FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
118 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 sachwerte I pfs Foto: © PFS, Mathias Lauringer F ür die Pension vorzusorgen war das Ziel der meisten Privatanleger, die der oberösterreichischen Immobilienfirma PFS ihr Geld anvertraut haben. Und dann das: Bei zahlreichen Immobilien reichen die Miet- einnahmen nicht aus, um die laufenden Kos- ten und die langfristigen Kredite zu decken. Bei einem kleineren Projekt in Wien fehlen pro Quartal mehr als 41.000 Euro, die von den Investoren ausgeglichen werden sollen. Das sind hochgerechnet pro Jahr elf Prozent des im Jahr 2007 von den Investoren ein- gezahlten Eigenkapitals. Allerdings sind die Anleger nicht nur deshalb verunsichert: Sie werden zur Einzahlung weiterer Eigenmittel aufgefordert, obwohl die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien wegen des Verdachts der Untreue und im engeren Sinne wegen des Verdachts des Betrugs und der Veruntreuung gegen Verantwortliche der PFS Gruppe ermittelt. Distanzierungen Nach dem Bericht von FONDS profes- sionell in der Ausgabe 3/2014 überschlugen sich die Ereignisse. Noch im Herbst hat der Wiener Notar Michael Mauler die notarielle Tätigkeit für die in der Kritik stehende PFS Gruppe eingestellt. Das fiel in den Zeitraum, in dem in mehreren Medien über die Immo- bilienfirma PFS negative Berichte erschienen. Außerdem schied Mauler im November aus dem Aufsichtsrat der PFS Financial Services International AG aus. Gegenüber FONDS professionell wollte er dazu trotz mehrfacher Nachfrage keinen Kommentar abgeben. Mau- ler war seit Gründung im November des Jah- res 2000 im Aufsichtsrat der PFS Financial Services International AG und bekleidete da- rüber hinaus bei den Immobilienprojekten des oberösterreichischen Unternehmens wichtige Funktionen. Einerseits beurkundete Mauler Ankäufe von Liegenschaften, andererseits übernahm er bei einigen PFS-Immobilienpro- jekten, an denen sich Anleger indirekt als Treugeber beteiligt haben, die Treuhänderrol- le. Letztere Funktion hat er nach Informatio- nen von FONDS professionell bislang auch noch nicht aufgegeben. In diesem Februar fand eine Anlegerversammlung der Komman- ditgesellschaft PFS Real Estate statt, auf der der Notar laut Teilnehmerberichten beteuerte, dass er auf der Seite der Investoren stehe, wobei er die Auflösung des Treuhandvertrags anbot. Dies wurde von den Anlegern nicht angenommen, stattdessen wurde er bei der Versammlung im Februar beauftragt, im Namen der Gesellschafter einen ausführlichen Fragenkatalog an die PFS Gruppe zu senden und dessen Beantwortung einzufordern. Die Frist dafür lief erst nach Redaktionsschluss ab. Im vergangenen Herbst beendete auch die Steuerberaterin und Wirtschaftstreuhänderin Irene Nessling die Zusammenarbeit mit PFS. Zu den Beweggründen wollte auch sie sich auf Anfrage von FONDS professionell mit dem Verweis auf die „strenge Verschwiegen- heitspflicht in unserem Berufsstand“ nicht äußern. Sie erklärte lediglich, dass sie als steuerlicher Vertreter über die Verwendung der Anlegergelder nicht Bescheid wisse. „Sollten Sie darüber etwas herausfinden, wäre ich Ihnen als Investorin von PFS-Produkten über eine Information darüber sehr verbunden“, erklärte Nessling. Hohe Verluste Nach dem Erscheinen von FONDS profes- sionell haben sich mehrere PFS-Anleger in der Redaktion gemeldet. Sie wollen anonym bleiben, weil sie Repressalien seitens des Unternehmens befürchten. Sie verweisen auf eine Unterlassungsklage der PFS-Vorstände Christian und Werner Penkner gegen einen Anleger, der Informationen aus seiner Akten- einsicht bei der Staatsanwaltschaft Wien an Anleger weitergegeben haben soll. Trotzdem wächst die Zahl der Anleger, die sich zur Wehr setzen – nicht nur wegen kritischer Be- richte in der Presse, sondern in erster Linie deshalb, weil es in einigen Immobilienprojek- ten wirtschaftlich schlecht läuft. So lief zum Beispiel die Finanzierung des Objekts in der Flachgasse 39–41 in den vergangenen Mona- ten komplett aus dem Ruder, obwohl PFS per Vertrag mit dem Finanzierungsmanagement beauftragt ist. Für die Immobilie wurden Ende 2007 und Anfang 2008 zwei endfällige Kre- dite über insgesamt 5,7 Millionen Euro in Schweizer Franken aufgenommen. Infolge der Kursverluste des Euro zum Schweizer Franken erhöhten sich die Rück- Seitdem die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft publik sind, regt sich Widerstand gegen die Immobilienfirma PFS. Anleger nehmen das Heft selbst in die Hand. Aufstand gegen PFS Anleger, die der oberösterreichischen Immobilienfirma PFS ihr Geld anvertraut haben, werden zur Einzahlung weiterer Eigenmittel aufgefordert, obwohl die Staatsanwaltschaft in Wien gegen die PFS Gruppe ermittelt.
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