicklung bei den Zuflüssen weiter? Ja, ich habe den Eindruck, dass sich die Nachfrage seit Jahresbeginn nochmals beschleunigt hat. Allein seit Jahresanfang konnten wir mit dem Ethna-Aktiv über eine Milliarde an neuen Mitteln einsam- meln. Selbst der Ethna-Defensiv hat year-to-date über 100 Millionen Euro eingesammelt. Insgesamt verwalten wir nun etwas über zwölf Milliarden Euro. Viele wissen aktuell nicht, was sie mit ihrem Geld machen sollen, davon profi- tieren wir natürlich. Es gibt einfach noch Mil- liarden Euro, die von den Menschen auf Spar- büchern geparkt werden. Luca Pesarini hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass man den Ethna-Aktiv definitiv nicht schließen werde. Wie sehen Sie dieses Thema angesichts der enormen Zuflüsse? Ich glaube, dass er sich im Moment einfach nicht vorstellen kann, dass der Fonds irgend- wann einmal eine Größe hat, ab der man ihn wird schließen müssen. Ich bin mir sicher, dass er sich vor ein, zwei Jahren aber auch nicht vorstellen konnte, dass der Fonds jemals die aktuelle Größe erreichen wird. Irgend- wann wird man sich vielleicht einmal damit auseinandersetzen, dass ein Fonds in der Art, wie wir ihn jetzt managen, vielleicht zu groß werden könnte. Aktuell wird über eine Schlie- ßung für neue Mittel jedenfalls nicht gespro- chen. Noch finden wir Dinge, die wir kaufen möchten. Zum Teil wird auch die Positions- größe von bestehenden Titeln angehoben. Es zeigt sich allerdings bei anderen Fonds, die rasch gewachsen sind, dass sich das Volumen ab einer gewissen Grö- ße auf die Performance durchschlägt. Ja, wir sehen auch, dass sich der Fonds von seinem Charakter her bereits durchaus gewan- delt hat. Als das Volumen noch bei 500 Mil- lionen lag, hatten wir auf der Aktienseite etwa auch viele Small Caps im Fonds, jetzt haben wir eigentlich fast keine mehr drin. Auch kleine Unternehmensanleihen machen für uns keinen Sinn mehr. Wir haben die Ausrichtung des Fonds über die Jahre also an das Volumen angepasst. Wie geht man mit dieser Flut an Mittelzuflüssen eigentlich um als Asset Manager, der bis vor Kurzem noch eine kleine Struktur hatte? Wir fühlen uns in unserer gut aufgestell- ten Fondsgesellschaft damit wohl und versuchen dem Vertrauensvorschuss, den wir dadurch bekommen, natürlich auch gerecht zu werden. Zudem haben wir enorm in die Infrastruktur und das Per- sonal investiert. Während amAnfang vor allem Luca Pesarini, Arnoldo Valsangia- como und ich die Fonds mit einem klei- nen Team gemanagt haben, sind wir im Portfoliomanagement nun zu fünft. Zu- dem darf man nicht vergessen, dass wir im Hintergrund auch noch einen eigenen Execution Desk haben, wo mehrere Händler für uns tätig sind und uns Arbeit abnehmen, die wir früher selbst gemacht haben. Zusätzlich gibt es noch eigene Mitarbeiter für den Research-Bereich. Insgesamt haben wir aktuell 60 Mitarbei- ter. Ohne diesen Apparat würde das sonst alles nicht mehr gehen. Wir haben natür- lich versucht, die Abhängigkeit von ein- zelnen Personen herunterzufahren. Es darf schließlich nicht sein, dass die uns anvertrauten Gelder im Risiko stehen, wenn einem von uns etwas passiert Welche Veränderungen wurden vorge- nommen, um dies sicherzustellen? Bisher wurden alle drei Fonds von uns ge- meinsam im Team gemanagt. Nun legen wir innerhalb des Investmentkomitees die Grund- lagen fest. Im Komitee sitzt neben den Portfoliomanagern auch unser Head of Re- search mit unserem Chefvolkswirt. Im Tages- geschäft sollen die Fonds durchaus eine un- terschiedliche Handschrift bekommen. Früher kam öfter die Frage, warum man den Defen- siv kaufen soll, da der Unterschied zumAktiv doch nicht so groß sei. Oder warum es den Dynamisch gebe, da sei doch der Aktienteil gleich wie beim Aktiv. Dieser Diskussion wollten wir entgegentreten. Daher kümmere ich mich gemeinsam mit Daniel Stefanetti um den Ethna-Defensiv, Luca Pesarini und Arnol- do Valsangiacomo kümmern sich hauptsäch- lich um den Ethna-Aktiv, und Peter Steffen und Luca Pesarini betreuen in erster Linie den Ethna-Dynamisch. Positiv ist, dass dadurch bereits die Korrelation zwischen den Fonds nochmals abgenommen hat. Es schadet also keinem Anleger, wenn er mehr als eines unserer Produkte im Portfolio hat. Vielen Dank für das Gespräch. GEorG Pankl | FP Guido Barthels, Ethenea: „Zudem haben wir enorm in die Infrastruktur und das Personal investiert.“ » Allein seit Jahresanfang konnten wir mit dem Ethna-Aktiv über eine Milliarde an neuen Mitteln einsammeln. « Guido Barthels, Ethenea Foto: © Marlene Fröhlich markt & strategie I guido bar thels | ethenea 44 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Guido Barthels Guido Barthels ist Chief Investment Officer der Ethenea Independent Investors S.A. und Portfoliomanager der Ethna Fonds. Er verfügt über mehr als 27 Jahre Berufs- erfahrung an den internationalen Kapitalmärkten und hat sich insbesondere als Rentenspezialist einen Namen gemacht. Seine Laufbahn führte ihn von J.P. Morgan über Dresdner Kleinwort Research GmbH zu Depfa Bank plc in London, wo er als Head of Research Department und Managing Director tätig war. Seit 2008 ist er Portfolio- manager der Ethna Fonds.

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