FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

140 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 rung ohne Garantiezins vor. „Es ist Zeit, die Lebensversicherung neu zu denken und dem Kunden mehr Möglichkeiten zu ge- ben, Absicherung mit fairen Kosten zu kombinieren“, erklärte Peter Eichler, Vor- stand Uniqa Österreich und Raiffeisen Versicherung, anlässlich der Präsentation der Lebensversicherung „Klassik neu“. Die Uniqa erwartet, dass der Garantiezinssatz ab 2016 angesichts des niedrigen Zinsum- feldes weiter auf 1,25 Prozent zurückge- nommen wird. Mit dem neuen Produkt will man nun dieser Entwicklung, aber auch der Kritik an der Lebensversicherung begegnen. So erklärt der Raiffeisen-Versi- cherung-Vorstandsvorsitzende Klaus Peka- rek weiter: „Seit klar war, dass die Finanz- marktaufsicht den Rechnungszins weiter absenken wird, haben wir uns die Frage gestellt, was ein Rechnungszins von 1,5 Prozent für den Kunden überhaupt noch wert ist. Denn im Schnitt wird ein Kunde dann etwa 24 Jahre benötigen, um das einbezahlte Kapital wieder garantiert her- auszubekommen.“ Rechnungszins ist null Bei der „Klassik neu“ wird künftig die gesamte Nettoprämie, also die Einzahlung ab- züglich der vierprozentigen Versicherungsteu- er, veranlagt. Der Rechnungszins für das Ba- sisprodukt ist null. Die Rendite besteht aus der Gewinnbeteiligung, die so wie bisher im Dek- kungsstock erzielt wird, abzüglich Abschluss- und Verwaltungskosten. Bisher wurden die Kosten von der Nettoprämie abgezogen, so- dass weniger „Sparprämie“ zur Veranlagung kam. Veranlagen will man normal im klassischen Deckungsstock. Die Kosten lägen bei der heu- tigen Gesamtverzinsung von rund drei Pro- zent bei rund 1,58 Prozent. Sie sind nach unten mit einem und mit zwei Prozent nach oben gedeckelt. Ins- gesamt dürften die Kosten wohl nicht „Eckhäuser“ niedriger sein, abhängig aber jeweils von der Laufzeit. Bei 25 Jahren beispiels- weise ist laut Uniqa mit einer ähn- lich hohen Kostenbelastung zu rechnen, bei 15 Jahren mit rund fünf Prozent weniger. Die Kapital- garantie laufe ab dem ersten Tag, so Eichler. Was dem Kunden ein- mal als Gewinnbeteiligung gutge- schrieben wurde, könne ihm nicht mehr weggenommen werden. Für den Vertrieb stellt sich das neue Pro- dukt auf der Verdienstseite allerdings deutlich unattraktiver dar, da die Abschlusskosten künftig über die gesamte Laufzeit verteilt wer- den und nicht mehr so wie bisher über die ersten fünf Jahre. Was für den Vertrieb wenig erfreulich ist, stellt sowohl für die Versiche- rung als auch für Kunden einen Vorteil dar. Der Versicherer ist damit die Stornoproble- matik los: Wird der Vertrag vorzeitig beendet, fällt nur die bis dahin angefallene Provision an. Aus Kundensicht bewirkt die neue Lö- sung, dass die Rückkaufswerte nun von Be- ginn an höher sind und immer im Bereich der eingezahlten Nettoprämie liegen. Ein- und Auszahlungen sind während der gesamten Laufzeit flexibel und können somit den ver- schiedenen Lebensphasen entsprechend kostenfrei gestaltet werden: eine Teilent- nahme beispielsweise für kleinere Anschaf- fungen, eine befristete Beitragsfreistellung während des Studiums oder eine Auf- stockung nach einer Gehaltserhöhung. Zu- dem gibt es weitere Zusatzbausteine, etwa die Sicherung der aktuellen Sterbetafeln oder des aktuellen Garantiezinssatzes. Mitbewerb wartet ab Während die Uniqa nun erstmal abwar- ten muss, ob sich das neue Produkt auch im Vertrieb durchsetzen wird, lässt man sich bei der Konkurrenz offensichtlich noch Zeit und beobachtet das Geschehen. Zwar erklärten einige Unternehmen auf Anfrage, dass man sich durchaus mit dem Thema beschäftige, Genaueres wollte man allerdings noch nicht preisgeben. Gute Nachricht Obwohl also die aktuelle Lage entmuti- gend bis ungewiss ist, dürfen Versicherer die Gesamtsituation nicht aus den Augen ver- lieren, denn sie sind ja nicht die Einzigen, die keine hohen Renditen anbieten können. Eine aktuelle Studie der msg-life-Gruppe – ein weltweit tätiger Anbieter von Software, Bera- tung und SaaS-Lösungen für Lebensversiche- rungen – kommt sogar zu dem Schluss, dass die in der EU herrschenden Rahmenbedingun- gen auch oder gerade in der Niedrigzinsphase für Lebensversicherer erhebliches Geschäfts- potenzial bieten. „Dieses kann durch innova- tive, an lokale Gegebenheiten angepasste Pro- dukte gehoben werden“, betont Klaus Hermet- schläger, Geschäftsführer bei msg life Austria. Den heimischen Versicherungen empfehlen die Studienautoren, einen Blick nach Deutsch- land zu werfen, wo Produkte, die eine tra- ditionelle Investitionsgarantie in abgeschwächter Form anbieten, bereits stärker vertreten sind. Die Autoren gehen auch davon aus, dass die fondsgebundene Lebens- versicherung in Zukunft wieder stärker in den Fokus rücken wird. Zum einen liegt dies an den höhe- ren Kapitalanforderungen von Sol- vency II, die die Attraktivität von Produkten mit Investmentgarantie weiter einschränken, und zum anderen an den aktuell deutlich positiverenAussichten an den Bör- sen und am weiterhin niedrigen Zinsniveau. GEORG PANKL | FP fonds & versicherung I lebensversicherung Foto: © Günter Menzl UNIQA-Österreich-Vorstand Peter Eichler: „Es ist Zeit, die Lebens- versicherung neu zu denken.“ Uniqa Klassische LV neu Erlebensleistung Pension oder Kapitalauszahlung Aufstockungen und Zuzahlungen Maximal Verdoppelung der vereinbarten Prämiensumme Entnahmen • Mindestentnahme: 1.000 Euro • 1.000 Euro müssen im Vertrag verbleiben Rückkaufswerte Einbezahlte Prämien abzgl. 4 % Versicherungsteuer (Nettoprämien) plus zugewiesene Gewinnbeteiligung Eintrittsalter versicherte Person 0 bis 75 Jahre Laufzeit und 10 bis 65 Jahre – Höchstendalter 90 Jahre Prämienzahlungsdauer Abgekürzte Prämienzahlungsdauer: Mindestlaufzeit: 15 Jahre Mindestprämienzahlungsdauer: 5 Jahre Mindestjahresprämie • Bis Alter 25 Jahre: 300 Euro Versicherungsnehmer • Ab Alter 25 Jahre: 600 Euro Unterjährigkeitszuschlag Nein Gesundheitsfragen und Fragen Nein zu Sondergefahren/Sport

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