FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
162 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 vertrieb & praxis I fondsabsatz Foto: © Pioneer Investments, Erste Bank, Raiffeisen Capital Management, Bawag PSK Invest, 3 Banken-Generali Investment D ie schlechte Nachricht: Die Liste der Risikofaktoren für Kapitalanleger ist auch im Jahr 2015 nicht kurz: Bür- gerkrieg in der Ukraine, der Terror im Nahen Osten, Probleme in aufstrebenen Ländern wie Brasilien, die weiter schwe- lende Eurokrise und eine viel zu hohe Staatsverschuldung in praktisch allen west- lichen Volkswirtschaften. So betrachtet, kann man das Ende einer anderen Krise – nämlich der Fondsabsatzkrise der öster- reichischen Kapitalanlagegesellschaften – fast schon als kleines Wunder bezeichnen. Erste-Sparinvest, Raiffeisen und Co. konn- ten im Vorjahr mehr als vier Milliarden Euro einsammeln. Rund 55 Millionen kom- men noch dazu, wenn man auch Im- mobilieninvestmentfonds berücksichtigt. Ähnliche Absatzerfolge liegen schon ge- raume Zeit zurück. Besonders erfreulich ist daran, dass nicht mehr nur professionelle Investoren Fonds kaufen, sondern endlich auch Privatkunden in nennenswerter Zahl einsteigen. Eine statistische Rückblende: Der öster- reichische Fonds ist zu Beginn der Nuller- jahre eine erste Erfolgsgeschichte. Zwi- schen 2001 und 2006 erzielen die KAGs Nettomittelzuflüsse in Höhe von 62,5 Mil- liarden Euro, ihr verwaltetes Vermögen ver- doppelt sich beinahe – auf einen bis heute unerreichten Rekordwert von 167,3 Mil- liarden Euro. Das Blatt wendet sich im Sommer 2007, als in den USA die ersten Hypothekenfinanzierer pleite gehen und die Folgen langsam auch am europäischen Kontinent spürbar werden. Hiesige Fonds- anleger reagieren prompt und reduzieren ihre Depotbestände bis Ende Dezember um 2,9 Milliarden Euro. Das kumulierte Fonds- volumen bricht binnen weniger Monate um 25 Prozent ein. Die Finanzkrise hat die heimische Fondsindustrie zu diesem Zeit- punkt voll erfasst und setzt ihr auch in den darauffolgenden Jahren noch schwer zu. Bis Ende 2013 summieren sich die Netto- mittelabflüsse auf 22 Milliarden Euro. 20,5 Milliarden sind Publikumsfonds zuzurech- nen – soweit die Statistik der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften. Krise der Inländer Nicht nur das Ausmaß der Fondsabsatz- krise ist bemerkenswert, sondern auch die Tatsache, dass es primär eine Krise der inländischen Anbieter war. Ausländische Fondsgesellschaften konnten ihre Bestände am österreichischen Markt während dieser Phase sogar erhöhen, wie Daten der Natio- nalbank belegen. Und auch international sucht die Krise ihresgleichen. In den USA hat sich der Investmentfondsmarkt, wenn man Geldmarktfonds einmal unberücksich- tigt lässt, schnell wieder vom Schock der geplatzten Immobilienblase erholen kön- nen. In der gesamteuropäischen Statistik waren nur 2008 Nettomittelabflüsse zu beobachten, und in Deutschland wurden jüngst wieder Höchststände bei Volumen und Neugeschäft gemessen. Das Hauptar- gument pro Fondsinvestments gilt immer und überall: Zinsen nahe oder in einigen Nach einer langen Durststrecke nimmt die Popularität von Investmentfonds auch beim Privatanlegerpublikum wieder zu. Endlich Neugeschäft Mag. Hannes Roubik, Pioneer Investments Austria: „Anleger su- chen im Niedrigzins- umfeld Möglichkeiten für attraktive Erträge.“ Thomas Schaufler, Erste Asset Management: „Nach wie vor sind Anleger eher vorsichtig und entscheiden sich für Fonds mit kalkulier- barem Risiko.“ Rainer Schnabl, Raiffeisen Capital Management: „Die Kunden sehen, dass unsere Produkte in einer mittel- bis lang- fristigen Betrachtung vernünftige Erträge erwirtschaften.“
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