FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

119 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 zahlungsverpflichtungen bis 20. Jänner die- ses Jahres um 63 Prozent auf 9,3 Millionen Euro. Das Problem dabei ist, dass sich der Wert der Tilgungsträger zu diesem Zeit- punkt nur auf rund 1,1 Millionen Euro be- lief. Dass die Schweizer Notenbank im Jänner ihre feste Kursbindung an den Euro aufgegeben hat, ist keine Erklärung für das schlechte Kreditmanagement von PFS. Denn schon im vergangenen Oktober war die Immobilie mit zwei Millionen Euro Schulden mehr belastet als ursprünglich Kredite aufgenommen worden waren, be- klagten mehrere Anleger gegenüber FONDS professionell. Rechtsanwalt Peter Zöchbauer erklärte im Namen von PFS, dass zurzeit bei elf Investorengemeinschaftenschaften Fran- kenkredite laufen; der Fremdwährungsan- teil betrage 15 Prozent des gesamten Finan- zierungsvolumens. „In keinen Fällen gibt es in Bezug auf den Fremdwährungsanteil Friktionen zwischen den finanzierenden Banken und meiner Mandantin“, teilte Zöchbauer schriftlich mit. Gleichwohl wenden sich die Banken fall- weise auch direkt an die Anleger. Ein Beispiel ist die Continental Invest I KG (Objekt Sech- tergasse): Im August 2011 bringt die Volks- bank Wien ihren Brief an PFS den Anlegern direkt zur Kenntnis. Thema ist unter anderem die aus dem Ruder gelaufene Franken-Finan- zierung. Im Juni 2012 schreibt die Kanzlei Neudorfer Rechtsanwälte im Namen der Bank, weil mit PFS „keine Einigung erzielt werden konnte“. Schließlich wird der Schwei- zer-Franken-Kredit im Juli 2013 auf Drängen der Bank in Euro konvertiert. Dabei realisierte die Gesellschaft einen Währungsverlust in Höhe von mehr als einer Million Euro. Anleger wehren sich Mittlerweile haben viele Anleger Strafan- zeigen gegen die Verantwortlichen von PFS gestellt. Die Ermittlungen der Staatsanwalt- schaft werden dadurch jedoch nicht beschleu- nigt. PFS geht mit den Untersuchungen der Ermittlungsbehörden relativ offen um. Gegen- über FONDS professionell erklärte Anwalt Zöchbauer: „Im laufenden Verfahren wurden mittlerweile wesentliche Punkte aufgeklärt. Da das Verfahren aber noch nicht zur Gänze abgeschlossen ist, wird dazu keine Stellung- nahme abgeben.“ Die Staatsanwaltschaft bestätigte die laufenden Ermittlungen und sagte: „Ein Ende ist aus heutiger Sicht nicht abschätzbar.“ Das Strafverfahren löst allerdings die Un- stimmigkeiten nicht auf, die inzwischen in ei- nigen Gemeinschaften zwischen Investoren und PFS herrschen. Deshalb laufen in einigen Projekten Bemühungen, PFS als Geschäfts- führer und Verwalter der Immobilien abzulö- sen, so wie in der MEG Peilsteinerstraße im März 2014 geschehen. In der Anlegergesell- schaft PFS Real Estate wurde auf der Ver- sammlung am 11. Februar 2015 über die Abberufung der Geschäftsführung und des Treuhänders abgestimmt. Die Ergebnisse wa- ren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass sich in dieser Ge- sellschaft, in der rund 200 Investoren Geld an- gelegt haben, größerer Widerstand formiert. Hinter der Gruppe „Besorgte Miteigentümer“ stehen zig Anleger, die unter anderem mit Un- terstützung des oberösterreichischen Rechts- anwalts Michael Poduschka gegen PFS vor- gehen. Der Jurist wollte sich auf Anfrage von FONDS professionell allerdings weder zum Fall noch zu seinen Plänen äußern. Die Anleger sind vorsichtig; einige sind ein- geschüchtert von PFS (Anleger-O-Ton: „Herr Penkner ist sehr wortgewaltig und in Ver- sammlungen den anwesenden Anlegern immer überlegen“), andere haben Angst, dass ihnen das Finanzamt rückwirkend die Steuer- vorteile aberkennt und sie zur Nachzahlung von Steuern auffordert. Die Finanzämter prü- fen bereits vereinzelt Projekte und laden die Anleger vor, berichtet einer, der schon befragt wurde. Trotzdem soll PFS in den kommenden Monaten in mindestens zwei Miteigentümergemeinschaften als Ge- schäftsführer abgewählt werden. Unabhän- gig davon haben viele Anleger der PFS die Handlungsvollmachten entzogen. Notverkauf Bei einigen Projekten stehen die Zeichen auf Abschied von der Immobilie. Die Mit- eigentümergemeinschaft „Stifterstraße 31“ hat bereits im Jahr 2013 den Verkauf der Immobilie beschlossen. Dabei wurden die Fremdwährungskredite in Franken und Yen konvertiert. Auch die Immobilie in der Klimschgasse 19–21 soll in den kommen- den Monaten veräußert werden. Beide Anlegergemeinschaften leiden unter hefti- gen Verlusten aus Optionsgeschäften, die von der finanzierenden Bank im Auftrag von PFS durchgeführt wurden. Es handelt sich dabei um Transaktionen der Raiff- eisenlandesbank NÖ-Wien zur Absiche- rung der Kredite. Der Streit über den Ausgleich der Verluste ging vor Gericht und schließlich für die Anleger verloren. Die Bank fordert von den Anlegergemeinschaften hohe Beträge: In der Stifterstraße sind es beispiels- weise rund 780.000 Euro und in der Klimsch- gasse rund 600.000 Euro. PFS steuert den Vergleichen etwas unter der Voraussetzung bei, dass die Anleger auf mög- liche Ansprüche gegen PFS-Gesellschaften verzichten. Deshalb hat eine Anlegerin Klage gegen PFS erhoben. Sie fordert die volle Erstattung der Verluste aus den Options- geschäften, die von der Bank eingeklagt wur- den und die Freistellung von etwaigen wei- teren Schädigungen und Nachteilen im Zu- sammenhang mit den Optionsgeschäften. Die Investorin begründet die Klage damit, dass PFS einerseits die Optionsgeschäfte auf Basis des MEG-Vertrags gar nicht hätte tätigen dürfen und dass PFS andererseits die Anle- gervollmacht für die „spekulativen Finanz- geschäfte“ missbraucht und überschritten haben soll. Die erste Tagsatzung ist für Ende März anberaumt. Bis dahin werden in einigen Pro- jektgesellschaften die Weichen neu gestellt. Gefragt, ob die PFS auf Antrag bereit wäre, einen Anlegerbeirat zuzulassen, antwortete Anwalt Zöchbauer im Auftrag: „Ein Beirat kann von Vorteil sein, so er sich am Gesell- schaftszweck orientiert.“ AlExAndEr EndlwEBEr | FP Christian E. Penkner, PFS, lässt ausrichten: „Es gibt keine Friktionen zwischen den finanzierenden Banken und PFS.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=