FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015

117 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I raiffeisen-global-fundamental-rent Foto: © Raiffeisen Capital Management N eunzehn Zinssenkungen hat Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank seit November 2011 mit- beschlossen. Für die Anleihenbesitzer waren das 19 kleine, in der Summe aber beträcht- liche Geldgeschenke. Mit am stärksten pro- fitiert haben Käufer von Staatsanleihen. 5,3 Prozent annualisierte Rendite hat der J.P. Mor- gan Global Aggregate Bond Index über drei Jahre erzielt, viele Fonds haben im gleichen Zeitraum aber auch deutlich mehr verdient. Einige wenige aber auch deutlich weniger: Wenn nach einer solchen Hausse ein annua- lisierter Ertrag von unter einem Prozent bleibt, könnte man als Anleger schon frustiert sein. Beim Raiffeisen-Global-Fundamental-Rent ist genau das der Fall, obwohl das Management alles richtig gemacht hat. Der Fonds wurde im November 2010 – am Höhepunkt der Eurokrise – aufgelegt. Man wollte einen „alternativen, benchmarkunab- hängigen Prozess zur Beta-Konstruktion“ an- bieten, erklärt Fondsmanager Christian Link. Stark vereinfacht heißt das: Kommt es im Lauf der Schuldenkrise zu einer Pleite eines oder mehrerer Industriestaaten, bietet der Fonds eine Art Schutz, weil er kleinere, boni- tätsstarke Länder höher gewichtet, als das bei kapitalisierungsgewichteten Indizes der Fall ist. Mithilfe eines quantitativen Modells wur- de die Fähigkeit der Länder bewertet, ihre Schulden zurückzuzahlen. Neben harten Fak- toren wie Wirtschaftswachstum, Leistungs- bilanz, Schuldenhöhe und Budget werden dabei auch weiche Faktoren wie Korruption und Demografie berücksichtigt. Halb Europa fällt durch Am Ende hat man ein Ranking, das die Länderallokation des Global-Fundamental- Rent festlegt. Darunter befinden sich Triple- A-Länder wie Norwegen, Schweden und die Schweiz, aber auch etwa Staaten der wachs- tumsstarken südostasiatischen Region. Folgt man diesem Ansatz, sind die meisten Euro- länder hingegen praktisch nicht investierbar. Die Strategie war damals ebenso vernünftig wie erfolgversprechend, wurde in ihrem – bis- herigen – Ergebnis von der EZB ausgehebelt. Deren unorthodoxe Politik sorgte dafür, dass Risikoaufschläge der Peripherieanleihen weit- gehend verschwunden sind, obwohl sich ihre Finanzlage bestenfalls unwesentlich geändert hat. Der lange Zeit sehr starke Euro schwäch- te die Performance des Global-Fundamental- Rent, der aufgrund seiner Logik hauptsächlich außerhalb der Eurozone investieren musste. Richtig schlimm kam es mit der im Früh- jahr 2013 aufkommenden Tapering-Diskus- sion. „Viele Emerging-Markets-Investoren be- kamen Panik – nicht zuletzt weil sie sich ver- mutlich schon vorher mit ihrer Position nicht unbedingt wohl gefühlt haben“, erinnert sich Link. Insbesondere die „Fragile Five“ seien undifferenziert verkauft worden. Eines dieser Länder, die als besonders anfällig für einen Kurswechsel der Fed gelten, ist Indonesien, das aufgrund seiner hohen Wachstumsraten traditionell hoch gewichtet ist. Hohe Nettomittelabflüsse Zwischen Marktrendite und Fondsrendite klafft seither eine große Lücke. In der FIAP- Fondsdatenbank liegt der Global-Fundamen- tal-Rent über drei Jahre in der Liste der 360 vergleichbaren Fonds weit abgeschlagen. 82 Prozent der Peergroup erzielten im selben Zeitraum ein besseres Ergebnis. Zwar emp- fiehlt Raiffeisen ausdrücklich eine Behalte- dauer von acht Jahren, es muss aber befürch- tet werden, dass viele Investoren nicht so viel Geduld aufbringen werden. Das verwaltete Volumen brach gegen Ende 2013 binnen wenigen Monaten um rund 35 Prozent ein und betrug mit Stand 10. März 2015 noch 418 Millionen Euro. Zu einem Ausstieg kann man bei diesem Fonds trotz der vordergründig enttäuschenden Performance auch heute nicht raten. Er ist weniger als Investment und mehr als Versi- cherung zu sehen, denn eine Lösung ist in der europäischen Schuldenfrage nicht in Sicht. Und je weiter die Schulden steigen, umso mehr wächst die Wahrscheinlichkeit, dass der Schadensfall doch noch eintritt. In Deutsch- land haben andere Fondsinitiatoren seinerzeit aufgrund derselben Überlegungen ähnliche Produkte aufgelegt. Vergleicht man die Ent- wicklung des Raiffeisen-Fonds mit jener die- ser deutschen Produkte, schneidet er keines- wegs schlechter ab, was bedeutet, dass er im Rahmen seiner Restriktionen befriedigend gearbeitet hat. Und sieht man sich die aller- jüngste Vergangenheit an, wird deutlich, dass sich die Abschwächung des Euro-Wechselkur- ses bereits spürbar in der Fondsperformance niederschlägt. Auch hier gilt: Man soll den Tag nicht vor demAbend verfluchen. DANIEL wINkELMEIER | FP Der Raiffeisen-Global-Fundamental-Rent macht bewusst einen großen Bogen um Euro und Eurostaaten – und hatte damit bis dato kein „Glück“. Flop: Gute Idee, wenig Ertrag Christian Link, Fondsmanager im Global-Fixed-Income- Team der Raiffeisen Capital Management 0,8 Prozent per annum ISIN: AT0000A0P7V8 Agio: 3,00 % Verwaltungsgebühr: 0,96 % p.a. Erstausgabedatum: 15.4.2011 Fondsmanager: Christian Link 0 % 5 % 10 % -5 % -10 % 15 % 20 % 2012 2013 2014 ’15 n Raiffeisen Gl.Fundam.Rent EUR R n FIAP Index Staatsanleihen n HB Strategie - Hartwährungsanl. P n FvS Currency Diversification Bond R 

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