FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

fonds & versicherung I oliver brüß | dialog 132 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 Foto: © Günter Menzl E iner der ersten Versicherer, die hier- zulande das Thema biometrische Risi- ken in den Vordergrund ihrer Vertriebs- aktivitäten stellten, war die zur Generali Grup- pe gehörende Dialog Lebensversicherungs- AG. Die 1972 gegründete Versicherung ist seit 2003 in Österreich aktiv und konnte im Jahr 2013 das bisher beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielen. Ein nicht unwesentlicher Beitrag zu diesem Ergebnis kommt dabei aus Österreich. Im Interview erklärt Oliver Brüß, neuer Sprecher des Vorstands der Dialog Lebensversicherung, welchen Stel- lenwert der österreichische Markt für sein Haus hat, wo er die Unterschiede zwi- schen Österreich und Deutschland sieht und wo uns die Regulierung noch hinbrin- gen wird. Herr Brüß, Sie sind seit Ende des vergangenen Jahres der neue Vor- standssprecher der Dialog Lebens- versicherung in Deutschland. Konn- ten Sie sich bereits ein Bild vom österreichischen Markt machen, und wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen den beiden Märkten? Oliver Brüß: Man merkt schon, dass etwa die Vertriebspartner in Österreich in einigen Bereichen anders aufgestellt sind als in Deutschland. Zudem muss man sagen, dass das Thema Transparenz in Deutschland einen anderen Stellenwert hat. Im Bereich der Pro- dukttransparenz legen die deutschen Vertriebs- partner viel mehr Wert auf Vergleichsplattfor- men und Ratings und geben auch Geld dafür aus. In Österreich gibt es diese Vergleichsplatt- formen nicht, und die Makler wollen in der Regel auch kein Geld für eine entsprechende Software ausgeben. Insofern spielen in Öster- reich die persönliche Betreuung und die Prä- senz vor Ort eine wesentlich wichtigere Rolle. Woran liegt es, dass in Deutschland mehr Transparenz vorhanden ist? In Deutschland kommt der Transparenzdruck viel stärker von den Vertriebspartnern, darum sind die Vergleichsportale ja erst entstanden. Als Versicherung muss man sich natürlich die Frage stellen, warum man sich einem solchen Wettbewerb stellen sollte, wenn es vom Kun- den beziehungsweise vom Vertriebspartner gar nicht gefordert wird. Denn am Ende des Tages führt Transparenz natürlich dazu, dass Druck auf die Margen und die Preise entsteht. Ist dieser Stein allerdings einmal ins Rollen gekommen, hat man als Produktgeber keine Chance mehr, wenn man nicht in den Verglei- chen aufscheint. Bei uns in Augsburg haben wir einen eigenen Produktmanagementbe- reich, der sich mit Ratings und Rankings aus- einandersetzt. Die zuständigen Manager sind bereits in die Produktentwicklung involviert, um von vornherein zu wissen, wie wir in den Rankings abschneiden würden. Ein Produkt kommt also gar nicht auf den Markt, wenn man nicht oben mit dabei ist? Genau, wenn man etwa mit seiner Berufsun- fähigkeitsversicherung bei Morgan & Morgan oder bei Franke und Bornberg nicht ganz oben im Ranking dabei ist, macht das im Maklermarkt keinen Sinn. Inwieweit wird sich die Regulierung auf das Transparenzthema auswirken? Treiber werden zwei Dinge sein: Zum einen werden die Kunden immer informierter, und daher steigt das Interesse an Transparenz. Zum anderen wird das Thema Verbraucher- schutz über die Regulierung sehr stark ange- trieben. Die EU-Vertriebsrichtlinie für Versicherungen IDD beziehungsweise ehemals IMD 2 wird hier sicherlich das ihre dazu beitragen. Während andere Lebensversicherungen mit dem Niedrigzinsumfeld zu kämpfen haben, müsste sich die Dialog doch in einer ganz komfortablen Situation befinden, schließlich müssen Sie keine kapitalbildenden Produkte verkaufen. Wir zählen zu den solventesten Versiche- rungen. Wenn Solvency II im Jahr 2016 kommt, wird das noch transparenter. Dabei spielt uns natürlich in die Hände, dass wir keine Altlasten aus dem Bereich der kapitalbildenden Lebensversicherun- gen haben. Sich auf den Bereich der biometrischen Risiken zu konzentrieren war offensicht- lich die richtige Entscheidung. 2013 war das beste Jahr in der Unternehmens- geschichte, welche Rolle spielte dabei das Österreich-Geschäft? Die Bedeutung Österreichs wächst stetig. Mittlerweile sind wir bei einem Niveau von 40 Prozent der Beitragseinnahmen des Neu- geschäfts, die wir in Österreich generieren. Unser Kerngeschäft ist auch hier die Risiko- lebensversicherung. Was zunehmend an Be- deutung gewinnt, in Österreich allerdings eher langsam wächst, ist das Thema Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsabsicherung, also die Ab- sicherung der Arbeitskraft. Dieser Bereich macht 15 Prozent des Neugeschäfts aus. Bei- Oliver Brüß ist seit Ende 2014 neuer Sprecher des Vorstands der Dialog Lebensversicherungs-AG. Im Interview erklärt der Vorstand des Spezialversicherers für biometrische Risiken, welchen Stellenwert der österreichische Markt für das Unternehmen hat und wie die Zukunft des Versicherungsvertriebs aussieht. » Wenn Solvency II im Jahr 2016 kommt, werden wir mit zu den solventesten Versicherungen in Deutschland zählen. « Oliver Brüß, Dialog Lebensversicherung „Wir machen keinen Wettbew

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