FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
bank & fonds I bankenranking Foto: © Alina Shilzhyavichyute | Dreamstime.com W ie sicher ist mein Geld bei meiner Bank? Seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 ist diese Frage für heimi- sche Bankkunden keineswegs nur akademi- scher Natur. 2008 verhinderte die Regierung nur mittels Zusage der unbegrenzten Einla- gensicherung das Schlimmste. Angesichts von Bankenhilfe, Notverstaatlichungen, der Krise in den Euro-Peripherie-Staaten und den Pro- blemen der heimischen Institute in Osteuropa steht das Vertrauen in die Bankenlandschaft jedoch weiterhin auf wackeligen Beinen. Das jemand auf die Idee kommt, in dieser Situa- tion ein Ranking zum Thema „Sicherheit der Banken“ zu erstellen, ist daher nicht unge- wöhnlich. Was nahe liegt, ist aber alles andere als einfach zu realisieren; versucht wurde es kürzlich dennoch. Initiator ist der Verein WienerWende, der in Zusammenarbeit mit Thomas Fuchs, dem ehemaligen Direktor der Raiffeisenbank Mittleres Unterinntal, die Bilanzkennzahlen des Jahres 2013 von 648 österreichischen Banken ausgewertet hat. Fuchs sammelt bereits seit Jahren die Bilanz- daten der heimischen Institute für den Förde- rungsverein der Primärbanken und erstellte nun gemeinsam mit Günter Robol, ehemali- ger Managing Partner bei PriceWaterhouse Austria und heute selbstständiger Wirtschafts- prüfer, die Kriterien des Rankings. Das Motiv des Vereins, der sich ausschließlich durch sei- ne Mitglieder finanziert und keine Unterstüt- zung von öffentlichen Stellen oder Inter- essengruppen bezieht, besteht darin, „das existenzielle Bedürfnis vieler Menschen nach möglichst objektiver Geld-Informa- tion zu befriedigen“ . Drei Kriterien Für das Ranking wurden drei Be- wertungskriterien definiert: Unabhän- gigkeit, Sicherheit und Ertragskraft. Die Unabhängigkeit wurde danach bemessen, inwieweit Kredite nicht aus Refinanzierungen, sondern aus dem eigenen Einlagenge- schäft heraus vergeben werden. Oder anders formuliert: Sind Einlagen und vergebenes Kredit- volumen im Gleichgewicht? Für das Kriterium Sicherheit hat man die „echten“ Eigenmittel (ohne Surrogat-, Nachrang-, Er- gänzungskapital) herangezogen und für die Ertragskraft schließlich das EGT plus Körper- schaftsteuerleistung, da es laut Fuchs auch Banken gibt, die viel Gewinn machen, aber wenig Steuern zahlen. Der Zinsertrag wurde dabei höher gewichtet – da er laut Fuchs nachhaltiger ist als Erträge aus Provisionsge- schäften. Der Verein betont, dass es sich bei seiner Analyse um kein Rating handelt. Man habe nichts beurteilt, sondern lediglich bestimmte Kriterien als Maßstab herangezogen, Fuchs dazu: „Wenn man das tut, kommt am Ende eben dieses Ergebnis heraus.“ In vielen hei- mischen Banken ist man über diese Herange- hensweise allerdings nicht wirklich glücklich. Zwar wollte sich kaum jemand offiziell zu der Reihung äußern, hinter vorgehaltener Hand erklären einige Banker allerdings, dass in dem Ranking Äpfel mit Birnen verglichen werden. In Frage gestellt wird etwa, wie sinnvoll es ist, Großbanken, Privatbanken und Genossen- schaftsbanken, aber auch Wohnbaubanken und Bausparkassen in einen Topf zu werfen. Größere Häuser kritisieren auch, das Ranking suggeriere, dass kleine Institute sicherer seien. So meint etwa ein Manager einer Großbank, der namentlich allerdings nicht genannt wer- den will: „Eine kleine Bank in einer struktur- schwachen Region als sicherer darzustellen als eine landesweit agierende Großbank, die eine ganz andere Risikostreuung hat, ist irreführend. Im Ertragsbereich muss man auch festhalten, dass Großbanken viel Geschäft mit Firmenkunden und Großkunden haben, und dort ist die Gewinnspanne viel kleiner, diese Tatsache verzerrt natürlich das Bild. Zudem kommen auf die Banken durch regulatorische Veränderungen, aber auch durch die Verlagerung des Geschäfts in den Onlinebereich und die abnehmende Rentabi- lität von Filialen deutliche Herausforderungen zu, auf die Großbanken vermutlich besser rea- gieren können. Des Weiteren wird in diesem Ranking die Unabhängigkeit ausschließlich über die Loan-Deposit Ratio definiert. Natür- lich ist eine ausgeglichene Loan-Deposit Ratio eine gute Sache, allerdings ist sie nicht allum- fassend aussagekräftig. Eine Großbank kann schließlich ganz andere Funding-Quellen er- schließen und verfügt auch generell über ei- nen anderen Zugang zu Geld- und Kapital- märkten.“ Ein Banker aus einer größeren Pri- vatbank sieht die Sache nicht ganz so kritisch, merkt aber dennoch an: „Die Grundidee ist nicht schlecht. Grundsätzlich sind die Kenn- zahlen, die herangezogen werden, ja richtig, allerdings sind die Geschäftsmodelle der Ban- ken zu unterschiedlich. So ist etwa die S-Bau- sparkasse ein Institut, das sich überhaupt nicht über den Kapitalmarkt, sondern ausschließlich über die Einlagen refinanziert. Logischerweise liegt dieses Institut dann im Bereich Unabhän- gigkeit ganz vorn, trotzdem ist das Geschäfts- modell einer Bausparkasse nicht mit jenen von Großbanken oder Privatbanken vergleich- bar.“ Mehr Tiefgang notwendig Generell wird die Konzentration auf weni- gen Kennzahlen als problematisch angesehen, eine typische Aussage dazu: „Man müsste das gesamte Geschäftsmodell der Bank analy- sieren und dann jene Banken miteinander vergleichen, die auch tatsächlich mit- einander vergleichbar sind. Für ein wirklich fundiertes Bild müsste man deutlich stärker in die Tiefe gehen und mehr Kennzahlen analysieren.“ Fuchs ist sich natürlich darüber im Klaren, dass man das Ranking noch verbessern kann: „Wir haben nach der Veröffentlichung des Rankings sehr viel Erstmals wurden unsere Banken nach Sicherheit und Ertragskraft gereiht. Obwohl der Erstvergleich Schwächen aufweist, dürfte das Projekt an Bedeutung gewinnen. Bei einem Vergleich der gesamten öster- reichischen Bankenlandschaft läuft man schnell Gefahr, Äpfel mit Birnen zu ver- gleichen. Hinkender Vergleich mit Zukunft 198 www.fondsprofessionell.at | 1/2015
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