FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
W enn sich Produktanbieter an Ver- triebsgesellschaften beteiligen, wirft das selten ein gutes Licht auf Letz- tere, oftmals ist es allerdings für das Über- leben der Firmen notwendig. So geschehen bei etlichen großen Vertrieben in Deutschland wie AWD (heute Swiss Life Select), BCA oder auch Efonds. Für die Vertriebe wird es dadurch schwierig, ihre Unabhängigkeit in der Produktauswahl weiterhin glaubwürdig zu vermitteln. Noch schlechter ist es allerdings, wenn man über die neuen Teilhaber nicht of- fen spricht. Dann läuft man nämlich Gefahr, dass sich die Vertriebspartner hintergangen fühlen, weil sie über den in solchen Konstel- lationen nur schwer vermeidbaren Interessen- konflikt nicht informiert wurden. Bei der WM Maierhofer AG ist genau die- ser Fall eingetreten. Der vom Ex-MPC-Öster- reich-Vorstand Peter Maierhofer gegründete Spezialvertrieb für geschlossene Fonds ver- kaufte im zweiten Halbjahr 2013 ein Viertel seiner Firmenanteile still und heimlich an die Conquistador Invest GmbH. Bemerkenswert ist daran, dass mit Malte Hartwieg ein umstrittener Akteur des grauen Kapi- talmarktes hinter dieser Firma steht. Hartwieg gründete in den vergangenen Jahren in Deutschland etliche Emis- sionshäuser und beschäftigt mindestens seit Herbst 2013 die Staatsanwalt- schaft München, die Betrugsvorwürfe gegen Hartwieg untersucht. Gegenüber FONDS professionell verteidigt Maierhofer den Ver- kauf der Firmenanteile an den Deutschen: „Als die Transaktion stattfand, gab es keine negativen Berichte über Herrn Hartwieg.“ Das wäre eine Entschul- digung, stimmt aber nicht ganz, denn Hartwieg stand zum Zeitpunkt des Deals bereits in der Kritik. Schon damals befanden sich die Publikumsfonds seiner Emissionshäuser Self- made Capital und New Capital Invest in Schieflage, und das wusste Maierhofer auch. Der Inhaber der WM Maierhofer AG nahm die Kritik allerdings nicht ernst, weil die Vor- würfe gegen Hartwieg nicht bewiesen und seiner Meinung nach unbegründet waren. Da- bei könnte auch der Wunsch Vater des Gedan- kens gewesen sein, denn Maierhofer hatte Hartwiegs Genussrechtsangebot fast zeitgleich „exklusiv“ nach Österreich gebracht. WM AG importiert Hartwieg Im Jahr 2010 grün- dete Hartwieg in München das Emissionshaus Euro Grundin- vest, das geschlossene Immobilienfonds und Genussrechte für die Euro Grundinvest AG auflegte. Im November 2013 präsentierte Maierhofer eine Genussrechtsemission von Hartwiegs Euro-Grundinvest-Gruppe als „exklusives Angebot für Österreich“. Das An- legerkapital sollte in die Finanzierung von Immobilienprojekten von Euro Grundinvest fließen. In den Verkaufsunterlagen war von Wohnimmobilien in der bayerischen Landes- hauptstadt und ihrem Umland die Rede. Das Pikante daran: In den Zeitraum des Vertriebs- starts für das Euro-Grundinvest-Angebot in Österreich fällt die Beteiligung des Euro- Grundinvest-Eigentümers Hartwieg an der WM AG. In den Verkaufsunterlagen wurde auf diesen Umstand allerdings nicht hingewie- sen. Dass das nicht unproblematisch ist, zeigt die aktuelle Rechtsprechung zur Berater- haftung. Die Verkaufsunterlagen und Be- rater müssen die Kunden vollständig und richtig über alle Umstände aufklären, die für eine Anlageentscheidung wesentlich sind. Dazu gehört auch der Interessen- konflikt, der sich aus der Beteiligung eines Anbieters an seinem Vertrieb ergibt. Als Motiv für den Verkauf an Hart- wieg nennt Maierhofer den kurzfristigen Kapitalbedarf für ein anderes Produkt. Es ging um den „Neue Energie Sachwert Fund“, den Maierhofer im Jahr 2012 initiiert hat. Der liechtensteinische Investmentfonds investiert in geschlossene Fonds mit den Anlagethemen „Clean Tech“ und „Erneuerbare Energien“, wird von Caiac gemanagt und von der WM AG beraten. Ende 2013 wollte ein Investor mit Anteilen in der Höhe von 500.000 Euro aus dem Fonds aussteigen. Da die Liquidi- tät des insgesamt nur rund zwei Millionen Euro großen Fonds nicht reichte, musste Maierhofer Kapital auftreiben. „Die Alter- native wäre gewesen, den Fonds zu liqui- dieren. Das wollte ich aber nicht“, sagt der Beteiligungsspezialist. Hartwieg wiederum wollte keinen Provisionsvorschuss auf den Vertrieb des österreichischen Genussrechts bezahlen, sondern die Gunst der Stunde nutzen und sich direkt an der WM AG be- teiligen. Heute würde Maierhofer dieses Geschäft am liebsten rückgängig machen, Ing. Peter Maierhofer, Vor- stand der WM Maierhofer AG, hat seit Ende 2013 einen neuen Mitgesellschafter. Mit 25 Prozent eingestiegen ist der umstrittene Vertriebs- und Fondsma- nager Malte Hartwieg. 120 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 sachwerte I wm ag Foto: © Marlene Fröhlich, Archiv Wenn sich ein Produktanbieter an einem Vertrieb beteiligt, kann schnell eine schiefe Optik enstehen. Das geschah bei der WM AG in Wien. Interessen konflikt
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