FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

im Bereich der Bank amAnfang mit neun bis zehn Mitarbeitern zu starten. Dabei wollen wir natürlich die besten Köpfe, allerdings ist uns klar, dass wir diese nicht bezahlen können. Wir suchen daher eher Topleute, die vielleicht schon in Pension sind und trotzdem noch gern arbeiten würden. Mit wie viel weniger Verdienst muss ein Berater denn bei Ihnen rechnen? Ich selbst verdiene jetzt 3.600 Euro brutto, das ist zwar deutlich weniger als früher, dafür macht die Arbeit auch mehr Spaß. Wir werden übrigens alle Gehälter trans- parent auf unserer Homepage veröffent- lichen. Wie wird das Angebotsspektrum der Bank aussehen? Wird es auch Wertpapiergeschäft geben? Wir werden Girokonten mit Online-Ban- king, Bankomat- und Kreditkarten sowie Sparkonten anbieten. Wobei es den Sparern freigestellt wird, ob diese auf Zinszahlungen für ihr Guthaben verzichten wollen oder nicht. ImWertpapierbereich werden wir ausschließ- lich ethische Investmentfonds anbieten. Warum wollte man nicht gänzlich auf Zinszahlungen bei Spareinlagen ver- zichten? Aktuell befinden wir uns natürlich in einer Phase, in der ein Zinsverzicht relativ leicht fällt. Wenn es allerdings in Zukunft vielleicht wieder Zinsen im Bereich von fünf Prozent gibt, wird man nicht mehr so leicht darauf verzichten wollen. Der Kunde kann dann allerdings festlegen, dass etwa 30 Prozent sei- ner Zinsen einem speziellen Projekt zugute kommen. Wir werden zudem eine eigene Kreditplattform anbieten. Über die Plattform können sich Kunden direkt an Projekten be- teiligen beziehungsweise sich gegenseitig Kredite geben. Die Bank selbst wird sich dann auch an den Projekten beteiligen. Wie steht es um die Ausfallwahr- scheinlichkeit bei Projekten in diesem Bereich? Wir haben uns die Zahlen von vergleichbaren Banken angesehen. Die GLS Bank hat zum Beispiel kaumAusfälle, da es neben der nor- malen Bonitätsprüfung auch eine Gemein- wohlprüfung gibt. Diese ist sehr umfangreich, wer also schnelles Geld braucht, kommt sicher nicht zu einer derartigen Bank. Die Anforderungen an eine Bank sind in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund regulatorischer Hürden enorm gestiegen. Wie wird man mit dem dadurch entstehenden Kosten- druck umgehen? Es ist mit Sicherheit eine Herausforderung, ich denke allerdings, dass wir diese An- forderungen erfüllen können. Wir arbeiten mit sehr guten Leuten zusammen und wer- den auch nur ein eingeschränktes Bank- geschäft machen. Zudem arbeiten viele Experten für uns pro bono, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft noch der Fall sein wird. Wird es auch Filialen geben? Ich glaube, im Bereich der Filialen muss man heute sehr innovative Wege gehen. Viele Banken schließen ihre Filialen, weil sie sich nicht rechnen. Speziell für ältere Menschen ist die Filiale allerdings immer noch extrem wichtig, unter anderem auch als sozialer Treffpunkt. Es wird auch für uns spannend, hier ein kostentragendes Konzept zu entwickeln. Auch hier wird man darauf angewiesen sein, Mitarbeiter zu finden, denen der soziale Aspekt wichtig ist und die es sich leisten können, eine Zeitlang für uns pro bono zu arbeiten. Der Plan ist jedenfalls, in den größeren Städten – dort wo auch die meisten Genossenschafter leben – langfristig Filialen zu haben. Zusätzlich wird es auch kleine Beratungsbüros geben, wo Kredite vergeben werden. Danke für das Gespräch . GeoRG pankL | FP bank & fonds I dr. rober t moser | projekt bank für gemeinwohl 202 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Foto: © Günter Menzl Vorbilder aus Deutschland und der Schweiz Umweltbank Idee und Konzept der Umweltbank wurden 1994 von Horst P. Popp entwickelt. Bis Ende 1996 zeichneten neben 14 Gründungsgesellschaftern 733 Gesellschafter stille Betei- ligungen in Höhe von 6,4 Millionen Euro sowie 3.302 pri- vate Aktionäre ein Aktienkapital von 19,4 Millionen Euro. Heute ist die Umweltbank im Bereich der ethisch-ökolo- gischen Geldanlage etabliert und betreut rund 115.000 Kunden. Nach Kapitalerhöhung und Börsengang Mitte 2001 und zwölf Genussscheinemissionen weist die Umweltbank eine Eigenkapitalausstattung von rund 192 Millionen Euro aus. Ihre Bilanzsumme beträgt aktuell rund 2,6 Milliarden Euro. Die Umweltbank mit Sitz in Nürnberg beschäftigt derzeit 141 Mitarbeiter. Sie finanziert aus- schließlich umweltfreundliche Projekte und bietet im Ver- anlagungsbereich Nachhaltigkeitsfonds an. GLS Bank Die 1979 gegründete GLS Bank sieht sich als erste sozial- ökologische Universalbank der Welt und entstand aus einer privaten Initiative. Es handelt sich um eine Genos- senschaftsbank, die rund 37.000 Mitgliedern gehört. Neben ihrem Hauptsitz in Bochum verfügt die Bank über sechs Filialen. 519 Beschäftigte betreuen 188.000 Kun- den. Die Bilanzsumme der Bank liegt bei 3,6 Milliarden Euro. Die Bankkunden haben die Möglichkeit, über die Verwendung ihrer Geldanlage mitzubestimmen oder nur einen Teil der angebotenen Zinsen in Anspruch zu neh- men. Um höchstmögliche Transparenz zu erzielen, werden alle vergebenen Kredite sowie Eigenanlagen regelmäßig im eigenen Kundenmagazin veröffentlicht. Im Veranla- gungsbereich bietet man Beteiligungen an Wind- oder Solarparks und einen eigenen Nachhaltigkeitsfonds an. Freie Gemeinschaftsbank Basel Die 1984 gegründete Freie Gemeinschaftsbank mit Sitz in Basel ist eine Schweizer Anlage- und Kreditbank, deren Geschäftstätigkeit auf dem anthroposophischen Gedan- kengut basiert. Als nicht gewinnorientierte, genossen- schaftlich organisierte Bank bezweckt sie die „Förderung gemeinnütziger oder sonst der Allgemeinheit dienenden Initiativen durch Entgegennahme und Gewährung mög- lichst zinsgünstiger Gelder“. Die Freie Gemeinschaftsbank beschäftigt 21 Mitarbeiter und verfügte per Ende 2013 über eine Bilanzsumme von 251,3 Millionen Schweizer Franken. Insgesamt verwaltet die Bank derzeit 298,7 Mil- lionen Schweizer Franken (davon 30,3 Millionen Franken in Treuhanddarlehen). Die Eigenkapitalausstattung liegt bei 18 Millionen Franken. Im Veranlagungsbereich werden nur Sparkonten und Festgeld angeboten. Dr. Robert Moser, BfG: „Ich glaube, im Bereich der Filialen muss man heute sehr innovative Wege gehen.“

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