FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
markt & strategie I guido bar thels | ethenea 42 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Foto: © Marlene Fröhlich K aum eine Fondsgesellschaft konnte im vergangenen Jahr ihre verwalteten Assets prozentual derartig steigern wie Ethenea Independent Investors mit ihren Ethna Fonds. Innerhalb weniger Jahre hat das Team um Luca Pesarini das Volumen seiner Fonds auf über zwölf Milliarden Euro vergrößert. In Österreich ist der Ethna-Aktiv bereits zum zweiten Mal in Folge der bestver- kaufte Fonds im unabhängigen Vertrieb (siehe Seite 152). Wesentlich mitverantwortlich für diesen Erfolg ist Guido Barthels, Chief Investment Officer von Ethenea Indepen- dent Investors S.A. und Portfoliomanager der Ethna Fonds. FONDS professionell sprach Anfang März mit dem Investment- experten über seine Markteinschätzung und die Zukunft der Ethna Fonds. Herr Barthels, die Anlagepolitik Ihres Flaggschifffonds Ethna-Aktiv wurde Ende des vergangenen Jahres geändert – warum war das not- wendig? Guido Barthels: Im Zuge der Umstellung verschwand das „E“ für Europa aus dem Namen des Fonds. Der Vorteil besteht darin, dass wir nun bis zu 100 Prozent in OECD-Länder investieren können, zuvor lag der Schwerpunkt verstärkt auf Europa. Wir haben aber schon zuvor in den OECD-Raum investiert. Als die Invest- mentkriterien seinerzeit für den Ethna-Aktiv definiert wurden, war es nicht notwendig, sich so stark außerhalb Europas zu bewegen. Hin- zu kommt, dass in den Anlagerichtlinien bis- her stand, dass der Fonds „vornehmlich“ in Europa investieren muss, und das ist eine dehnbare Formulierung. Nun wurde alles klar formuliert, der Fokus auf Europa wird da- durch geringer. Wir wollten nicht den Ein- druck erwecken, dass wir jetzt ein ganz ande- res Produkt machen, der Fonds ist vom Cha- rakter her derselbe geblieben. Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo, die sich in un- serem Fondsmanagementteam ganz besonders dem Ethna-Aktiv widmen, verfolgen also kei- nen neuen Anlagestil. Sie haben erklärt, dass die neue Anlage- politik vor künftigen Krisen in Europa schützen soll. Wie ist das zu verstehen? Ja, die neue Anlagepolitik gibt meinen Kolle- gen Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiaco- mo auch die theoretische Möglichkeit, Europa den Rücken zu kehren, falls dies im Sinne unserer Anleger notwendig werden sollte. Frü- her mussten wir nach unserem Erachten immer mehr als 50 Prozent in Europa inves- tiert sein. Nun können wir opportunistisch dorthin gehen, wo wir das beste Chancen- Risiko-Profil sehen. Die Änderung derAnlagepolitik zum ak- tuellen Zeitpunkt erweckt den Eindruck, als ob Sie davon ausgehen, dass eine wei- tere Krise bevorsteht. Ist dem so? Man kann natürlich nichts ausschließen, aller- dings glauben wir derzeit nicht daran, dass es in naher Zukunft in Europa massive Verwer- fungen geben wird. Selbst wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr zurückzahlen und aus dem Euro austreten würde, würde es meiner Meinung nach keine signifikanten Verwerfungen geben. Natürlich würde das kurzfristig Turbulenzen bedeuten, danach wä- re der Euro dann allerdings stärker als jetzt. Inwieweit hat sich die Allokation des Ethna-Aktiv durch die Ausweitung der Anlagepolitik bisher schon verändert? Aktuell eigentlich gar nicht, de facto haben wir im Ethna-Aktiv immer noch einen großen Teil in der Eurozone in- vestiert, und daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern. Allerdings haben wir historisch gesehen mit 40 Prozent per Ende Februar eine Aktienquote, wie wir sie zuletzt vor 2008 hatten. Dabei setzen wir sowohl auf US-Aktien als auch auf europäische Titel. Auf der Zinsseite haben wir natürlich eine Präferenz für in US- Dollar denominierte Papiere. Auf der Rentenseite sind wir zu 60 Prozent im US-Dollar investiert, allerdings sichern wir das Währungsrisiko ab. Das Hedging des Währungsrisikos kostet ja aktuell auch fast kein Geld. Der Einstieg in die Euro-Peripherie- länder erscheint doch angesichts des OMT-Programms der EZB risikolos, oder? Wir haben ja durchaus auch portugiesische, italienische und spanische Anleihen im Port- folio. Allerdings liegen die Zielrenditen, die wir dort sehen, bei unter einem Prozent für die italienischen und spanischen Anleihen und bei unter 1,5 Prozent für die portugiesischen. Ist das OMT-Programm Ihrer Meinung nach der richtige Weg? Wir glauben, dass das OMT-Programm eine gute Idee ist. Es ist eigentlich auch das Einzi- ge und auch das Letzte, was die EZB jetzt noch tun kann. Sie zwingt die Investoren da- Guido Barthels , Chief Investment Officer von Ethenea Independent Investors S.A. und Portfoliomanager der Ethna Fonds, erklärt im Interview, warum die Anlagepolitik des Ethna-Aktiv verändert wurde, was er vom OMT-Programm der EZB hält und wohin der Dax theoretisch noch gehen könnte. » Früher mussten wir nach unserem Erachten immer mindestens zu 50 Prozent in Europa investiert sein. Nun kön- nen wir opportunistisch dorthin gehen, wo wir das beste Chancen- Risiko-Profil sehen. « Guido Barthels, Ethenea Independent Investors „Wir leben aktuell in einer se
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