FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
163 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Fällen auch unter der Nulllinie machen klassische Sparformen zunehmend unat- traktiv, und wer für die Zukunft vorsorgen und sein angespartes Kapital langfristig vor Inflation schützen möchte, kommt an Fonds eben nicht vorbei. Die Anbieter werden nicht müde, Sparer darauf aufmerksam zu machen, und zum ersten Mal seit Langem scheinen sie hierzulande auch auf offene Ohren zu stoßen. Pioneer-Vorstand Hannes Roubik: „An- leger suchen im Niedrigzinsumfeld Mög- lichkeiten für attraktive Erträge. Dabei braucht man professionelles Fondsmanage- ment, um Chancen an den Kapitalmärken zu nützen.“ Rainer Schnabl, Geschäfts- führer der Raiffeisen KAG, glaubt, dass es die Kombination aus Ertragspotenzial und Transparenz ist, die Anleger wieder zum Fonds greifen lässt: „Die Kunden sehen, dass unsere Produkte in einer mittel- bis langfristigen Betrachtung vernünftige Er- träge erwirtschaften. Vor allem aber sind es aus meiner Sicht die Transparenz und die Flexibilität der Investmentfonds, die die Kunden überzeugen. Wir müssen das nur stärker in den Fokus rücken.“ Für Thomas Schaufler, er ist als Mitglied des Vorstandes für den Retail-Kundenvertrieb der Erste Asset Management verantwortlich, ist Risi- komanagement der Schlüssel: „Nach wie vor sind Anleger eher vorsichtig und ent- scheiden sich für Fonds mit kalkulierbarem Risiko.“ Flexibilität, Transparenz und attraktive Erträge – Fonds, die alles unter einen Hut bekommen und Risiken behutsam mana- gen, werden für gewöhnlich favorisiert. Ein Blick in die Statistikdetails bestätigt diese These: Die Daten zeigen, dass in keine andere Fondskategorie so hohe Summen investiert werden wie in Mischfonds. Und auch die Liste der absatzstärksten Fonds heimischer KAGs (Seite 164) wird von Fondsmanagern dominiert, die flexibel in unterschiedliche Anlageklassen veranlagen können. Mit der Produktpalette You Invest bietet Branchenprimus Erste-Sparinvest seit 2013 eines der erfolgsreichsten Veran- lagungskonzepte in diesem Bereich an. Die Risikostrategien „solid“ und „balanced“ haben im vergangenen Jahr in Summe mehr als 440 Millionen Euro an frischem Kapital eingesammelt und spielen damit im Bankenvertrieb eine bedeutende Rolle. Eine ältere, aber noch immer erfolgreiche Investmentlösung bietet Raiffeisen mit dem 1998 aufgelegten Raiffeisenfonds Sicher- heit, er kann auf ein Plus von rund 206 Millionen Euro verweisen. Immerhin 132,5 Millionen gewann der Komfort Invest traditionell von Pioneer hinzu. Ausweg „High Yield“ Einer ungebrochen hohen Popularität er- freuen sich auch die Anbieter vonAnleihen- fonds. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Dank der ständigen Zinssenkungen waren ihre Renditen über einen langen Zeitraum hinweg äußerst attraktiv. Ein Fonds wie der VB Mündel-Rent A, der in mündelsichere österreichische Staatsanleihen investiert, hat über die letzten fünf Jahre eine annuali- sierte Rendite von mehr als sechs Prozent gebracht, und das praktisch ohne Volatilität. Die Ertragsaussichten im festverzinslichen Bereich werden aber zunehmend zu einem Problem, und das bewegt auch Anleihen- investoren, Kompromisse hinsichtlich des Risikos einzugehen, wie man an der hohen Nachfrage nach dem Bawag PSK Global High Yield Bonds Kurz gut erkennen kann. Der Fonds, der in Anleihen unterschied- licher Bonität mit einer Duration bis zu drei Jahren investiert, wurde erst im Februar aufgelegt, avancierte jedoch auf Anhieb zum Bestseller am österreichischen Invest- mentfondsmarkt. In den darauffolgenden zehneinhalb Monaten gingen Anteile im Volumen von 300 Millionen Euro über Schalter der Bawag PSK. „Nachfrage und Angebot haben sich ideal gefunden“, erklärt Susanne Rath, Leiterin Produktmanage- ment Einlagen und Investment, die Erfolgs- formel. Der Fonds ist laut Factsheet der Risikostufe „mittel“ zuzurechnen, und in diesen Bereich passte auch die Mehrheit der Kunden, so Rath. Primär wird also in Misch- undAnleihen- fonds investiert. Aktienfonds bleiben laut Statistik Ladenhüter. Die Tatsache, dass Monat für Monat Fondsgelder in Millionen- höhe umgeschichtet werden, lässt auf eine gewisse Marktnervosität schließen. Investo- ren fürchten, dass es nach der jahrelangen Hausse früher oder später zu einem grö- ßeren Kursrückschlag kommen wird, und reduzieren daher systematisch ihr Engage- ment. Immerhin ein Fonds hat es trotz der allgemeinen Negativstimmung in Bezug auf die Kategorie in die Top Ten der meist- verkauften Fonds geschafft: der Pioneer Funds – European Equity Target Income. Dass es sich dabei um ein Produkt handelt, das nach überdurchschnittlichen Dividen- denaussichten im Markt Ausschau hält und regelmäßig ein paar Prozent ausschüttet, ist symptomatisch für die Suche der Sparer nach Zinsalternativen. Mehr als 200 Millio- nen Euro hat der Dividendenfonds Pioneer an Nettomittelzuflüssen 2014 eingebracht. Ein gefragtes Konzept hat auch die 3 Banken-Generali Investment im Programm. Der 3 Banken Value Aktienstrategie inves- tiert weltweit in attraktiv bewertete Aktien und bietet die Möglichkeit, das Risiko bei Bedarf zu reduzieren. „Das ist genau das, was der Anleger braucht: Aktien – weil die Zinserträge nicht mehr attraktiv sind –, aber Susanne Rath, Bawag PSK Invest: „Nachfrage und Angebot haben sich ideal gefunden.“ Alois Wögerbauer, 3 Banken-Generali Investment: „Flexible Quoten statt sturem ‚Long only‘.“
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